Kinder in Deutschland erfahren Armut am häufigsten durch fehlenden Urlaub

Der DJI-Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A) zeigt, in welchen Lebensbereichen Kinder und Familien Deprivation besonders stark erleben

01. August 2025 -

68 Prozent aller finanziell bedingten Einschränkungen minderjähriger Kinder in Deutschland entfallen auf die Möglichkeit mindestens eine Woche im Jahr Urlaub an einem anderen Ort zu machen. Deutlich seltener erleben Kinder in Deutschland Einschränkungen bei ihren Freizeitaktivitäten (16 Prozent) und Lernmöglichkeiten zu Hause (10 Prozent). Altersgerechte Bücher und eine unregelmäßige Ernährung machen jeweils nur einen kleinen Teil (5 bzw. 2 Prozent) der berichteten Einschränkungen aus. Das ergibt die Analyse von 4.096 Haushalten mit mindestens einem minderjährigen Kind, die im Rahmen des Surveys „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) im Jahr 2023 befragt wurden.
 

 

Bei der Befragung gaben Väter und Mütter für ihre Kinder im Haushalt an, welche Einschränkungen diese im Alltag erleben. Dabei konnten sie auswählen, ob diese Einschränkungen aus oder anderen Gründen vorliegen. Während finanziell bedingte Einschränkungen auf eine direkte Form des Armuterlebens (Deprivation) hindeuten, können andere Gründe auch die Präferenzen der Eltern widerspiegeln und wurden für diese Analyse nicht berücksichtigt.


So unterscheiden sich Deprivationserfahrungen und Einkommensarmut
Unterversorgungserfahrungen werden im Konzept der Deprivation von Peter Townsend (1979) verstanden als das Fehlen notwendiger Ressourcen für einen in der jeweiligen Gesellschaft üblichen Lebensstandard, einschließlich der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Demgegenüber definiert die EU-Statistik einen Haushalt als monetär armutsgefährdet, wenn dessen bedarfsgewichtetes Pro-Kopf-Haushaltseinkommen (Nettoäquivalenzeinkommen) weniger als 60 Prozent des mittleren nationalen Einkommens beträgt. Einkommensarmut ist möglich, ohne depriviert zu sein und umgekehrt. Beispielsweise kann bestehendes Vermögen Erfahrungen von Unterversorgung abwenden; umgekehrt kann ein nicht als einkommensarm geltender, aber hochverschuldeter Haushalt durchaus Deprivation erfahren.

 

Zentrale Befunde der AID:A 2023 BefragungProjektseite: DJI-Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A)Fachartikel im “Journal of Poverty”: Clusters of Relative Deprivation for Children under 12 Years of Age

 

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