Gesellschaftliche Herausforderungen machen Dialog über Standards in der Kinder- und Jugendhilfe dringend notwendig

Das Bundesjugendkuratorium fordert die Politik dazu auf, neue Diskussionsräume zu schaffen, um hohe Qualität zu sichern

11. Juni 2025 -

Die Kinder- und Jugendhilfe steht unter Druck. Nach Einschätzung des Bundesjugendkuratoriums (BJK), das die Bundesregierung zu Fragen der Kinder- und Jugendpolitik berät, nehmen auf der einen Seite Rechtsansprüche zu, die zum Ausbau der Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsinfrastruktur führen. Auf der anderen Seite steigen die Qualitätsanforderungen, die gesellschaftlichen Herausforderungen wachsen und auch Fachkräfte werden vermehrt gesucht. 

Das BJK ruft deshalb politische Vertreterinnen und Vertreter im aktuellen Impulspapier mit dem Titel „Standards, Qualität und Herausforderungen der Kinder- und Jugendhilfe am Beispiel Kinderschutz. Rechte junger Menschen und Qualität der Infrastrukturen“ dazu auf, Foren zu schaffen, in deren Rahmen Qualitätskriterien und Fachstandards offen diskutiert werden können. Die Sachverständigen sehen andernfalls die Gefahr, dass die Anpassung von Standards im Stillen geschehe.


Standards flexibel, aber verbindlich gestalten
Ein solcher Dialog müsse die Möglichkeiten ausloten, wie hohe Fachstandards unter erschwerten realen Bedingungen sowie der Maxime der Bedarfsgerechtigkeit gesichert werden können. Das BJK empfiehlt, dass am Austausch Vertreterinnen und Vertreter aller föderalen Ebenen sowie der zuständigen kooperierenden Systeme an den Schnittstellen der Kinder- und Jugendhilfe beteiligt werden sollten. 


Fachkräfte sichern, Qualität gewährleisten
Konkret schlägt das BJK differenzierte Ausbildungswege, gezielte Zuwanderung, flexible Arbeitsmodelle und langfristige Perspektiven vor, um das Berufsfeld attraktiver zu machen. Auch die Jugendhilfeplanung, die als Teil kommunaler Sozialplanung ein Steuerungsinstrument für die Gewährleistung und Ausgestaltung der Rechtsansprüche ist, die sich aus dem Achten Sozialgesetzbuch (SGB VIII) ergeben, sei ein mögliches Instrument, um bessere regionale und überregionale Handlungsperspektiven zu schaffen.

Gleichzeitig mahnen die Expertinnen und Experten, Fachlichkeit nicht durch formale Kriterien allein zu definieren, sondern eine bedarfsgerechte Flexibilisierung von Standards anzuwenden. Entscheidend sei, die Qualität der Arbeit auch inhaltlich zu diskutieren – zum Beispiel im Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten.

Die Kinder- und Jugendhilfe brauche koordinierte Strategien von Bund, Ländern und Kommunen. Der gemeinsame Dialog sei kein Luxus, sondern Voraussetzung, um auch künftig jedes Kind wirksam zu schützen – unabhängig von Herkunft und Lebensumständen.


Aufgaben und Zusammensetzung des BJK
Dem BJK gehören aktuell 15 Sachverständige aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Wissenschaft an, die durch die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die Dauer der aktuell noch laufende Legislaturperiode berufen wurden. In dieser 20. Legislaturperiode waren erstmals junge Menschen unter 27 Jahren im BJK vertreten. Die „Arbeitsstelle Kinder- und Jugendpolitik“, die am Deutschen Jugendinstitut (DJI) angesiedelt ist, unterstützt das Gremium. DJI-Direktorin Prof. Dr. Sabine Walper ist ständiger Gast im Bundesjugendkuratorium.

 

BJK-Impulspapier „Standards, Qualität und Herausforderungen der Kinder- und Jugendhilfe am Beispiel Kinderschutz. Rechte junger Menschen und Qualität der Infrastrukturen“BundesjugendkuratoriumArbeitsstelle Kinder- und Jugendpolitik am DJI

 

Kontakt
Dr. Pia Jaeger
Leitung Arbeitsstelle Kinder- und Jugendpolitik
Tel.: 089/62306-353
pjaeger@dji.de 

Martin Kern
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-397
mkern@dji.de