Weiteres Personalwachstum in westdeutschen Kitas – Stagnation im Osten

Das neu erschienene Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2025 präsentiert aktuelle Befunde zu Personal, Arbeitsmarkt und Ausbildung in der Kindertagesbetreuung

© Denise Heinrich

05. November 2025 -

Rund 895.000 Personen arbeiteten im Jahr 2024 in Kindertageseinrichtungen und damit etwa 54.000 mehr als 2022. Hinter dieser bundesweiten Dynamik verbergen sich ungleiche Entwicklungen: Während in Westdeutschland das Personal in diesem Zeitraum um 7 Prozent gewachsen ist, wurden im Osten nur wenige neue Stellen geschaffen (+2 Prozent). Im Vergleich zu 2023 gab es in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sogar leichte personelle Rückgänge. Ein Grund sind die Geburtenzahlen, die im Osten seit einem Höchststand im Jahr 2016 um 29 Prozent gesunken sind. Im Westen setzte der Rückgang erst nach 2021 ein. Seitdem hat sich die Zahl der Neugeborenen dort um 14 Prozent verringert. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren aller  Voraussicht nach verstärken, wie empirische Analysen des neu erschienenen Fachkräftebarometers Frühe Bildung 2025 der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) zeigen.

„Die Nachfrage nach Kita-Plätzen und Fachkräften wird in den kommenden Jahren regional stark variieren und die Situation für Träger und Kommunen schwer planbar machen“, sagt Professor Dr. Thomas Rauschenbach, Leiter der Autor:innengruppe Fachkräftebarometer. „Es ist wichtiger denn je, diese Entwicklung kleinteilig zu beobachten, damit Verantwortliche angemessen und rechtzeitig reagieren können.“

Ungleiche Voraussetzungen für Bildung und Betreuung

Nicht nur die zukünftigen Personal- und Platzbedarfe variiert zwischen den Landesteilen, sondern auch die Rahmenbedingungen für die pädagogische Arbeit. So ist im Westen eine Fachkraft im Durchschnitt für 3,4 Krippen- und 7,0 Kindergartenkinder zuständig. Im Osten ist der Personal-Kind-Schlüssel mit 5,3 Krippen- und 9,6 Kindergartenkindern pro Fachkraft deutlich schlechter. Bei den Anteilen der hoch qualifizierten Kräfte, die über einen einschlägigen Fachschul- oder Hochschulabschluss verfügen, liegen die ostdeutschen Länder vorne: Mit Ausnahme Berlins reicht die Spannbreite von 88 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern bis hin zu 94 Prozent in Thüringen. In den westdeutschen Ländern variiert dieser Anteil zwischen 54 Prozent in Bayern und 75 Prozent in Hessen und Rheinland-Pfalz. Angesichts der gestiegenen Anforderungen an die Frühe Bildung fordern Expert:innen eine Quote von mindestens 72,5 Prozent.

„Der nachlassende Ausbaudruck eröffnet die Chance, die Kita-Qualität in allen Bundesländern entsprechend fachlich empfohlener Standards anzuheben“, so WiFF-Leitung Professorin Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin, die die Autor:innengruppe gemeinsam mit Professor Rauschenbach leitet. „Dies ist dringend notwendig, um den Kindern bundesweit gleiche Bildungschancen und Fachkräften vergleichbare Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zu ermöglichen.“ 

Verschiebungen bei der Qualifikation des Kita-Personals

Mit Blick auf die gesamtdeutsche Zusammensetzung des pädagogischen Personals in Kitas zeigen sich leichte Veränderungen innerhalb des Qualifikationsgefüges. Der Anteil ausgebildeter Erzieher:innen ist in den letzten zehn Jahren von 68 auf 63 Prozent zurückgegangen. Während im Osten der Anteil einschlägig akademisch Qualifizierter von 6 auf 7 Prozent (gegenüber zuletzt 5 Prozent im Westen) leicht zugenommen hat, wurden im Westen mehr Personen ohne einschlägige Berufs- oder Hochschulabschlüsse eingestellt – ihr Anteil stieg von 5 auf 6 Prozent (gegenüber zuletzt 3 Prozent im Osten). Letztere bilden dennoch eine kleine Gruppe von bundesweit rund 60.000 Personen. Eine vergleichbare Anzahl an Personen, nämlich 54.000, waren 2024 noch in einer einschlägigen Ausbildung und zugleich in einer Kita tätig. Im Zehnjahresvergleich ist ihr Anteil deutschlandweit von 4 auf 7 Prozent angestiegen. Dies ist auf die Einführung praxisintegrierter, vergüteter Ausbildungsformate zurückzuführen, die mittlerweile auf allen Ausbildungsebenen für die Frühe Bildung angeboten werden. Trotz dieser Verschiebungen sind Kindertageseinrichtungen nach wir vor von einer hohen Fachlichkeit geprägt: 86 Prozent des pädagogisch und leitend tätigen Personals verfügen über einschlägige Berufs- und Hochschulabschlüsse.

Hohe Bindung an das Arbeitsfeld Frühe Bildung

Auch wenn sich die Zusammensetzung des Personals leicht verändert hat, bleibt die Bindung der einzelnen Beschäftigten an das Arbeitsfeld hoch, wie Analysen zur beruflichen Mobilität frühpädagogischer Fachkräfte zeigen. Im Jahr 2023 ergriffen nur 5 Prozent der Fachkräfte bei einem Jobwechsel einen Beruf außerhalb der Kindertagesbetreuung. Zahlenmäßig sind sogar etwas mehr Personen aus anderen Arbeitsfeldern in die Kindertagesbetreuung eingemündet, als sie Personen verlassen haben. 

Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung liefert alle zwei Jahre auf Basis amtlicher Daten ausführliche Informationen über Personal, Arbeitsmarkt, Erwerbssituation sowie Ausbildung und Qualifizierung in der Frühpädagogik sowie im Ganztag. 

Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) wurde 2008 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut initiiert, um die Elementarpädagogik als Basis des Bildungssystems zu stärken. WiFF wird in Kooperation mit dem Forschungsverbund DJI/TU Dortmund durchgeführt und aus Bundesmitteln gefördert. 

Publikation Fackräftebarometer Frühe Bildung 2025
Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF)

Kontakt
Julia Pollert
Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte
089/62306-248
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