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De facto-Kategorisierung und Ungleichheit bei der Kita-Platzvergabe in Deutschland: Der Rechtsanspruch auf Frühe Bildung und seine Realität

Bader, Samuel/Scholz, Antonia (2024):
De facto-Kategorisierung und Ungleichheit bei der Kita-Platzvergabe in Deutschland: Der Rechtsanspruch auf Frühe Bildung und seine Realität.
In: Zeitschrift für Sozialreform
Jahrg.: 70

Der Beitrag untersucht die Platzvergabe in Kindertageseinrichtungen. Trotz langjährigen Ausbaus und eines gesetzlichen Platzanspruchs zeigen sich in Deutschland Nutzungsunterschiede in Abhängigkeit von der sozialen Herkunft. Angesichts vielerorts fehlender Kita-Plätze wird das Aufnahme- zu einem Auswahlverfahren. Im deutschen Kita-Mehrebenensystem ergeben sich hierbei Spielräume auf Einrichtungsebene. Diskutiert wird, inwiefern es sich dabei um einen Prozess der Kategorisierung handelt, der zu ungleicher Teilhabe an Früher Bildung führen kann. Wer an der Platzvergabe in deutschen Kitas beteiligt ist und welche Aufnahmekriterien Anwendung finden, wird mit den TALIS Starting Strong Daten quantitativ untersucht und international eingeordnet. Es zeigt sich, dass Einrichtungsleitungen eine zentrale Rolle spielen. Die Aufnahmekriterien erweisen sich häufig als ungleichheitsrelevant, teils offensichtlich, teils bedingt durch komplexere Zusammenhänge. Angesichts fortbestehender Platzknappheit gilt es diese kritisch zu diskutieren. This article investigates the allocation of places in child care centres. Despite many years of expansion and a legal entitlement to places, enrolment in Germany differs depending on the social background. In view of the lack of child care places in many regions, the admission procedure turns out to be a de facto selection. In the German multi-level ECEC-system, there is also room for manoeuvre at centre level. We discuss to what extent this results in ‘sorting processes’ that can lead to unequal participation in early education and care. We draw on data from TALIS Starting Strong to quantitatively analyse and internationally contextualize who is involved in allocating places in German child care centres. Results show that the centre leaders play a central role. The individual admission criteria are often relevant to inequality, partly obviously and partly due to more complex relationships. In the light of continuously lacking places, a critical discussion of criteria seems crucial.