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Familien mit erhöhtem elterlichen Stress und Konfliktpotential: Eine Zielgruppe für psychosoziale Unterstützungsangebote?
Familien mit erhöhtem elterlichen Stress und Konfliktpotential: Eine Zielgruppe für psychosoziale Unterstützungsangebote?
In: Das Gesundheitswesen
Ziel der Studie Psychosoziale Belastungen können die erste Lebensphase von jungen Familien erschweren. Eine bisher wenig beleuchtete Gruppe sind Familien mit erhöhtem elterlichen Stress und Konfliktpotential. In diesem Beitrag sollen 1) die Kenntnis und Nutzung von Unterstützungsangeboten elternstress- und konfliktbelasteter Familien eingeordnet werden und 2) die Auswirkung von elterlichem Stress und Konfliktpotential auf das Erziehungsverhalten untersucht werden. Methodik Hierzu wurden Daten aus einer repräsentativen Querschnittsstudie des Jahres 2015 mit N = 7 549 Familien sowie der Folgestudie mit n = 905 Familien analysiert. Eltern, die mit ihrem Kind in einer Kinderarztpraxis bei einer U3-U7a- Untersuchung waren, füllten einen schriftlichen Fragebogen aus. Kenntnis und Nutzung der Angebote wurden bei vier Belastungsgruppen (unbelastet, sozioökonomisch belastet, elternstress- und konfliktbelastet und hochbelastet) untersucht. Ergebnisse Familien mit erhöhtem elterlichem Stress und Konfliktpotential nehmen trotz leicht erhöhter Kenntnis selektive Angebote seltener in Anspruch als sozioökonomisch hochbelastete Familien. Sie berichten häufiger dysfunktionales Erziehungsverhalten. Schlussfolgerung Dies wirft die Frage auf, ob Familien mit erhöhtem elterlichen Stress und Konfliktpotential zu wenig Unterstützung erhalten, weil sie keinen deutlich sichtbaren Hilfebedarf haben oder ob sie aufgrund sozioökonomischer Ressourcen, der hohen Angebotskenntnis und der Nutzung universeller medizinischer und Familienbildungsangeboten ausreichend versorgt sind. Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise für die Versorgung von Familien in unterschiedlichen Belastungslagen und tragen dazu bei, den Unterstützungsbedarf einzuschätzen.