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Von solitären Interneteltern und gemeinschaftsorientierten Fernsehfamilien. Eine Typologie digitaler Mediennutzung in Familien

Lange, Andreas/Kammerl, Rudolf (Hrsg.): Zerle-Elsäßer, Claudia/Schüller, Simone/Langmeyer-Tornier, Alexandra/Naab, Thorsten/Heuberger, Stephan (2021):
Von solitären Interneteltern und gemeinschaftsorientierten Fernsehfamilien. Eine Typologie digitaler Mediennutzung in Familien.
In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation
Jahrg.: 41, H. 4, S. 413-431

Den Umgang mit digitalen Medien lernen Kinder im Grund- und Vorschulalter im Wesentlichen in der Familie, wo sie bereits in sehr frühem Alter damit konfrontiert werden. Für Deutschland gibt es aktuell nur wenig bevölkerungsrepräsentative Forschung, aus der sich systematische Erkenntnisse dazu ableiten lassen, in welchem Umfang digitale Technologien in Familien genutzt und wie die Kinder in ihrer Medienaneignung begleitet werden. Das Papier nutzt die Daten des DJI-Surveys AID:A 2019 und nimmt die Mediennutzung und -erziehung in Familien mit Kindern unter 12 Jahren in den Blick (N = 1.945 Zwei-Eltern-Familien). Eine latente Profilanalyse führte zu einer 4-Klassen-Typologie familialer Digitalmediennutzung, die sowohl die absoluten Mediennutzungsdauern aller Familienmitglieder, als auch die gemeinsame Mediennutzung als Form medienerzieherischen Handelns berücksichtigt. Die Befunde legen zwei starke Hauptgruppen nahe: Während die Gemeinschaftsorientierte Fernseh-Familie (49,2 %) am häufigsten das Medium Fernsehen nutzt und dies auch am häufigsten zusammen (Eltern und Kinder), werden in Familien mit Solitären Internet-Eltern (36,9 %) stärker andere Medien (Internet, Gaming) und diese seltener gemeinsam genutzt. Ein multinomiales Logit-Modell bringt anschließend die Typologie in einen Zusammenhang mit wesentlichen, soziodemographischen Faktoren. Für die Fachpraxis ergeben sich aus diesen Differenzierungen möglicherweise je unterschiedliche Konfliktlagen und Beratungsbedarfe.