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„Geflüchtete“ als Adressatengruppe in der professionellen Bearbeitung von lokalen Konflikten in der Migrationsgesellschaft

Hohnstein, Sally
„Geflüchtete“ als Adressatengruppe in der professionellen Bearbeitung von lokalen Konflikten in der Migrationsgesellschaft.
Universität zu Köln/Netzwerk Fluchtforschung "Konferenz." 19.09.2020
Angesichts der verstärkten Fluchtmigration ab 2014 häuften sich mediale Berichte über lokale Konfliktereignisse um die Themen Zuwanderung und Flucht. Standen zunächst Konflikte innerhalb der Bürgergesellschaft um die Unterbringung von Geflüchteten (insbesondere in Wohnquartieren) im Vordergrund, rückten später zunehmend auch Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum in den Fokus, an denen Geflüchtete beteiligt waren bzw. eine Beteiligung von geflüchteten Menschen angenommen wurde. Solche Konfliktkonstellationen sind in letzten Jahren auch Gegenstand (sozial-)pädagogischer Arbeit geworden. Mit unterschiedlichsten Ansätzen wurde versucht, Konfliktgeschehen zu bearbeiten und in geregelte Verfahren sowie produktive Formen von gesellschaftlichem Zusammenleben zu überführen. Im Rahmen eines empirisch-qualitativen Forschungsprojekts am Deutschen Jugendinstitut werden aktuell Formen der Bearbeitung lokaler Konflikte in der Migrationsgesellschaft explorativ untersucht. Mittels leitfadengestützter Interviews wurden im Handlungsfeld tätige Fachkräfte zu ihrer Praxis befragt. Das erhobene Datenmaterial wird gegenwärtig hinsichtlich der jeweils zugrundeliegenden Konfliktwahrnehmungen und -deutungen der Fachkräfte, ihrer Handlungslogiken sowie Praxiserfahrungen innerhalb ihrer sozialpädagogischen Tätigkeit rekonstruktiv ausgewertet. Als Ergebnis unserer bisherigen Analysen zeigt sich, dass Geflüchtete in den Konfliktbearbeitungsprozessen von den Fachkräften als relevante Konfliktgruppe wahrgenommen werden. Hierfür zeichnen insbesondere die Problematisierungen der lokalen Bevölkerung verantwortlich. Eine Aufgabe für die Fachkräfte besteht nun darin, deren Problemsichten und die darin eingelagerten Homogenisierungs- und Otheringpraktiken als Konfliktperspektive anzuerkennen und sich gleichsam davon professionell abzugrenzen. Zugleich gilt es, die als Geflüchtete adressierte Konfliktgruppe aus ihrer Position als „Konfliktobjekte“ herauszuheben und aktiv in die Bearbeitungsprozesse einzubinden. Im Vortrag soll dargestellt werden, wie die befragten Fachkräfte mit diesen Herausforderungen umgehen. Dabei soll auch auf die Reproduktion von Differenz, (Nicht-)Zugehörigkeit und Machtverhältnissen durch die Fachkräfte eingegangen werden. Schlagworte: Protest, Konflikt, Konfliktbearbeitung, Kategorienbildung, Othering, Homogenisierung, Gender, Bildung, soziale Arbeit, Teilhabe