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Vorstellungen Jugendlicher und junger Erwachsener zur idealen Hausarbeitsteilung von Elternpaaren: Welche Rolle spielen Sozialisationserfahrungen im Elternhaus?

Bernhardt, Janine/Kleinschrot, Leonie
Vorstellungen Jugendlicher und junger Erwachsener zur idealen Hausarbeitsteilung von Elternpaaren: Welche Rolle spielen Sozialisationserfahrungen im Elternhaus?
ifb Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg/DGS Sektion Familiensoziologie "DGS-Sektion Familiensoziologie." 11.10.2019
Trotz zunehmender Verbreitung egalitärer Geschlechterrolleneinstellungen und der gestiegenen Erwerbsbeteiligung von Müttern ist die Hausarbeitsteilung von Elternpaaren nach wie vor stark geschlechtsspezifisch. Selbst wenn beide Elternteile Vollzeit erwerbstätig sind, verwenden Mütter mehr Zeit für Hausarbeit als Väter. Erklärungsansätze zu strukturellen Rahmenbedingungen können diese Diskrepanz zwischen egalitären Einstellungen und spezialisiertem Verhalten nur bedingt erklären. Beispielsweise lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede in der Hausarbeitsbeteiligung bereits im Jugendalter beobachten. Eine weitere Forschungslinie geht im Anschluss an Sozialisationsansätze davon aus, dass die Persistenz in der Hausarbeitsteilung teilweise auf intergenerationale Transmission zurückzuführen ist. Demnach spielen Eltern als Verhaltens- und Meinungsvorbilder eine prägende Rolle bei der Entwicklung von Geschlechterrolleneinstellungen und -verhalten ihrer Kinder. Durch Beobachtung und Erziehung, so die Annahme, entwickeln Kinder Kompetenzen und Normalitätsvorstellungen über die Rollen von Müttern und Vätern in der Familie. Die empirische Forschung, national wie international, hat sich bislang überwiegend auf die faktische Zeitverwendung von Eltern und Kindern für Hausarbeit konzentriert. Inwieweit Jugendliche aus diesen Sozialisationserfahrungen auch normative Vorstellungen darüber ableiten, wie sich Eltern die Aufgaben im Haushalt idealerweise teilen sollten, ist noch kaum erforscht. Der Beitrag untersucht anhand von dyadischen Mutter-Kind-Daten aus zwei Erhebungswellen des AID:A Panels, inwiefern die Idealvorstellungen junger Frauen und Männer zur partnerschaftlichen Hausarbeitsteilung mit der tatsächlichen Aufteilung ihrer Eltern zusammenhängen. Im Unterschied zur bisherigen Forschung können wir nach Tätigkeiten differenzieren und konzentrieren uns auf Tätigkeiten mit typischerweise hoher Aufgabenspezialisierung wie Putzen, Wäschewaschen, Reparaturen und technische Tätigkeiten. Erste deskriptive Analysen haben gezeigt, dass sich die Aufteilungsvorstellungen der jungen Frauen und Männer nach Tätigkeiten aber nur schwach nach Geschlecht unterscheiden. Zudem untersuchen wir, inwieweit die vermuteten intergenerationalen Zusammenhänge über die eigene Beteiligung der Kinder an der Hausarbeit im Elternhaus oder über Geschlechterrolleneinstellungen der Mutter vermittelt werden, um Einblicke in die Relevanz von Kompetenz- und Wertvermittlung als potenzielle Mechanismen zu gewinnen. Für die Analysen kombinieren wir Befragungsinformationen der Kinder aus dem Jahr 2018 mit Angaben der Mütter zur tatsächlichen Hausarbeitsteilung aus dem Jahr 2014/15. Wir beschränken die Stichprobe auf Kinder, die in getrenntgeschlechtlichen Zwei-Eltern-Familien aufgewachsen sind. Das Alter der Kinder lag zum Befragungszeitpunkt 2018 zwischen 15 und 21 Jahren. Die Stichprobe umfasst ca. 700 Mutter-Kind Dyaden.