UNICEF und DJI richten Appell für Kinderrechte an die Politik
Die Entwicklung unserer Gesellschaft hängt von der Entwicklung unserer Kinder ab

Foto: Julia Zimmermann/UNICEF
UNICEF und das Deutsche Jugendinstitut (DJI) haben in Berlin mit Expertinnen und Experten über die Ergebnisse des aktuellen UNICEF-Berichts zur Lage der Kinder in Deutschland 2023 diskutiert. Prof. Dr. Hans Bertram, Autor des Berichts und ehemaliger Direktor des DJI, stellte dabei die wichtigsten Erkenntnisse seiner Untersuchungen vor.
Der Bericht zeigt auf, dass eine zunehmende Zahl von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ins gesellschaftliche Abseits gerät und die Chancen, die ihnen zustehen, nicht nutzen kann. Das Risiko, dauerhaft in Armut zu leben, begleitet mehr als 1,3 Millionen durch ihre Kindheit. Viele Kinder werden in der Schule frühzeitig abgehängt und schaffen am Ende keinen Abschluss. Nach der Pandemie deutlich gesunkene, im europäischen Vergleich sehr niedrige Zufriedenheitswerte unter Jugendlichen spiegeln die Probleme der jungen Generation wider.
Der sechste und abschließende Bericht für UNICEF seit 2006 richtet den Fokus auf Bildungschancen und Armutsrisiken sowie die Zufriedenheit, Gesundheit und Sicherheit von Kindern im europäischen und Bundesländervergleich.
„Mit Kindergrundsicherung 5,6 Millionen Kinder aus der Armut holen“
Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, verwies in ihrem Vortrag auf die „5,6 Millionen Kinder, die wir mit der Kindergrundsicherung aus der Armut holen“. Armut bedeute einen Mangel an Möglichkeiten, so Paus. Was Kinder und Jugendliche bräuchten, sei materielle Teilhabe, Bildung und Resilienz. Viele seien auf sich allein gestellt bei der Bewältigung der eigenen Probleme und der Deutung der schwierigen Weltlage.
„Ein Gefühl der Ohnmacht macht sich unter jungen Menschen breit und nagt auch an ihrem Vertrauen in die Institutionen“, sagte Prof. Dr. Sabine Walper, Direktorin des DJI. In vielen Bereichen – wie dem Bildungswesen oder der medizinischen Betreuung – sehe man ein sogenanntes Silodenken. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten sei hingegen unerlässlich. Prof. Walper äußerte die Hoffnung, dass die Forschungsergebnisse Eingang in die Berichte der Bundesregierung fänden.
UNICEF-Vorsitzender Georg Graf Waldersee sagte: „Unser Ziel ist, gerade in diesen angespannten, transformatorischen Zeiten allen Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen. Wie erfolgreich unsere Gesellschaft mit den Veränderungen Schritt halten wird, hängt maßgeblich von der Entwicklung unserer Kinder ab. Sie müssen bereits im frühen Alter ihre Talente entfalten können, und es ist unsere Aufgabe, sie dabei nach besten Kräften unterstützen.
Diskussion mit Bundestagsageordneten und Schirmherrin Elke Büdenbender
Die Bundestagsabgeordneten Emilia Fester (Bündnis90/Grüne), Dr. Ottilie Klein (CDU), Kevin Kühnert (SPD) und Jens Teutrine (FDP) zogen unterschiedliche Schlussfolgerungen aus dem Bericht mit Blick auf Bildungsinitiativen für Kindertagesstätten und Schulen, die Bekämpfung von Kinderarmut oder die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz. Konsens herrschte über die Notwendigkeit einer deutlichen Stärkung von Kindern und ihren Familien.
UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender bekräftigte: „Wir können es uns nicht leisten, auch nur eine Lernchance zu verpassen und nur ein Kind zurückzulassen. Deshalb brauchen wir höhere Investitionen in Bildungschancen, insbesondere in die frühkindliche Bildung und Sprachförderung – das heißt für mich auch schon in den Kindertagesstätten!“
UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland 2023DJI-Direktorin Mitglied in oberstem Organ von UNICEF DeutschlandUNICEF Deutschland
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