Betreuungsbedarf schwankt deutlich zwischen den Ländern

Studie 2 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2022 beschreibt die Betreuungswünsche von Eltern mit Kindern im Grundschulalter

Mädchen malt mit Buntstiften

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27. Januar 2023 -

Wie viele Kinder brauchen einen Betreuungsplatz? In welchem zeitlichen Umfang wünschen Eltern eine außerunterrichtliche Betreuung? Wie sieht es mit der Betreuung in den Ferien aus? Diese und viele weitere Fragen müssen geklärt werden, um den Status Quo und den Bedarf des quantitativen Ausbaus der Kindertagesbetreuung in Deutsch­land zu ermitteln und zu steuern.

Im Rahmen der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) analysieren die Forschenden daher mittels einer jährlichen, länderrepräsentativen Elternbefragung Betreuungsbedarf und Betreuungssituation von Kindern ab der Geburt bis zum Ende der Grund­schulzeit. Die Studie ermittelt seit mittlerweile elf Jahren auch Diskre­panzen zwischen dem Bedarf und der Verfügbarkeit von Kindertages­betreuung.

Seit sechs Jahren erarbeitet das KiBS-Team darüber hinaus jährlich eine Reihe von vertieften Analysen, die im Format des DJI-Kinderbetreuungs­reports als Serie thematisch fokussierter Studien verfügbar sind. Die Auswertungen beschäftigen sich etwa mit den Kosten der Kindertages­betreuung, den Gründen für eine Nichtinanspruchnahme von Kinder­tagesbetreuung oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Report 2022 werden die zentralen Indikatoren der Erhebung aus dem Jahr 2021 vorgestellt.

Die jetzt vorliegende Studie 2 des Reports 2022 befasst sich mit dem Bedarf an und der Nutzung von Betreuungsangeboten im Grundschulalter. Vor dem Hintergrund eines ab dem Jahr 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf ganztägige Betreuung für Grundschulkinder gibt sie Einblicke in die Betreuungssituation. Die Entwicklung des Betreuungsbedarfs und des Anteils der Kinder, die ein Bildungs- und Betreuungsangebot besuchten, wird mit den KiBS-Daten für mittlerweile sechs Jahre nachgezeichnet. „Wir beobachten nun schon das zweite Jahr in Folge eine Stagnation des Bedarfs. Im Jahr 2019 führte die bis dahin zu beobachtende Entwicklung noch dazu, dass wir von einem weiteren Anstieg des Betreuungsbedarfs bis zur Einführung des Rechtsanspruchs auf Betreuung im Jahr 2026 ausgingen. Inwiefern die aktuell beobachtete Stagnation von Dauer ist oder lediglich eine Auswirkung der Coronapandemie, wissen wir momentan nicht“, erklärt die DJI-Wissenschaftlerin Katrin Hüsken.

Zentrale Ergebnisse der Studie

Deutschlandweit besuchte etwas mehr als die Hälfte der Grundschulkinder einen Hort oder eine Ganztagsschule. Jedes sechste Kind nahm an Ange­boten der Übermittagsbetreuung teil. Diese werden vor allem in West­deutschland häufig genutzt.

73 Prozent der Eltern wünschten sich einen Betreuungsplatz für ihr Grund­schulkind, wobei der Bedarf weiterhin deutlich zwischen den Bundes­ländern schwankt. In Ostdeutschland und Hamburg war der Bedarf höher als in anderen Bundesländern.

Die Auswertungen der KiBS-Daten aus dem Jahr 2021 zeigten ferner, dass vor allem in Westdeutschland in ländlichen Regionen der Betreuungs­bedarf geringer war als in dicht besiedelten Regionen. Dies gilt ebenso für den Anteil der Nutzenden von Bildungs- und Betreuungsangeboten.

Wie bereits in den Vorjahren verdeutlichen die Befunde, dass nicht alle Eltern, die einen Betreuungsbedarf äußerten, einen Ganztagsplatz in einem Hort oder einer Ganztagsschule benötigen. Vor allem in Westdeutschland werden von einigen Eltern auch kürzere Betreuungszeiten nachgefragt.

Was die Betreuung in den Ferien angeht, lässt sich aus Elternsicht fest­stellen, dass 82 Prozent der Eltern, deren Kind ein Betreuungsangebot besuchte, dies auch in den Ferien gerne nutzen würde. Bei vier von fünf dieser Eltern bot die Einrichtung eine Betreuung an, die dann auch von den meisten Familien in Anspruch genommen wurde. Umgelegt auf alle Nutz­en­den einer Betreuung in der Schulzeit nahmen etwas weniger als die Hälfte eine Ferienbetreuung in Anspruch.

KiBS wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Die Forschungsergebnisse werden unter anderem in der Broschüre „Kindertagesbetreuung Kompakt“ des BMFSFJ publiziert, dort vor allem zu den Themen des Betreuungsbedarfs sowie zu Häufigkeit und Umfang der tatsächlichen Nutzung der Kindertages­betreuung.


Bedarf an und Nutzung von Betreuungsangeboten im Grundschulalter, DJI-Kinderbetreuungsreport 2022, Studie 2 von 6, Katrin Hüsken, Kerstin Lippert, Susanne Kuger, 47 Seiten, ISBN: 978-3-86379-448-4DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) „Kindertagesbetreuung Kompakt – Ausbaustand und Bedarf 2021“ des BMFSFJ


Kontakt

Katrin Hüsken
Tel.: 089/62306-288
huesken@dji.de

Sonja Waldschuk
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-173
waldschuk@dji.de