„Wir haben wirklich eine familienfreundliche Politik – allerdings mit deutlichen Schwachstellen beim Thema Kita“
DJI-Familienökonomin Christina Boll spricht im SWR-Interview darüber, wie Deutschland noch kinderfreundlicher werden könnte

Foto: Stefan Obermeier
Auf die Frage, ob Deutschland ein kinderfreundliches Land ist, gebe es keine einfache Antwort, sagt PD Dr. habil. Christina Boll, Leiterin der Abteilung „Familie und Familienpolitik“ am Deutschen Jugendinstitut (DJI), im Gespräch mit SWR1-Moderator Nabil Atassi. Ein wichtiges Kriterium sei, ob Familien politisch ausreichend unterstützt werden. Ebenso entscheidend sei jedoch, ob Familien und Kinder in der Gesellschaft Wertschätzung erfahren und sich willkommen fühlen.
Weiterhin große Herausforderungen bei frühkindlicher Bildung und Betreuung
Im Interview der Sendung „SWR1 Leute“ betont Christina Boll, dass Deutschland im internationalen Vergleich bezüglich der monetären Familienleistungen gut aufgestellt sei, die aber noch besser bekannt gemacht und deren Antragswege vereinfacht werden müssten. Zudem gebe es gerade bei der frühkindlichen Bildung und Betreuung weiterhin große Herausforderungen. Der Mangel an Kitaplätzen für Kinder unter drei Jahren schränke die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach wie vor erheblich ein und begrenze die Nutzung von Fachkräftepotenzialen unter Müttern. Unabhängig von der Vereinbarkeitsfunktion sei die Kita aber neben der Familie auch ein sehr wichtiger frühkindlicher Bildungsort. Um soziale Herkunftseffekte in kindlichen Bildungsentwicklungen effektiv anzugehen und allen Kindern von Beginn an zu gleichen Bildungschancen zu verhelfen, müsse der Bildungsauftrag von Kitas stärker in den Mittelpunkt gerückt werden.
Perspektive der Kinder stärker in den Mittelpunkt stellen
Darüber hinaus spricht Boll darüber, welche politischen Maßnahmen notwendig wären, um Familien langfristig zu entlasten und Kinderarmut zu reduzieren. Sie wirbt dafür, bei allen familienpolitischen Reformen die Perspektive der Kinder stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Auch die Unternehmen hätten eine große Verantwortung, Sorge- und Erwerbsarbeit für alle Eltern vereinbar zu gestalten. Dazu, dass sich Familien mit Kindern in Deutschland willkommen fühlten, könne aber auch jeder und jede Einzelne im Alltag beitragen, etwa im Restaurant oder im öffentlichen Nahverkehr.
Interview als Video in der ARD-MediathekInterview als Audio-Stream in der Mediathek des Südwestrundfunks (SWR)
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