Fachkräfte mit ausländischen Qualifikationen lindern Personalnot in Kitas nur bedingt

Jeder vierte Antrag auf Anerkennung als Erzieher:in wird abgelehnt, geht aus aktuellen Analysen zum Fachkräftebarometer Frühe Bildung hervor

06. März 2025 -

In deutschen Kitas herrscht seit Jahren Personalmangel, der sich in Westdeutschland weiter zuspitzen wird: Bis zum Jahr 2030 fehlen Berechnungen des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund zufolge voraussichtlich 51.000 bis 88.000 Fachkräfte. Hinzu kommt ein weiterer Personalbedarf durch die geplante stufenweise Einführung des Rechtsanspruchs auf ganztägige Betreuung von Grundschulkindern ab dem Schuljahr 2026/27. Ein viel diskutierter Baustein zur Sicherung des Personalbedarfs ist unter anderem die Integration von Fachkräften mit im Ausland erworbenen Qualifikationen. Analysen zum Fachkräftebarometer Frühe Bildung zeigen allerdings, dass jeder vierte Antrag auf Anerkennung als ausgebildete:r Erzieher:in abgelehnt wird, da die zur Bewertung eingereichten, im Ausland erworbenen Qualifikationen als nicht gleichwertig mit der deutschen mehrjährigen fachschulischen Ausbildung bewertet werden. 

Die Anzahl der Antragsstellenden hat sich seit 2018 um 65 Prozent erhöht

Den Daten zufolge stellten im Jahr 2023 etwa 2.800 Personen mit einem ausländischen Abschluss im Rahmen eines landesrechtlichen Verfahrens einen Antrag auf Anerkennung als Erzieher:in. Das entspricht 65 Prozent mehr Antragstellenden als noch im Jahr 2018. Sie stammen aus 90 verschiedenen Ländern, die meisten aus Spanien, gefolgt von der Ukraine und der Türkei. Zum Zeitpunkt der Analysen gab es zu 2.400 Anträgen bereits eine Entscheidung, von der abhängt, ob die Antragsstellenden als staatlich anerkannte Erzieher:innen und damit als pädagogische Fachkraft in einer Kita arbeiten dürfen: Nur in etwa einem Viertel der Verfahren wurde eine volle Gleichwertigkeit mit der deutschen Ausbildung festgestellt. Knapp der Hälfte der Antragstellenden wurde ein zusätzlicher Anpassungslehrgang oder eine Eignungsprüfung zur Auflage gemacht. Auf ein weiteres Viertel der Anträge folgte ein negativer Bescheid, weil ihre Qualifikation in Umfang, Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen nicht als gleichwertig anerkannt wurden. In anderen für die Kita relevanten Berufsgruppen wie der Kinderpflege, der Sozialassistenz oder der Kindheitspädagogik, wurde im Jahr 2023 nur etwa jeder zehnte Antrag abgelehnt. 

Mehr Unterstützung und passgenaue Nachqualifizierungen erforderlich

„Dass so viele im Ausland erworbene pädagogische Qualifikationen nicht als gleichwertig zur deutschen Qualifikation der Erzieherin bzw. des Erziehers anerkannt werden, liegt vermutlich an der großen Heterogenität der ausländischen Abschlüsse, die mit der mehrjährigen fachschulischen Ausbildung in Deutschland nur schwer vergleichbar sind, erklären Pascal Hartwich und Katja Tillmann vom Forschungsverbund DJI/TU Dortmund. So gebe es keine EU-weiten Mindeststandards für Ausbildungsberufe in der Frühen Bildung wie sie beispielsweise für die Gesundheitsberufe vorliegen. Trotz dieser Hürden halten die Forschenden ausländische Fachkräfte für einen wichtigen Baustein im Rahmen einer Gesamtstrategie, um die Personalnot in deutschen Kitas einzudämmen: „Damit noch mehr Antragstellende in erzieherische Berufe einsteigen können bräuchte es allerdings mehr Beratung und Unterstützung sowie niederschwellige und zugleich passgenaue Angebote zur Nachqualifizierung“.
 

Fachkräftebarometer Frühe Bildung - Bericht 2023 und Analyse „Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Fachkräftepotenziale für die Frühe Bildung?“ 

 

Kontakt
Katja Tillmann
Forschungsverbund DJI/TU Dortmund
0231-755 – 4115
katja.tillmann@tu-dortmund.de

Pascal Hartwich
Forschungsverbund DJI/TU Dortmund
0231-755 – 7390
pascal.hartwich@tu-dortmund.de   

Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation, DJI
089/62306-446
hofele@dji.de