Fachkräfte mit ausländischen Abschlüssen lindern Personalnot in Kitas nur bedingt
Jeder vierte Antrag auf Anerkennung als Erzieher:in wird abgelehnt, zeigt eine Analyse zum Fachkräftebarometer Frühe Bildung
In deutschen Kitas herrscht seit Jahren Personalmangel, der sich in Westdeutschland weiter zuspitzt: Bis zum Jahr 2030 fehlen Berechnungen des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund zufolge voraussichtlich 51.000 bis 88.000 Fachkräfte. Hinzu kommt Personal, das gebraucht wird, damit ab dem kommenden Schuljahr mit der Einführung des Rechtsanspruchs die ganztägige Betreuung von Grundschulkindern umgesetzt werden kann. Um der Personalnot entgegenzuwirken, wird unter anderem die Integration von Fachkräften mit im Ausland erworbenen Qualifikationen diskutiert. Dafür müssen die ausländischen Berufsabschlüsse als gleichwertig mit dem deutschen Pendant anerkannt werden. Aktuelle Analysen zum Fachkräftebarometer Frühe Bildung zeigen, dass zwar deutlich mehr Anträge auf Anerkennung als Erzieher:in gestellt werden, diese jedoch häufig erfolglos bleiben.
Immer mehr Menschen beantragen die Anerkennung ihres pädagogischen Berufsabschlusses in Deutschland
Im Jahr 2023 haben in Deutschland etwa 2.800 pädagogisch Qualifizierte mit einem ausländischen Abschluss im Rahmen eines landesrechtlichen Verfahrens einen Antrag auf Anerkennung als Erzieher:in gestellt. Das entspricht 65 Prozent mehr als noch im Jahr 2018. Sie stammen aus 90 verschiedenen Ländern, die meisten aus Spanien, gefolgt von der Ukraine und der Türkei. Zum Zeitpunkt der Analysen gab es zu 2.400 Anträgen bereits eine Entscheidung, von der abhängt, ob sie in der Kita arbeiten dürfen: Nur in etwa einem Viertel der Verfahren wurde eine volle Gleichwertigkeit mit der deutschen Ausbildung festgestellt. Knapp der Hälfte der Antragstellenden wurde ein zusätzlicher Anpassungslehrgang oder eine Eignungsprüfung zur Auflage gemacht. Auf ein weiteres Viertel der Anträge folgte ein negativer Bescheid, weil ihre Qualifikation in Umfang, Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen nicht als gleichwertig anerkannt wurden. In anderen für die Kita relevanten Berufsgruppen wie der Kinderpflege, der Sozialassistenz oder der Kindheitspädagogik, wurde im Jahr 2023 nur etwa jeder zehnte Antrag abgelehnt. Unter allen Berufen liegt die Ablehnungsquote sogar nur bei 3 Prozent.
Passgenaue Beratung und Unterstützung erforderlich
„Dass so viele im Ausland erworbene pädagogische Qualifikationen nicht als gleichwertig zur deutschen Qualifikation der Erzieherin bzw. des Erziehers anerkannt werden, liegt vermutlich an der großen Heterogenität der ausländischen Abschlüsse, die mit der mehrjährigen fachschulischen Ausbildung in Deutschland nur schwer vergleichbar sind, erklären Pascal Hartwich und Katja Tillmann vom Forschungsverbund DJI/TU Dortmund. So gebe es keine EU-weiten Mindeststandards für Ausbildungsberufe in der Frühen Bildung wie sie beispielsweise für die Gesundheitsberufe vorliegen. Trotz dieser Hürden halten die Forschenden ausländische Fachkräfte für einen wichtigen Baustein im Rahmen einer Gesamtstrategie, um die Personalnot in deutschen Kitas einzudämmen: „Damit noch mehr Antragstellende in erzieherische Berufe einsteigen können bräuchte es allerdings mehr Beratung und Unterstützung sowie niederschwellige und zugleich passgenaue Angebote zur Nachqualifizierung“.
Kontakt
Katja Tillmann
Forschungsverbund DJI/TU Dortmund
0231-755 – 4115
katja.tillmann@tu-dortmund.de
Pascal Hartwich
Forschungsverbund DJI/TU Dortmund
0231-755 – 7390
pascal.hartwich@tu-dortmund.de
Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation, DJI
089/62306-446
hofele@dji.de