Online-Veranstaltung
Sozialselektive Inanspruchnahme von Ganztagsplätzen
Nicht erst seit der Einführung des Rechtsanspruches auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter im Jahr 2021 wird rege und breit geforscht zu Fragen ganztägiger Bildung und Betreuung. Die Einführung des Rechtsanspruches hat in der Praxis eine hohe Dynamik ausgelöst, die weitere und neue Forschungsfragen aufwirft. Angesichts dessen möchten das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Deutschen Jugendinstitut (DJI) im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Ganztägige Bildung und Betreuung im Fokus der Wissenschaft“ interdisziplinär aktuelle Forschungsvorhaben gemeinsam kennenlernen und beraten und Forschungslücken identifizieren.
In der ersten Veranstaltung der Reihe soll die sozialselektive Inanspruchnahme von Ganztagsplätzen im Fokus stehen. Der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung hat unter anderem zum Zweck, Bildungsbenachteiligungen zu verringern und herkunftsbedingte Leistungsunterschiede zu kompensieren.
Zunächst wird der Frage nachgegangen, inwiefern Ungleichheiten zwischen Eltern sowohl in den Erwartungen an außerunterrichtliche Angebote der Bildung, Betreuung und Erziehung (BBE) als auch in der Inanspruchnahme dieser Angebote bestehen. Anhand der Daten der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) werden soziale Ungleichheiten aufgedeckt, sowohl in den Erwartungen der Eltern als auch in den Möglichkeiten einem Betreuungswunsch eine Inanspruchnahme folgen zu lassen.
Anschließend werden Kompensationseffekte von Beschulungs- bzw. Betreuungsangeboten auf die Kompetenzentwicklung genauer betrachtet. Anhand der Daten aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) wird gezeigt, dass die erhofften kompensatorischen Effekte von Schule nachgewiesen werden können. Daneben finden sich aber auch verstärkende, oft als „Matthäus-Effekt“ zusammengefasste, Einflüsse unterschiedlicher Betreuungsformen. Zudem lassen sich Hinweise auf eine selektive Nutzung der verschiedenen Betreuungsformen erkennen.
Der Vortrag ist Teil der Reihe “Ganztägige Bildung und Betreuung im Fokus der Wissenschaft”.
Weitere Informationen zum Vortrag finden Sie unter folgenden Links:
- Wünsche und Erwartungen der Eltern an außerunterrichtliche Bildungs- und Betreuungsangebote für Grundschulkinder
- Die komplexe Wechselwirkung von sozialer Herkunft, ganztä-giger Betreuung und Kompetenzentwicklung während des Grundschulbesuchs
Vortragende:
Katrin Hüsken arbeitet seit 2006 als wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut (DJI) – und dort seit 2017 in KiBS. Die Forschungsschwerpunkte der Psychologin sind Bildung und Betreuung im Grundschulalter, Elternbedarfe sowie der Übergang vom Kindergarten in die Schule.
Fabian Siegel ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik, Erziehungs- und Sozialisationsforschung von Prof. Dr. Katja Scharenberg an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Derzeit arbeitet er an seiner Dissertation mit dem Titel "Ganztagsschule: Renaissance einer alten Lichtgestalt? Der Einfluss verschiedener Betreuungsformen während des Grundschulbesuchs". Seine Forschungsschwerpunkte liegen derzeit in der Ganztagsschulforschung sowie in der Analyse herkunftsbedingter Bildungsungleichheiten.
Benjamin Gröschl ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik, Erziehungs- und Sozialisationsforschung von Prof. Dr. Katja Scharenberg an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Seine Forschungsschwerpunkte bilden soziale Ungleichheiten, intergenerationale Mobilität, empirische Forschungsmethoden und Data Science.