Familien im Blick der Forschung
Trennung, Scheidung, Arbeitsteilung im Haushalt, Familien mit kranken oder beeinträchtigten Kindern ‒ diese Themen stellten Forscherinnen des DJI auf der Herbsttagung der DGS vor
Aktuelle Ergebnisse ihrer Forschungsprojekte präsentierten Wissenschaftlerinnen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), Sektion Familiensoziologie, die vom 10.-11. Oktober 2019 in Bamberg stattfand.
Familienleben nach Trennung und Scheidung
Dr. Christine Entleitner-Phleps und Prof. Sabine Walper, Stellvertretende Direktorin des DJI, untersuchten für den Vortrag zum Thema „Familienleben nach Trennung und Scheidung: Ein Blick auf komplexe Stieffamilien und kindliches Wohlbefinden in zwei Datensätzen“, wie es Kindern in unterschiedlichen Familienkonstellationen geht. Das Wissen über Stieffamilien in Deutschland ist noch sehr begrenzt, eine Differenzierung nach verschiedenen Stieffamilientypen, etwa beim Zusammenleben von Stiefkindern und gemeinsamen Kindern der neuen Partner, ist häufig auch aufgrund fehlender Daten nicht möglich.
Eine Ausnahme bilden die Daten des DJI-Surveys „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A), die die verschiedenen Kindschaftsverhältnisse detailliert innerhalb eines Haushalts abbilden. Die Ergebnisse der ersten beiden Wellen des AID:A-Surveys zeigen übereinstimmend und in Einklang mit der internationalen Literatur, dass Jungen und Mädchen, die mit einer alleinerziehenden Mutter oder die in einer komplexen Stieffamilie leben, deutlich häufiger über ein geringeres Wohlbefinden berichten als Kinder aus Kernfamilien oder einfachen Stieffamilien.
Weitere Informationen:
DJI-Survey Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten
Arbeitsteilung im Alltag
Die AID:A-Surveys sind auch die Basis für das Forschungsprojekt „Entwicklung von Familienbildern“. Dr. Janine Bernhardt und Leonie Kleinschrot erläuterten in ihrem Beitrag, wie sich Jugendliche und junge Erwachsene eine ideale Hausarbeitsteilung von Elternpaaren vorstellten. Die Wissenschaftlerinnen untersuchen, welche Rolle dabei Sozialisationserfahrungen im Elternhaus spielen. Wie werden Idealvorstellungen junger Frauen und Männer von der Arbeitsteilung im Elternhaus geprägt? Welche Muster der Einstellungen zu den jeweiligen Geschlechterrollen übernehmen sie von ihren Eltern?
Ein Ergebnis: Die Vorstellungen der Töchter zur idealen innerpartnerschaftlichen Aufteilung von routinemäßiger Hausarbeit werden sowohl von der früheren Arbeitsteilung ihrer Eltern als auch von deren Einstellungen zu Geschlechterrollen beeinflusst. Die Söhne dagegen werden vor allem durch deren frühe Beteiligung an der Hausarbeit im Elternhaus geprägt: Je stärker sie eingebunden wurden, desto weniger sehen sie routinemäßige Hausarbeit als „weibliche“ Aufgabe an.
Weitere Informationen:
Entwicklung von Familienbildern - AID:A-Panel III
Familien mit chronisch erkrankten oder beeinträchtigten Kindern
Wie Eltern von chronisch erkrankten oder beeinträchtigten Kindern ihre Partnerschaft ausgestalten, analysierten Dr. Laura Castiglioni, Dr. Ulrike Lux und Dr. Johanna Schütz auf Basis der Daten des Beziehungs- und Familienpanels pairfam („Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics“), eine multidisziplinäre Längsschnittstudie zur Erforschung der partnerschaftlichen und familialen Lebensformen in Deutschland. Die Hypothesen der Forscherinnen: Aufgrund des Pflege- und Unterstützungsbedarfs der Kinder wählen diese Eltern häufiger eine traditionelle Arbeitsteilung. Die zeitlichen Einschränkungen durch den erhöhten Betreuungsaufwand wirken sich negativ auf die Paarbeziehung der betroffenen Eltern und auf ihr persönliches Wohlbefinden aus.
In ihrem Vortrag „Familiale Arrangements und Partnerschaftsqualität von Familien mit chronisch erkrankten oder beeinträchtigten Kindern“ erläuterten sie anhand der Ergebnisse, dass ihre erste Hypothese nicht belegbar ist. Mütter von chronisch erkrankten oder beeinträchtigten Kindern arbeiten genauso viel wie die nicht betroffenen. Wie vermutet, ist jedoch die Beziehungsqualität dieser Paare etwas schlechter als bei nicht betroffenen. Auch deren individuelles Wohlbefinden ist etwas schlechter, sie berichten von vermehrtem Stress, depressiven Symptomen sowie über ein geringeres Selbstwertgefühl.
Programm Herbsttagung der DGS-Sektion Familiensoziologie
Integrierte DJI- Surveyforschung AID:A
Kontakt
Dr. Christine Entleitner-Phleps
Deutsches Jugendinstitut
Tel.: 089/62306-153
entleitner-phleps@dji.de
Dr. Janine Bernhardt
Deutsches Jugendinstitut
Tel.: 089/62306-153
bernhard@dji.de
Dr. Laura Castiglioni
Deutsches Jugendinstitut
Tel.: 089/62306-153
castiglioni@dji.de
Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-311
horn@dji.de