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Diagnostik in der Sozialen Arbeit
Diagnostik in der Sozialen Arbeit. Validierung eines Risikoscreenings für Partnergewalt zum Einsatz in Täterprogrammen.
In: Rechtspsychologie
Jahrg.: 3, H. 1, S. 68-91
Die Studie hatte die Validierung eines Risikoscreenings für Partnergewalt (RiP) in Täterprogrammen zur Aufgabe. In der Sozialen Arbeit fehlen derzeit aktuarische diagnostische Verfahren zu dieser Problemstellung. In Längsschnittstudien ermittelte Proxyvariablen für eine hohe Rückfallwahrscheinlichkeit wurden verwendet um ein Instrument zur Erfassung der Fachkräfteeinschätzung (Modul „Fallschweregrad“) und der Opferperspektive (Modul „Fallschwere laut Partnerin“) zu entwickeln. Das Instrument wurde zusammen mit dem Interpersonal-Reactivity-Index (IRI) zur Erfassung des Selbstberichts in drei deutschen Praxisprojekten getestet. Die Befunde an einer Stichprobe von n=161 Partnergewalttätern belegen eine gute Sensitivität des RiP, die es gestattet Subgruppen mit unterschiedliche Rückfallrisiken abzubilden und generell antisoziale Partnergewalttäter zu identifizieren. Im Vergleich mit dem an den gleichen Fällen eingesetzten Ontario Domestic Assault Risk Assessment (ODARA) wurde eine gute kriterienbezogene Validität des RiP „Fallschweregrades“ nachgewiesen (n=70, rs=.43**). Die RiP „Fallschwere laut Partnerin“ korrelierte mit der Selbstsicht im IRI (n=60, rs=-.35**). Die Studie stützt den Einsatz des RiP zur Risikodiagnostik von Partnergewalttätern und zur Selbstevaluation in Täterprogrammen, wenngleich eine Überprüfung der prognostischen Validität anhand von Rückfällen noch aussteht. Aim of the study was to validate a Risk Inventory for Domestic Violence (RiP - “Risikoscreening für Partnergewalt”) as a diagnostic instrument for batterer treatment because there is a lack of actuarial assessment tools in this area of social work. Based on international longitudinal studies on batterer programs a proxy-based risk assessment tool for appraisal by professionals and battered women was compiled. RiP and the Interpersonal-Reactivity-Index (IRI) were tested in three German projects. Findings on n=161 male batterers demonstrate a good sensitivity of RiP showing differences between subgroups of batterers and identifying generally antisocial batterers. Criterion validity of RiP professionals’ appraisal was shown to be good by using Ontario Domestic Assault Risk Assessment (ODARA) as reference criterion in a subsample (n=70, rs=.43**). RiP victims’ view correlated with batterers’ self report in IRI (n=60, rs=-.35**). The study supports RiP for risk assessment and program evaluation in batterer treatment. The examination of the predictive validity on domestic re-assault is still outstanding.