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Sensivität im Erkennen von kindlichen Emotionen bei Vätern und Müttern mit 0-3-jährigen Kindern
Sensivität im Erkennen von kindlichen Emotionen bei Vätern und Müttern mit 0-3-jährigen Kindern.
Deutsche Gesellschaft für Psychologie Leipzig "Kongress." 20.09.2016
Eine wesentliche elterliche Fürsorgekompetenz in der frühen Kindheit ist die Fähigkeit, emotionale Signale des Kindes zu deuten, um angemessen darauf reagieren zu können. Die Signale des Kindes sind in noch weitgehend auf Basisemotionen begrenzt. Die Forschung hat gezeigt, dass Eltern unter psychosozial belastenden Bedingungen, die ein Risiko für Kindeswohlgefährdungen darstellen können, teilweise dazu neigen, kindliche Emotionen selektiv wahrzunehmen. Es liegen hierzu einige Studien an Müttern und eine an Vätern (Francis & Wolfe, 2008) mit überwiegend kleinen Hochrisikostichproben vor. In der hier vorzustellenden Studie wurden die Sensivität von Müttern und Vätern im Erkennen kindlicher Emotionen erstmals dyadisch untersucht, um Unterschiede unmittelbar abbilden zu können. Ein auf dem Forschungsstand zu genderspezifischen Risiko- und Schutzfaktoren für Misshandlung und Vernachlässigung basierender und aus etablierten psychometrischen Verfahren bestehender Fragebogen wurde bei Müttern und Vätern aus gering, mittel und hochbelasteten Familien (n=197) eingesetzt. Beispielsweise wurden selbstberichtete Rollenaufteilung bei der Erziehung des Kindes, Misshandlungsrisiko und empfundene Selbstwirksamkeit in der Erziehung untersucht. Zur Erfassung der Sensivität beim Erkennen kindlicher Emotionen wurden die IFEEL-Pictures, ein Booklet mit 30 Babyportraits, eingesetzt (Infant Facial Expressions of Emotion from Looking at Pictures, Butterfield, Emde, & Osofsky, 1993). Es liegen Daten zu n=191 Mutter-Vater-Dyaden vor, was eine väterlichen Beteiligung von 97% entspricht. Die Datenauswertung der IFEEL-Pictures wird aktuell vorgenommen. Präsentiert werden Ergebnisse u.a. zu den Fragen, inwieweit sich Mütter und Väter in Abhängigkeit von ihrer psychosozialen Belastung bei der Interpretation kindlicher Emotionen unterscheiden und welcher genderspezifische Zusammenhang zum elterlichen Misshandlungsrisiko und der kindlichen Entwicklung besteht