Trennungskinder sind im Nachteil

Wenn eine Familie zerbricht, sind Kinder oft die Leidtragenden. Das Forschungsmagazin DJI Impulse zeigt auf, vor welchen Herausforderungen Politik und Fachpraxis aktuell stehen

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04. November 2024 -

Ein Viertel aller Kinder in Deutsch­land erlebt bis zum Jugend­alter die Trennung oder Scheidung der Eltern – und die Folgen sind oft gravierend: Allein­erziehende haben beispiels­weise ein deutlich erhöhtes Armuts­risiko, was sich negativ auf die Ent­wicklung und Teilhabe­möglichkeiten der Kinder auswirkt. Insbesondere andauernde Konflikte zwischen den Eltern können die psychische Gesund­heit von Eltern und Kindern beeinträchtigen. Doch eine Trennung oder Scheidung muss nicht zwangsläufig zu lang­fristigen Belastungen führen, zeigen die wissen­schaftlichen Analysen der neu erschienenen Ausgabe des Forschungs­magazins DJI Impulse. Unter dem Titel „Elternkonflikte meistern: Wie Kinder gestärkt aus Familien­krisen hervorgehen“ beleuchten sie vor allem die Perspektive der Kinder.

„Den geeigneten rechtlichen Rahmen für Trennungs­familien zu schaffen und die erforderlichen Unterstützungs­­angebote verfügbar zu machen, gehört zu den wesentlichen Aufgaben der Politik“, schreibt Prof. Dr. Sabine Walper, psychologisch-pädagogische Paar-, Familien- und Kinderforscherin und Direktorin des Deutschen Jugendinstituts (DJI), in ihrem Einführungsbeitrag. Nicht nur das Armuts­risiko von Allein­erziehenden sei vielen strukturellen Faktoren geschuldet. Um es zu verringern, müsse die Politik an den entscheidenden „Schalt­stellen“ ansetzen, wie der Vermittlung von Angeboten der Aus- und Weiterbildung für Eltern in Teilzeit, der Ent­lastung von vollzeit­erwerbstätigen Allein­erziehenden durch haushalts­nahe Dienst­leistungen und dem weiteren Ausbau hoch­wertiger Kindertages­betreuung. Die aktuell geplanten familien­rechtlichen Reformen im Unterhalts­recht böten zudem die große Chance, Nachteile von Trennungs­familien zu entschärfen und die weitere gemeinsame Betreuung der Kinder zu erleichtern.

Das Erziehungsverhalten ist wichtiger Ansatzpunkt in Beratung und Elternkursen

Nicht nur existenzielle finanzielle Probleme, sondern auch psychische Belastungen können das Erziehungs­verhalten der Eltern beeinträchtigen und zu verschiedenen Problemen von Kindern beitragen. Oft geraten deren Bedürfnisse aus dem elterlichen Blick, weil die Ex-Partner:innen ihr Leben mühsam wieder neu ordnen müssen und emotional stark beansprucht sind. Angebote wie das inzwischen bundes­weit etablierte Eltern­training „Kinder im Blick“ oder die neue Online-Plattform STARK wollen Eltern vor, während und nach der Trennung unterstützen. Doch die Schwelle für eine Inanspruch­nahme von Paar- und Trennungs­beratung bleibt aktuellen Daten zufolge hoch. Außerdem sei die not­wendige Vernetzung der unter­schiedlichen Hilfe­systeme – von der Psychotherapie Erwachsener über Schuldner- und Erziehungs­beratung bis zur Schul­psychologie oder Sucht­beratung – eine noch ungelöste Aufgabe, betont Walper.

Die Kinderinteressen in familiengerichtlichen Verfahren stärker berücksichtigen 

Um Konflikt­verschärfungen im juristischen Verfahren zu vermeiden, ist laut DJI-Direktorin vor allem die gute Zusammen­arbeit von Familien­gerichten und psycho­sozialen Beratungs­diensten relevant, gerade im Fall hoch­strittiger Trennungen. Eine entscheidende Heraus­forderung in familien­gerichtlichen Verfahren bestehe darin, auch die Stimme der Kinder gebührend zur Geltung zu bringen. „Ihnen im Familienrecht systematisch größeres Gewicht zu geben, würde Kinderrechte stärken“, erklärt Walper.

In der aktuellen Ausgabe des Forschungs­magazins DJI Impulse schreiben sowohl Wissenschaftler:innen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) als auch renommierte Trennungs- und Scheidungs­forscher:innen aus ganz Deutschland. Der thematische Zuschnitt der Sonder­ausgabe nimmt Bezug auf einen zentralen Forschungs­fokus von DJI-Direktorin Prof. Dr. Sabine Walper, die bei der wissen­schaftlichen Jahrestagung am 5./6. November 2024 in Berlin offiziell verabschiedet wird. Bis ihre Nachfolge geklärt ist, wird sie das DJI aber weiterhin leiten.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet über die wissen­schaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozial­wissenschaftlichen Forschungs­institute in Deutschland. Regelmäßig informieren Forschende über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und liefern Impulse für Politik, Wissenschaft und Fachpraxis. 
 

Alle Artikel aus dem DJI-Impulse-Schwerpunkt „Elternkonflikte meistern“ digitalGesamtausgabe DJI Impulse 3+4/2024 „Elternkonflikte meistern“ (kostenloser Download oder Print-Bestellung)

Kontakt
Birgit Lindner, Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-180
blindner@dji.de

Prof. Dr. Sabine Walper, DJI-Direktorin
089/62306-289
walper@dji.de