Vollzeitbeschäftigung für viele Kita-Fachkräfte nicht attraktiv

Eine Handlungsempfehlung der Pilotstudie ist die Professionalisierung des Berufsfelds – aktuell online ein Video und ein Podcast zur Studie

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08. Juli 2024 -

Das System der Kinderbetreuung steht unter hohem Druck: In Deutschland fehlen Fachkräfte und qualifiziertes Personal, um den Bedarf zu bedienen und den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz zu gewährleisten. Die Pilotstudie „Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse in der Kindertagesförderung“ (TeKit)“ untersucht, ob pädagogisches Personal in Teilzeit Potenziale zur Stundenaufstockung besitzt. Prof. Dr. Bernhard Kalicki, Leiter der Abteilung Kinder und Kinderbetreuung am Deutschen Jugendinstitut (DJI) hat die Studie zusammen mit seiner Kollegin Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig, Professorin für Empirische Sozialforschung und Soziologie an der Evangelischen Hochschule Dresden, mit Förderung der Hans-Böckler-Stiftung durchgeführt.

Sie nahmen in der Studie die Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitszeitmodelle des pädagogischen Personals, die persönlichen Gründe für die Wahl von Teilzeitbeschäftigung sowie die Motive von Vollzeitbeschäftigten, ihre Arbeitszeit auf Teilzeit zu reduzieren, in den Blick. Die im Herbst 2023 in vier Bundesländern durchgeführte Online-Befragung liefert Erkenntnisse über Beweggründe, die Arbeitszeit nicht aufzustocken, sondern beizubehalten. Mögliche Potenziale einer Aufstockung der Wochenarbeitszeiten fallen gering aus. Wichtig ist daher die Sicherung der verbliebenen Stundenkontingente und die Vermeidung weiterer Stundenreduzierung, etwa über gesunde Arbeitsbedingungen. „Gelingt es nicht, die Arbeitsstrukturen im Feld der Frühen Bildung und Betreuung zu stabilisieren, wird sich der gegenwärtige Personalengpass intensivieren und sich die Arbeitsbelastung in den Kitas weiter zuspitzen“, betont Kalicki und ergänzt: „Es fehlt auch an Karriereanreizen und Flexibilität bei Vergütungsstrukturen, die Vollzeitkarrieren attraktiv machen.“


Keine Aufstockung der Arbeitszeit gewünscht

Auf Basis der 1215 ausgewerteten Fragebögen lässt sich zeigen, dass in der Funktionsstufe Gruppenleitung nur 39 Prozent der Befragten in Vollzeit tätig sind; mit 61 Prozent liegt hier ein hoher Teilzeitanteil vor, wobei eine Wochenarbeitszeit von 21 bis unter 32 Stunden dominiert. Noch deutlicher fällt die Kluft zwischen Vollzeit- und Teilzeitumfängen bei den Ergänzungskräften aus. 77 Prozent der Befragten arbeiten hier in Teilzeit oder in einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis. Entgegen der Annahme, dass hierin grundsätzlich hohe Potenziale zur Gewinnung von Arbeitskraft durch Aufstockung von Teilzeitbeschäftigung bestehen, kommt die Studie zu dem Schluss, dass diese bei einer Beibehaltung der gegenwärtigen Arbeitsbedingungen marginal sind. Für 48 Prozent der befragten Beschäftigten entspricht ihre vertragliche Arbeitszeit exakt ihren Wünschen, 45 Prozent wünschen sich eine Reduzierung und nur sieben Prozent eine Aufstockung.
 

Interview mit Prof. Bernhard Kalicki in: read & talk: Kita gesucht! – Kindertagesstätten im Wandel? (YouTube)Menschen.Forschen ‒ Der Forschungspodcast der ehsPilotstudie „Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse in der Kindertagesförderung“ (TeKit)Fachkräftebarometer Frühe Bildung


Kontakt
Prof. Dr. Bernhard Kalicki
Leiter der Abteilung Kinder und Kinderbetreuung
Tel.: 089 62306-204
kalicki@dji.de

Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-311
horn@dji.de