Pflege- und Adoptivkinder besser versorgen
Beratungs- und Therapieangebote für Pflege- und Adoptivfamilien werden dringend benötigt

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In Deutschland leben aktuell rund 87.000 Kinder und Jugendliche in Pflegefamilien, die beim Jugendamt als „Hilfe zur Erziehung“ geführt werden (Statistisches Bundesamt 2022a). Adoptiert werden in Deutschland derzeit rund 3.800 Kinder pro Jahr. Obwohl damit wesentlich weniger Kinder eine Adoption als die Aufnahme in eine Pflegefamilie erleben und die Anzahl der Adoptionen in den letzten Jahren rückläufig ist, wurden in den letzten 30 Jahren doch immerhin rund 135.000 Kinder in Deutschland adoptiert (Statistisches Bundesamt 2022b). Die Gründe, die dazu führen, dass Kinder und Jugendliche in einer Adoptivfamilie beziehungsweise für einen begrenzten Zeitraum oder auf Dauer in einer Pflegefamilie leben, sind sehr unterschiedlich: Ursache kann der Tod der leiblichen Eltern sein, aber auch deren fehlende Möglichkeit oder Bereitschaft, ein Kind aufzuziehen. Geben die Eltern ihr Kind nicht zur Adoption frei, schaffen es aber auch längerfristig nicht, ihr Kind so zu versorgen und zu fordern, wie es für eine gesunde Entwicklung notwendig ist, wachsen Kinder dauerhaft in Pflegefamilien auf.
Obwohl das Bewusstsein für ihre Bedürfnisse und Rechte stetig gewachsen ist, leiden viele Pflege- und manche Adoptivkinder unter psychischen Belastungen. Beratungs- und Therapieangebote werden dringend gebraucht. Die Verbreitung evaluierter Beratungsangebote für Pflege- und Adoptivfamilien steht jedoch erst am Anfang.
Welche Barrieren dafür in Deutschland konkret bestehen, ist bislang unklar. Zwar gibt es verschiedene Unterstützungsangebote für Pflege- und Adoptivfamilien, jedoch scheinen diese keine flächendeckende, professionelle und dem besonderen Bedarf der Familien entsprechende Versorgung sicherzustellen. Das Angebot variiert in Abhängigkeit der lokalen Strukturen stark, insbesondere was die pflege- und adoptionsspezifische Expertise betrifft. Im Gegensatz zu Deutschland liegen in anderen Ländern, vor allem in den USA, in England und den Niederlanden, inzwischen wissenschaftlich evaluierte Beratungsangebote für Pflege- und Adoptivfamilien vor – sowohl zum Umgang mit Verhaltensproblemen als auch zur Unterstützung beim Bindungsaufbau.
Der ganze Beitrag "Pflege- und Adoptivkinder besser versorgen" von Ina Bovenschen und Heinz Kindler[1]Ausgabe 2/2023 des DJI-Forschungsmagazin Impulse[2]Kinderschutzforschung am DJI[3]
Kontakt
Dr. Ina Bovenschen
Fachgruppe Familienhilfe und Kinderschutz
Tel.:089 62306-167
bovenschen@dji.de
Prof. Dr. Heinz Kindler
Leiter der Fachgruppe „Familienhilfe und Kinderschutz“
Tel.: 089 62306-245
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Abteilung Medien und Kommunikation
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