Jugend und Politik – ein schwieriges Verhältnis
Martina Gille über das Risiko, dass niedrig Gebildete politisch an den gesellschaftlichen Rand gedrängt werden
Trotz der Distanz zur etablierten Politik sind Jugendliche nicht unpolitisch. Im Gegenteil: Sie wollen mitgestalten, weichen allerdings auf punktuelle und eher protestorientierte Aktionen aus, schreibt DJI-Wissenschaftlerin Martina Gille in ihrer Analyse, die in der aktuellen Impulse-Ausgabe und dem Online-Dossier mit dem Titel „Demokratie lernen“ erschienen ist. Die Soziologin erörtert dies anhand der Ergebnisse des DJI-Surveys „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A). Die teilweise kompromisslose Haltung junger Menschen weise auf Defizite in deren Politikverständnis hin, folgert Martina Gille. Demokratie benötige nicht nur aktive Bürgerinnen und Bürger, die ihre politischen Forderungen einbringen, sondern auch die Bereitschaft, sich auf Diskussionen mit politisch Andersdenkenden einzulassen und Interessenkonflikte zu akzeptieren. Die Expertin für Partizipation sieht das Risiko, dass junge Menschen mit niedriger Bildung ohne zusätzliche Bemühungen nicht nur finanziell, sondern auch politisch an den gesellschaftlichen Rand gedrängt werden, weil ihnen aufgrund ihres geringeren Wissens demokratische Artikulationsmöglichkeiten fehlen.