Publikationen

Rassismus und professionelle Alltagspraxis

Hohnstein, Sally
Rassismus und professionelle Alltagspraxis. Empirische Eindrücke aus dem Feld der Bearbeitung lokaler Konflikte in der Migrationsgesellschaft.
Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg: Institut für Angewandte Forschung (IAF) Digital "Fachtagung." 26.01.2022
Der gesellschaftliche Umgang mit Rassismus als eine Praxis der Differenzierung, Ein- und Ausschließung sowie Abwertung und Bevorzugung von Menschen entlang der Kategorien Herkunft, Ethnie oder Kultur ist vor dem Hintergrund der historischen, in den Holocaust mündenden nationalsozialistischen Rassen- bzw. Rassifizierungspolitik im Nationalsozialismus sowie des mitunter inflationären Gebrauchs des Begriffs als schwierig zu bezeichnen. Einerseits wird dem Thema Rassismus derzeit – nicht zuletzt angesichts entsprechend motivierter Gewalttaten und transnationaler zivilgesellschaftlicher antirassistischer Protest- und Empowermentbewegungen (wie Black Lives Matter) größere Aufmerksamkeit zuteil, andererseits sind Diskussionen um Formen rassistischer Diskriminierung und Ausgrenzung häufig polarisiert, werden rassistische Praxen bagatellisiert und Mitverantwortlichkeiten abgewehrt. Der vorgeschlagene Vortrag strebt eine Verständigung darüber an, wie Rassismus im Kontext alltäglicher Praxis eingeordnet werden kann und inwieweit ein kritisch-reflexiver Umgang mit eigenen (auch nicht intendierten) ausgrenzenden Praxen rassistische Deutungen hervorbringen bzw. reproduzieren kann. Nach einem ersten Problemaufriss und der Einführung eines weiten Begriffsverständnisses von Rassismus soll am konkreten empirischen Beispiel vor allem (sozial-)pädagogischer, aber auch kommunaler Umgangsweisen mit lokalen ethnisierten Konflikten dargestellt werden, wie herausforderungsvoll sich im Alltag der Umgang von Fachkräften mit dem Thema Rassismus gestaltet und wie diese trotz eigener diversitäts- und pluralismusorientierter Haltungen mitunter selbst gruppenbezogene Stereotype und rassistische Klischees (re-)produzieren. Die den Erörterungen zugrunde liegenden Daten entstammen einer empirisch-qualitativen Grounded Theory-Studie zum Thema „Bearbeitung lokaler Konflikte um Migration und Religion“ der Arbeits- und Forschungsstelle Demokratieförderung und Extremismusprävention (AFS) am Deutschen Jugendinstitut (DJI) in Halle (Saale).