Wie Kitas digitale Bilderbücher einsetzen
DJI-Wissenschaftlerinnen veröffentlichen zentrale Ergebnisse des Projekts „Digitale Bilderbücher in der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung“

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Kinder wachsen in einer digitalisierten Gesellschaft auf und digitale Medien durchdringen ihre Alltagswelten immer mehr. So schauen sie sich zum Beispiel Geschichten auf dem Tablet an oder Kita-Fachkräfte projizieren das digitale Bild an die Wand. Diese Digitalität verändert die Bildungserfahrungen von Kindern. Zudem verbringen sie immer mehr Zeit in frühkindlichen Bildungsinstitutionen. Es stellt sich die Frage, wie die Kindertageseinrichtungen auf die neuen, digital geprägten Bildungs- und Lernprozesse reagieren sollen und welche Herausforderungen dadurch auf die Fachkräfte zukommen.
Empirische Bestandsaufnahmen wenden sich bisher vorwiegend der Ausstattung von Kitas mit digitalen Medien, der Häufigkeit ihrer Nutzung sowie den Einstellungen pädagogischer Fachkräfte und Eltern zu. Der alltägliche Umgang der Kinder und Fachkräfte mit digitalen Medien wie auch deren Stellenwert im Kitaalltag wurden bisher wenig untersucht. Die jetzt vorliegende Handreichung basiert auf den Ergebnissen des Projekts „Digitale Bilderbücher in der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung“ des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und beschäftigt sich daher mit dem alltäglichen Einsatz digitaler Bilderbücher in Kitas.
Das Ziel des Forschungsprojekts
Im Mittelpunkt der Handreichung stehen Praxisbeispiele. Die vier pädagogischen Einrichtungen, die an dem Projekt teilgenommen haben, werden anonym in Form von Steckbriefen vorgestellt. Diese geben einen Einblick in die jeweilige Einrichtung und veranschaulichen, wie individuell der Kitaalltag mit digitalen Bilderbüchern gestaltet wurde.
Die Wissenschaftlerinnen untersuchten, wie zum Beispiel Lese- und Vorlese-Apps auf dem Tablet oder Laptop zum Einsatz kommen. Hierbei beleuchteten sie, in welchen Situationen des Kitaalltags diese integriert werden und wie dieser Einsatz genau erfolgt. Zusätzlich analysierten die Forscherinnen, welche Potenziale und Chancen Kitaleitungen und pädagogische Fachkräfte mit dem Einsatz digitaler Bilderbücher verbinden. Dazu führten sie leitfadengestützte Interviews mit Kitaleitungen, Gruppendiskussionen mit pädagogischen Fachkräften sowie videogestützte Beobachtungen im pädagogischen Alltag durch.
Individueller Einsatz der digitalen Bilderbücher
Die videogestützten Beobachtungen ermöglichen es, den Blick auf den pädagogischen Alltag der Kinder und Fachkräfte zu richten und den Einsatz digitaler Bilderbücher im Moment des Geschehens zu erfassen. Geprägt von der jeweiligen Organisationskultur der Kita zeigt sich eine äußerst heterogene Praxis des Einsatzes und des je individuellen Verständnisses von digitalen Bilderbüchern.
Digitale Bilderbuchbetrachtungen sind komplexe Situationen, die beispielsweise durch das Projizieren des digitalen Bildes an die Wand („Kinoeffekt“) einer größeren Anzahl an Kindern die Teilnahme ermöglichen. Darüber hinaus erlauben sie durch zusätzliche interaktive Elemente den Kindern unterschiedliche Bezugnahmen (z. B. auf den Inhalt der Geschichte, die technische Bedienung oder den Blick auf die „Leinwand“). Durch die digitalen Funktionen, zum Beispiel Vorlesefunktionen, können zudem Kinder und Fachkräfte neue Rollen einnehmen. Außerdem können Kinder dadurch Einfluss nehmen auf das Tempo oder den Ablauf der Geschichte.
„Der Umgang mit dem Digitalen in den Kitas erfordert kein umfangreiches technisches Wissen von den Fachkräften. Wichtig ist vor allem, dass es überhaupt zu digitalen Aktivitäten kommt und Kinder sowie Fachkräfte einfach ausprobieren“, erläutert Katja Flämig, die das Projekt geleitet hat.
Ferner eignen sich digitale Bilderbücher ebenso zur sprachlichen Bildung wie analoge, da die konsequente sprachförderliche und sprachmodellierende Haltung der Fachkraft ausschlaggebender ist als die Beschaffenheit des Mediums.
Diese Erkenntnisse sollen dabei helfen, mögliche Berührungsängste mit digitalen Medien abzubauen und den Digitalisierungsprozess im frühpädagogischen Arbeitsfeld durch konzeptionelle Vorschläge zu begleiten. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Digitale Bilderbücher in der Kita. Handreichung basierend auf zentralen Ergebnissen des Projekts „Digitale Bilderbücher in der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung“, Katarina Groth, Juliane Engel, Zainab Fakhir, Lena Sophie Weihmayer, 55 Seiten, DOI: 10.36189/DJI202230DJI-Projekt Digitale Bilderbücher in der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung
Kontakt
Dr. Katja Flämig
Leitung der Fachgruppe „Pädagogische Konzepte für die Kindheit“
Tel.: 089/62306-146
flaemig@dji.de
Juliane Engel
Abteilung Familie und Familienpolitik
Tel.: 089/62306-366
engel@dji.de
Sonja Waldschuk
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-173
waldschuk@dji.de