Streit und Trennung meistern
Für Partnerschaftsprobleme und Fragen rund um eine Trennung oder Scheidung gibt es ab sofort eine neue Online-Plattform, an deren Erstellung DJI-Forschende beteiligt waren
In Deutschland wächst aktuellen Daten zufolge mehr als jedes vierte Kind mit nur einem Elternteil im Haushalt auf. Viele Kinder erleben also die Trennung ihrer Eltern. Trennungen und Scheidungen gehen oft mit Unsicherheiten und mitunter auch Konflikten einher. Entsprechend groß ist der Beratungsbedarf. Eine neue Online-Plattform bietet Paaren mit Partnerschaftsproblemen, Eltern während und nach der Trennung sowie ihren Kindern im Alter von 11 bis 17 Jahren nun eine erste Anlaufstelle, die viele wichtige Informationen und praktische Hilfestellungen für den Alltag bündelt: www.stark-familie.info. Sie wurde von einem interdisziplinären Verbundprojekt entwickelt, in dem Wissenschaftler:innen vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) und von fünf weiteren Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten.
„Mit der neuen Plattform haben wir ein wissenschaftlich fundiertes, leicht zugängliches und kostenfreies Informations- und Unterstützungsangebot für Paare mit Beziehungsproblemen und für Familien in Trennung geschaffen. Paare mit Beziehungsproblemen erhalten Tipps, wie sie mit Konflikten umgehen und ihre Partnerschaft stärken können, finden aber auch Informationen zu Fragen rund um eine mögliche Trennung. Der Blick richtet sich dabei insbesondere auch auf die Kinder und ihre Bedürfnisse“, sagt Prof. Dr. Sabine Walper, DJI-Direktorin und Leiterin des Projekts „Streit und Trennung meistern – Alltagshilfe, Rat und Konfliktlösung“ (STARK).
Die Online-Plattform informiert einerseits über finanzielle und rechtliche Folgen einer Trennung, und bietet andererseits psychologisches Wissen und Handlungsstrategien beispielsweise zur Bewältigung von Trauer und Stress bei Eltern und Kindern, zur Kommunikation und kooperativen Zusammenarbeit der getrennten Eltern sowie zur Frage, wie sie ihre Kinder über die Trennung informieren können und welche Betreuungs- und Erziehungsmodelle für sie passend sind.
Elternverantwortung weiterhin gemeinsam übernehmen
Unter dem Punkt „Sich fair trennen und weiter gemeinsam erziehen“ haben Forschende des DJI und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München Themen aufgegriffen, die sie aus ihren praktischen Tätigkeiten, beispielsweise in der Erziehungsberatung kennen: Wie kann der Kontakt des Kindes zu beiden Elternteilen gestaltet werden? Wie bewahrt man Kinder davor, in Loyalitätskonflikte zu geraten? Was können Eltern tun, wenn das Kind belastet erscheint? Und wie lassen sich die Wünsche der Kinder einbeziehen? Die Informationen werden durch Cartoons, Videos, Checklisten und Gesprächsleitfäden ergänzt und sollen Eltern nach einer Trennung helfen, die passende Lösung für ihre Familie zu finden und ihre Verantwortung für die Kinder weiterhin gemeinsam zu übernehmen.
Die Trennung ökonomisch durchdenken
Eine Trennung oder Scheidung hat neben den psychosozialen Folgen meist ungünstige finanzielle Auswirkungen. Allerdings variieren diese beispielsweise danach, in welcher Höhe Kosten durch die Trennung selbst anfallen, ob die sich Trennenden verheiratet waren, wie viele gemeinsame Kinder sie haben und wer diese zukünftig zu welchen Anteilen betreut. Dies wird auf der Online-Plattform anhand einer vierköpfigen Familie beispielhaft aufgezeigt. Zudem veranschaulichen Wissenschaftler:innen der Abteilung „Familie und Familienpolitik“ am DJI, wie sich das Vermögen von Frauen und Männern vor, während und nach der Trennung durchschnittlich entwickelt und von welchen Faktoren dies abhängig ist. Sie verdeutlichen auch, an welchen Stellschrauben zu drehen ist, wenn beispielsweise das aktuelle allein erwirtschaftete Erwerbseinkommen nicht ausreicht: „Je besser es den Eltern gelingt, nach der Trennung die Kinderbetreuung partnerschaftlich zu teilen, umso eher können Mütter und Väter mit ihrem Job zum Lebensunterhalt der Familie beitragen und zugleich für ihre Absicherung im Alter sorgen“, sagt Abteilungsleiterin PD Dr. Christina Boll. Für Mütter, die vor der Trennung zu Gunsten der Kinder ihre Stelle auf Teilzeit reduzierten, und die nach der Trennung mit den Kindern zusammenwohnen, gestaltet sich die Ausübung einer Vollzeit-Stelle aber häufig schwierig. Den Zahlen nach macht der Erwerbsumfang den größten Unterschied bei der Frage, ob eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit gelingt.
Die Inhalte der Website www.stark-familie.info haben Fachexpert:innen aus den Bereichen Familienrecht, Ökonomie, Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Georg-August-Universität Göttingen, dem Universitätsklinikum Ulm, der Universität Ulm, dem Universitätsklinikum Heidelberg sowie dem Deutschen Jugendinstitut erarbeitet. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Kontakt
Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-446
hofele@dji.de
Pro. Dr. Sabine Walper
Forschungsdirektorin des DJI
walper@dji.de
PD Dr. Christina Boll
Leiterin der Abteilung "Familie und Familienpolitik"
boll@dji.de