Prävalenzforschung zur sexuellen Gewalt an Kindern und Jugendlichen

DJI-Projekt zur Vorbereitung eines Zentrums für Prävalenzforschung

(v.l.n.r.): Ilka Kraugmann (Betroffenenrat), Prof. Sabine Walper und Prof. Heinz Kindler (DJI) Kerstin Claus (UBSKM), Prof. Jörg Fegert (Universitätsklinikum Ulm) Foto: Stefan Frohloff

14. Juni 2023 -

In Deutschland fehlen kontinuierlich erhobene Daten, um ein aktuelles und umfassendes Bild zum Ausmaß sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu gewinnen. Insbesondere mangelt es an langfristig angelegten Beobachtungen zur Entwicklung der Häufigkeit (Prävalenz). Der Nationale Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen fordert, dieses Defizit mit der Einrichtung des Zentrums für Prävalenzforschung zu beheben.

Das Projekt des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zur Vorbereitung eines Zentrums für Prävalenzforschung will dazu beitragen, eine konzeptionelle Grundlage für den Aufbau dieses Zentrums zu legen. Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DJI ist es, Empfehlungen für die Entwicklung einer validen nationalen Datengrundlage zum Ausmaß sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu erarbeiten. In einer Projektlaufzeit von zwei Jahren werden unter Beteiligung von Wissenschaft, Praxis und Betroffenen Vorschläge entwickelt, die auch ethische (z.B. Partizipation, Vulnerabilität), inhaltliche (z.B. Definition sexuellen Missbrauchs) und methodische Aspekte (z.B. Studiendesign, Instrumente) umfassen. Das Projekt wird von der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) gefördert.

Das Ergebnis des Projekts wird ein konsolidiertes Diskussionspapier sein. Hier fließen die Erkenntnisse der in einer Broschüre zusammengefassten „Expertisen und Leitlinien für die Forschung zur Prävalenz sexueller Gewalt an Kindern und Jugendliche“ ein, ergänzt durch weitere Arbeitspapiere und der Beratungen der „AG Forschung und Wissenschaft“ sowie des DJI-Symposiums am 15. Juni 2023 in Berlin. Darüber hinaus sind Beteiligungsformate geplant, um weitere Zielgruppen wie Jugendliche, junge Erwachsene und Betroffene sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend einzubinden.

Themen des DJI-Symposiums

Unter dem Vorsitz der Bundesfamilienministerin und der UBSKM tagt der Nationale Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen seit Dezember 2019. Sein Ziel ist es, Schutz und Hilfen bei sexualisierter Gewalt und Ausbeutung zu verbessern, kindgerechte Gerichtsverfahren zu gewährleisten und die Forschung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt weiter voranzubringen. Auf dem DJI-Symposium zur Prävalenzforschung werden die bisherigen Überlegungen aus dem Nationalen Rat und aus dem laufenden DJI-Projekt vorgestellt und diskutiert. Themen sind „Erreichbarkeit vulnerabler Gruppen“, „Vergleichbare internationale Strukturen“, „Erhebungsort Schule“ und „Partizipative Gestaltung von Prävalenzforschung“.

UBSKM-Berichterstattung

Im Koalitionsvertrag ist neben der gesetzlichen Verankerung des UBSKM-Amtes eine Berichtspflicht vorgesehen. Eine regelmäßige UBSKM-Berichterstattung gegenüber dem Deutschen Bundestag erfordert eine valide Datengrundlage zum Ausmaß der Gewalt. Diese soll durch das Zentrum für Prävalenzforschung und dessen dauerhaftes Monitoring der Häufigkeit sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen erarbeitet werden.

Der Nationale Rat fordert die Einrichtung des Zentrums, um ein kontinuierliches Monitoring von (sexueller) Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen. Diese Forderung wurde in die Agenda des Nationalen Rates für die 20. Legislaturperiode im Juni 2022 aufgenommen.

Weitere Informationen

Vorbereitung eines Kompetenzzentrums Prävalenzforschung[1]Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM)[2]Meldung UBSKM[3]Expertisen und Studien des UBSKM-Amtes[4]Nationaler Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen[5]

Kontakt
Prof. Dr. Heinz Kindler
Tel.: 089 62306-245
kindler@dji.de

Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089 62306-311
horn@dji.de