Politische Teilhabe von jungen Menschen im ländlichen Raum fördern
Wie der Sozialraum politische Einstellungen junger Menschen prägt und wo Jugendarbeit ansetzen kann, um ihre Teilhabe zu fördern, ist Thema einer hybriden Fachtagung. Sie findet am 17. November in Halle und digital statt. Die Arbeits- und Forschungsstelle Demokratieförderung und Extremismusprävention am DJI lädt Forschende und Praktiker zum Austausch ein

Wie entwickeln Jugendliche politische Orientierungen, Einstellungen und Praktiken? Welchen Einfluss hat der Ort, an dem sie leben, der Sozialraum? Und wo kann Jugendarbeit jenseits urbaner Zentren ansetzen, um die Teilhabe von Jugendlichen zu fördern? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine Fachtagung der Arbeits- und Forschungsstelle Demokratieförderung und Extremismusprävention am Deutschen Jugendinstitut (DJI). Unter dem Titel „Politische Sozialisation und Sozialraum – Jugendliche, Jugendarbeit und Demokratieförderung im ländlichen Raum aus Perspektive von Wissenschaft und Praxis“ werden am 17. November 2022 empirische Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus der praktischen Jugendarbeit diskutiert. Die Tagung, die in Halle (Saale) stattfindet und gestreamt wird, richtet sich an Forschende und Fachleute aus den Bereichen Bildung und Erziehung, Soziales, Verwaltung, Sicherheit und Politik.
„Wenn es um den Einfluss auf politische Einstellungen und politisches Engagement bei Jugendlichen geht, werden meist die Familie, Gleichaltrige, die Schule und digitale Medien diskutiert“, sagt Marco Schott, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Arbeitsstelle Demokratieförderung und Extremismusprävention am DJI, der zusammen mit DJI-Wissenschaftlerin Johanna Häring und Projektleiterin Dr. Maren Zschach die Tagung organisiert. Die Forschenden stellen stattdessen in den Fokus, was seltener Beachtung findet: Die Rolle des Sozialraums wie zum Beispiel räumliche Begebenheiten, vorhandene Infrastruktur, (Jugend-)Szenen, Freizeitangebote und Möglichkeiten des Engagements an einem Ort.
Forschungsergebnisse und Berichte aus der Praxis werden diskutiert
Im ersten Teil der Tagung werden aktuelle empirische Forschungsergebnisse vorgestellt. Marco Schott und Johanna Häring beschäftigen sich in ihrem Forschungsprojekt mit der Frage, wie junge Menschen in mittelgroßen Städten die Begebenheiten vor Ort wahrnehmen, ob und wie sie sich (politisch) engagieren und welche Rolle dabei die jeweilige Stadt spielt. Sie führten dafür Gruppendiskussionen mit Jugendlichen, die sich in Vereinen oder Gruppen engagieren, etwa bei der Jugendfeuerwehr, bei Jugendparteiorganisationen, „Fridays for Future“-Gruppen oder religiösen Kreisen und präsentieren erste Ergebnisse ihrer Auswertungen. „Wir haben festgestellt, dass die Jugendlichen Defizite benennen und ihre Stadt lebenswerter machen wollen, weil sie sich stark mit ihr und der Region identifizieren“, berichtet Marco Schott. „Häufig fehlt ihnen dafür jedoch ein eigener unabhängiger Raum, der Austausch untereinander ermöglicht.“
Prof. Dr. Elisabeth Richter und Prof. Dr. Wibke Riekmann von der Hamburg Media School widmen sich in ihrem Vortrag dem Potenzial, das die Gestaltung des Sozialraums bei der demokratischen Bildung hat und stellen erste Ergebnisse ihres Forschungsprojekts zur demokratischen Partizipation von Kindern und Jugendlichen im ländlichen Raum vor. Anschließend diskutieren sie pädagogische Handlungsmöglichkeiten und die Frage, wie viel Entscheidungsmacht Erwachsene überhaupt abgeben wollen.
Weitere Vorträge thematisieren die Bedeutung von Räumen für junge Menschen in marginalisierten Quartieren (Prof. Dr. Sonja Preissing, Internationale Hochschule Köln) sowie kommunale Entscheidungsträger und ihren Partizipationsperspektiven auf Jugendliche im ländlichen Raum (Dr. Jasmin Lüdemann, Universität Halle).
Im zweiten Teil der Tagung berichten pädagogische Fachkräfte über ihre Erfahrungen mit Jugendarbeit in ländlichen Regionen. Abschließend diskutieren die Referentinnen und Referenten die Frage, unter welchen Bedingungen Demokratieförderung dort gelingen kann.
Weitere Informationen zur hybriden Fachtagung:www.dji.de/afs[1]
Anmeldungen für die digitale Teilnahme sind bis zum 16. November möglich an Janine Kirsch: kirsch@dji.de
Kontakt
Marco Schott
Arbeits- und Forschungsstelle Demokratieförderung und Extremismusprävention
0345/68178-50
schott@dji.de
Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-446
hofele@dji.de