Trotz Corona-Beschränkungen Kinderschutz nicht vernachlässigt
Bei Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung stand für Jugendämter Kinderschutz über Infektionsschutz
Der Infektionsschutz der Corona-Pandemie hat auch die Arbeit im Kinderschutz verändert. Eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zeigt, dass deutsche Jugendämter selbst während der Lockdown-Phasen dem Kinderschutz in den meisten Fällen ähnlich wie vor der Pandemie nachgekommen sind. Bei Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung wird der Kinderschutz tendenziell über den Infektionsschutz gestellt. Dann finden Besuche und persönliche Kontakte zwischen Fachkräften und Betroffenen in der Regel statt. Je geringer die Gefahr für Kinder scheint, desto höher wird der Schutz vor einer Covid-19-Infektion von Mitarbeitenden sowie Eltern und Kindern gewichtet.
Zu diesen Ergebnissen kommen die DJI-Wissenschaftlerinnen Christine Gerber und Dr. Birgit Jentsch. Ihre Untersuchung stützt sich dabei auf Daten einer Telefonbefragung des Forschungsprojekts „Kinderschutz in Zeiten von Corona (KiZCo)“. Dabei wurden deutschlandweit in leitfadengestützten Interviews 40 Gruppenleitungen der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) befragt. Diese sind als Teil der Jugendämter für die Umsetzung des Kinderschutzes verantwortlich.
Schutzkonzepte größtenteils erfolgreich – in wenigen Fällen jedoch nicht umsetzbar
Geht bei Jugendämtern ein Hinweis auf die Gefährdung eines Kindes ein, muss dem immer nachgegangen werden. „Das ist auch in Zeiten der Corona-Pandemie so“, erklärt Dr. Birgit Jentsch. „In den Befragungen gaben die Mitarbeitenden an, dass sie die Schutzkonzepte in den meisten Fällen in angepasster Weise umsetzen konnten. Zum Beispiel wurden Gespräche nach draußen verlagert.“ Jedoch zeigte die Auswertung auch, dass es vor allem während der Phase massiver Kontaktbeschränkungen auch vereinzelte Fälle gab, in denen das Schutzkonzept weitgehend zusammengebrochen ist. Das heißt, dass Familien weder die notwendigen Hilfen erhalten haben, noch die flankierenden Maßnahmen zur Kontrolle und Absicherung des Kindes vor akuten Gefahren umgesetzt werden konnte.
Verhältnis zwischen Fachkräften und Familien hat sich verbessert
Erfreut zeigen sich einige Fachkräfte, dass sich das Verhältnis zu vielen Familien durch Angebote wie Hausausgabenbetreuung, Mitbringen von Spielzeug oder auch digitale Ausstattung verbessert hat. „Kinderschutz bedeutet für Familien in der Regel Zwang und Kontrolle. Durch ihre alltagspraktische und entlastende Unterstützung wurden die Fachkräfte jetzt häufiger als Erleichterung wahrgenommen. Diese Beobachtung sollten wir bei der Weiterentwicklung des Kinderschutzes auch in der Zeit nach der Pandemie berücksichtigen“, meint Christine Gerber.
KiZCO – ein Kooperationsprojekt
Das Projekt „Kinderschutz in Zeiten von Corona (KiZCo)“ wurde in Kooperation des Deutschen Jugendinstituts (DJI) mit der Fachgruppe Frühe Hilfen / Nationales Zentrum Frühe Hilfen und SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies durchgeführt. Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) wird getragen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) und aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Detailliertere Informationen zur Studie im Fachartikel „Kinderschutz in Zeiten von Corona – Die Auswirkungen der Infektionsschutzmaßnahmen auf die Ausgestaltung von Schutzkonzepten“
Forschungsprojekt „Kinderschutz in Zeiten von Corona (KiZCo)“
Fachgruppe „Familienhilfe und Kinderschutz“
Weitere Forschungsthemen des DJI zum Schwerpunkt „Kinderschutz“
International Centre for Socio-Legal Studies SOCLES
Kontakt
Dr. Birgit Jentsch
Abteilung Familie und Familienpolitik
089/62306-194
jentsch@dji.de
Christine Gerber
Abteilung Familie und Familienpolitik
089/62306-590
gerber@dji.de
Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-311
horn@dji.de