Hochqualifizierte Väter als Vorreiter bei Elternzeit
DJI-Publikation beschreibt Effekte der Elterngeldreform 2015

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Das Elterngeld soll die Erwerbsbeteiligung von Müttern stärken und die partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit verbessern. Seit seiner Einführung im Jahr 2007 wurden bei diesen politischen Handlungsfeldern Fortschritte erzielt. Der Väteranteil der Elterngeldbezüge ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Große Unterschiede zwischen Müttern und Vätern bestehen jedoch nach wie vor sowohl bei der Dauer der Inanspruchnahme als auch in Bezug auf die Teilhabe an Erwerbs- und unbezahlter Sorgearbeit.
Die Elterngeldreform zum 1. Juli 2015 sollte eine flexiblere Bezugsdauer ermöglichen und Anreize für zeitgleiche Teilzeiterwerbsarbeit beider Eltern während des Elterngeldbezugs schaffen. Mit Daten der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) für die Jahre 2016 und 2019 untersuchten PD Dr. habil. Christina Boll und Dr. Till Nikolka, Forschende am Deutschen Jugendinstitut (DJI), wie sich die Reform auswirkte. Sie verglichen anspruchsberechtigte Eltern, deren Kinder im 3. Quartal 2015 geboren wurden, mit Eltern, deren Kinder vor der Elterngeldreform im 2. Quartal 2015 geboren wurden (Vergleichsgruppe).
Die Autor:innen schlussfolgern, dass Paare mit hochqualifizierten Vätern besonders sensitiv auf die Reform reagiert haben – sie nehmen daher eine Vorreiterrolle ein, was sich mit früheren Befunden deckt. Die Ergebnisse wurden nun im DJI Preprint „The Impact of a Parental Leave Benefit Reform on Parents’ Leave-taking, Labor Supply and Childcare Arrangements“ veröffentlicht. Sie zeigen, dass sowohl der Anteil der Väter, der Elternzeit in Anspruch genommen hat, als auch die akkumulierte Dauer dieser Elternzeit bei den Vätern mit im 3. Quartal 2015 geborenen Kindern höher war als in der Väter-Vergleichsgruppe. Der Effekt lässt sich bei Paaren erkennen, bei denen der Vater einen Hochschulabschluss hat.
Auf die Aufteilung der Kinderbetreuung hat die Reform keine messbaren Auswirkungen. Jedoch wünschen sich anspruchsberechtigte Paare mit hochqualifiziertem Vater mehr Betreuungsstunden in der Kita als die Vergleichsgruppe. Dass sich dieser höhere Bedarf nicht in einer entsprechend umfangreicheren Kitanutzung niederschlägt, bringen die Autor:innen mit der Bedarfsunterdeckung bei Kitaplätzen insbesondere im U3-Bereich in Zusammenhang. Zu den Mechanismen, die den Erfolg beziehungsweise Misserfolg der intendierten Reformwirkungen herbeiführen, sollte weiter geforscht werden.
The Impact of a Parental Leave Benefit Reform on Parents’ Leave-taking, Labor Supply and Childcare Arrangements. Christina Boll, Till Nikolka, 62 Seiten, DOI: 10.36189/DJI202430 (PDF)[1]DJI-Fachgruppe „Familienpolitik und Familienförderung“[2]Allgemeine Informationen zur DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)[3]
Kontakt
PD Dr. habil. Christina Boll
Leiterin Abteilung Familie und Familienpolitik
Tel.: 089/62306-255
boll@dji.de
Dr. Till Nikolka
Abteilung Familie und Familienpolitik
Tel.: 089/62306-589
nikolka@dji.de
Sonja Waldschuk
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-173
waldschuk@dji.de