Betreuung nach der Einschulung: Bedarf der Eltern wird nicht gedeckt

Neue Analysen der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) zeigen, dass weiterhin Ausbaubedarf des Platzangebots besteht und Angebote nicht für alle Eltern gleich zugänglich sind

30. Oktober 2024 -

Ab 2026 gilt ein Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung für die Klassenstufe eins, der bis 2029 auf alle Grundschulkinder ausgedehnt wird. Die neuen Analysen der Daten der KiBS-Befragungen 2021 und 2022 zeigen, dass sich viele Eltern von zukünftigen Grundschulkindern einen Platz in einem Angebot der außerunterrichtlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (BBE) wünschen.

Dem größten Teil der Eltern gelang es dabei, ihren im Vorschuljahr (2021) geäußerten Betreuungswunsch umzusetzen, sodass ihr Kind im ersten Schuljahr (2022) ein bedarfsgerechtes Angebot der außerunterrichtlichen BBE besuchte. Ein kleiner Teil der Eltern mit vorschulisch geäußertem Bedarf konnte jedoch im ersten Schuljahr ihres Kindes kein Angebot in Anspruch nehmen. Gerade Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss oder Migrationshintergrund hatten Probleme, nach der Einschulung ihres Kindes ein bedarfsgerechtes Angebot zu finden.

Dies sind zentrale Ergebnisse der vorliegenden Studie des DJI-Kinderbetreuungsreports. Ausgehend von den Betreuungswünschen der Eltern von Vorschulkindern ab fünf Jahren für die kommende Schulzeit, den sogenannten prospektiven Bedarfen, stellen die Wissenschaftlerinnen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) die Betreuungssituation der Kinder und die Bedarfe der Eltern vor und nach der Einschulung dar und vergleichen sie miteinander.

Weitere zentrale Befunde

Der zukünftige Bedarf variiert zwischen den Bundesländern. So gaben im Jahr 2022 bundesweit vier von fünf Eltern an, ein außerunterrichtliches Betreuungsangebot nach der Einschulung nutzen zu wollen. In den ostdeutschen Bundesländern sowie Hamburg und Schleswig-Holstein lag der Bedarf oberhalb des Bundesdurchschnitts.

In einigen Ländern liegt der prospektive Bedarf der Eltern von Vorschulkindern deutlich oberhalb des Bedarfs der Eltern von Grundschulkindern. Vor allem in diesen Ländern muss damit gerechnet werden, dass mit Beginn der stufenweisen Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder mehr Erstklässlerinnen und Erstklässler einen Betreuungsplatz benötigen als der bisher zur Schätzung herangezogene Bedarf für alle Grundschulkinder insgesamt nahelegt.

Erstmalig stellen die DJI-Wissenschaftlerinnen die Wichtigkeit verschiedener Gründe, die Eltern für den Wunsch nach einem außerunterrichtlichen Betreuungsangebot angeben, dar. Nahezu alle Eltern stuften eine verlässliche Betreuung sowie die Möglichkeit zur Aufnahme, Ausweitung oder Aufrechterhaltung der Berufstätigkeit als sehr wichtig oder eher wichtig ein. Bessere Leistungen in der Schule waren hingegen für nur sechs von zehn Eltern ebenso wichtig. Für Eltern mit Migrationshintergrund oder mit niedrigem Bildungsabschluss waren bessere Schulleistungen und Unterstützung bei den Hausaufgaben wichtiger als für Eltern ohne Migrationshintergrund oder mit (Fach-)Hochschulreife.

Die Analysen des Zusammenhangs zwischen Merkmalen der Familie und verschiedenen Mustern aus Bedarf und Betreuung rund um den Schuleintritt zeigen, dass unter den Eltern mit einer bedarfsdeckenden Umsetzung Eltern mit niedrigerer Schulbildung seltener vertreten waren und Familien mit Migrationshintergrund mit höherer Wahrscheinlichkeit einen ungedeckten Bedarf hatten. Neben einem verstärkten Ausbau an Betreuungsplätzen könnten für diese Eltern auch vereinfachte Anmeldeprozesse sowie eine verbesserte Bereitstellung von Informationen zur Anmeldung hilfreich sein, um ihnen die Umsetzung ihrer Betreuungswünsche zu ermöglichen.


DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)

Seit 2016 erarbeitet das KiBS-Team am DJI jährlich eine Reihe von vertieften Analysen, die im Format des DJI-Kinderbetreuungsreports als Serie thematisch fokussierter Studien verfügbar sind. Die Auswertungen beschäftigen sich etwa mit außerunterrichtlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten für Grundschulkinder, der Passgenauigkeit der Angebote oder der Einschätzung zu Fachkräften und zu Angeboten für Familien in der Kindertagesbetreuung aus der Perspektive der Eltern. Im Report 2023 werden die zentralen Indikatoren aus dem Befragungsjahr 2022 vorgestellt.


Studie 3 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2023 (PDF)[1]Allgemeine Informationen zur DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)[2]DJI-Themenseite Kinderbetreuung[3]


Kontakt
Katrin Hüsken
DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)
Tel.: 089/62306-288
kibs@dji.de

Prof. Dr. Susanne Kuger
Projektleitung und Forschungsdirektorin sowie komm. Abteilungsleitung Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden
kuger@dji.de

Sonja Waldschuk
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-173
waldschuk@dji.de