Berufliche Integration von Migrantinnen fördern

Publikation analysiert Maßnahmenerfolge der Arbeitsmarktintegration von Müttern mit Migrationshintergrund

Migrantin mit Kind arbeitet im Homeoffice

© iStockphoto/damircudic

24. Juni 2022 -

Lebenswege und Möglichkeiten eines erfolgreichen Berufs­einstiegs sind individuell verschieden. Mütter mit Migrationshintergrund bringen vielfältige Fähigkeiten mit, stehen jedoch bei ihrem Weg in den Arbeitsmarkt vor einigen Hürden. Neben der Qualifizierung und der Ver­einbarkeit von Familie und Beruf stellen der Spracherwerb und kulturelle Traditionen die Migrantinnen vor Herausforderungen. Hier setzt das durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Bundesprogramm des Europäischen Sozialfonds (ESF) „Stark im Beruf“ an, das Projektträger dabei fördert, Angebote für Mütter bereitzu­stellen, um diese bei ihrer beruflichen Integration zu unterstützen. Das Programm wurde 2015 gegründet und befindet sich seit 2019 bereits in einer zweiten Förderphase.

Buntes Spektrum an berufsfördernden Angeboten

Bei den Teilnehmerinnen lässt sich eine große Heterogenität hinsichtlich demografischer, sozialer und ökonomischer Merkmale feststellen. Der modulare Aufbau des Programms bietet ihnen sehr unterschiedliche Unter­stützungsangebote, die ihre spezifischen Bedarfe berücksichtigen, wie etwa Sprachkurse, Hilfe bei der Anerkennung von im Ausland erworbenen Qua­li­fikationen oder Beratungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die rund 90 Kontaktstellen der Projektträger in ganz Deutschland vermitteln den Frauen weitere Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. Jede Kontaktstelle pflegt Kooperationen mit dem Jobcenter oder der Arbeits­agentur vor Ort, mit familienunterstützenden Diensten und mit Unternehmen.

Umfassende Auswertung der Daten

Der vorliegende Bericht „Arbeitsmarktintegration von Müttern mit Migrationshintergrund – Analyse der Maßnahmenerfolge des Bundes­programms Stark im Beruf“ des Deutschen Jugendinstituts (DJI) stellt eine Auswertung der Daten von rund 16.000 nichterwerbstätigen Migrantinnen mit Kindern vor, die im Rahmen des Programms erhoben wurden. Anhand dieser Daten analysierten die Forschenden den Maßnahmenerfolg der Teil­nehmerinnen vor dem Hintergrund individueller Merkmale bei Programm­eintritt, regionaler Kontextfaktoren und der Belegung unterschiedlicher Module.

Diese durchgeführten Analysen beziehen sich sowohl auf einen Beschäfti­gungserfolg, gemessen durch den Beschäftigungsindikator, als auch auf den weiter gefassten ESF-Ergebnisindikator, der zum Beispiel auch die Erlan­gung einer Qualifikation als Erfolg berücksichtigt. Auf Grundlage theore­tischer Überlegungen leiteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft­ler zunächst Hypothesen zur Wahrscheinlichkeit für einen Programmerfolg in Abhängigkeit von potenziellen Erklärfaktoren ab. Sie testeten diese Hypo­thesen mithilfe eines mehrere Variablen berücksichtigenden Analyse­verfahrens.

Die Ergebnisse des Berichts

Die Auswertungen zeigen, dass Teilnehmerinnen nach Programmabschluss mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine Beschäftigung oder eine Aus­bildung aufnehmen, wenn sie eher berufsorientierte Module belegt haben und sie bereits bei Programmeintritt bessere Voraussetzungen hinsichtlich ihres Humankapitals und ihrer Nähe zum Arbeitsmarkt mitbringen, auch wenn weitere beobachtbare Merkmale gleichzeitig in die Analyse einbe­zogen werden. Teilnehmerinnen, die länger arbeitslos sind oder sich im SGB-II-Bezug befinden und Mütter mit kleinen Kindern im Haushalt schließen hingegen das Programm mit einer niedrigeren Erfolgswahr­scheinlichkeit ab. Die Ergebnisse bestätigen Befunde aus der Evaluation aktivierender Arbeitsmarktpolitik, wonach berufsnahe Fördermaßnahmen besonders hohe Erfolgschancen für einen Programmerfolg, zum Beispiel bei einer Vermittlung in eine Erwerbstätigkeit, haben.   

Die Limitationen der Analysen bestehen unter anderem darin, dass sich mit den vorliegenden Daten keine Aussagen über die unmittelbare Wirkung der Angebote auf den Programmerfolg treffen lassen. Das liegt vor allem daran, dass keine Erhebungen zur Erwerbsintegration ähnlicher Personen­gruppen, die nicht am Programm teilgenommen haben, vorliegen. Für eine differenziertere Bewertung eines Beschäftigungserfolgs nach Programm­abschluss wären außerdem weitergehende Informationen zur Qualität des Job-Matches und ein längerer Beobachtungszeitraum nach dem Programm­austritt aufschlussreich.

Arbeitsmarktintegration von Müttern mit Migrationshintergrund – Analyse der Maßnahmenerfolge des Bundesprogramms „Stark im Beruf“, Christina Boll, Laura Castiglioni, Thomas Eichhorn, Till Nikolka, Corinna Zollner, 44 Seiten, 978-3-86379-418-7DJI-Projekt Familien mit MigrationshintergrundBundesprogramm „Stark im Beruf“


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