Wie digitale Medien Berufs- und Familienleben verändern

DJI-Tagung bringt Familien- und Arbeitsforschung zusammen

12. Dezember 2019 -

Internet und Smartphone sind für Familien heutzutage im Alltag unverzichtbar: Sie werden für den permanenten Austausch genutzt, über den Tag und über Distanzen hinweg. Dadurch erfordern und ermöglichen digitale Medien immer wieder neue Wege, Berufs- und Familienleben zu gestalten und zu vereinbaren. Und sie verändern die Beziehungen innerhalb von Familien. Beiden Aspekten hat sich die Tagung „Total. Digital: Familie im 21. Jahrhundert“ gewidmet, zu der am 28. und 29. November 2019 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Praxis am Deutschen Jugendinstitut (DJI) zusammenkamen.

Geschlechterspezifische Benachteiligungen können sich verfestigen

„Einerseits bietet die Digitalisierung erwerbstätigen Eltern viele Chancen, beispielsweise auf mehr selbstbestimmtes Arbeiten, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine gerechtere Verteilung von Aufgaben in der Familie“, sagte Christina Boll, Leiterin der Abteilung Familie und Familienpolitik am DJI in ihrem Vortrag. „Gleichzeitig besteht jedoch das Risiko, dass sich dadurch geschlechtsbezogene Benachteiligungen verfestigen, beispielsweise wenn Mütter flexible Arbeitszeiten nutzen, um das Kind von der Kita abzuholen, während Väter im Homeoffice Überstunden machen, die sie sich vergüten lassen“. Auch Weiterbildungen, die im Zusammenhang mit der Digitalisierung dringend notwendig sind, seien für teilzeitbeschäftigte Mütter häufig nicht zugänglich, weil sie zu Zeiten stattfinden, zu denen eine Kinderbetreuung häufig nicht gesichert ist, warnte die Familienökonomin.

Digitale Medien stellen ein Gefühl von Gemeinsamkeit her
Welche zunehmend wichtige Rolle digitale Medien auch innerhalb von Familien spielen, erläuterten Claudia Zerle-Elsäßer, Leiterin der Fachgruppe „Lebenslagen und Lebensführung von Familien“ und Janine Bernhardt, wissenschaftliche Referentin: Da in den meisten Familien heute beide Elternteile erwerbstätig sind und die Kinder Krippe, Kindergarten, Schule und Hort besuchen, müssen sich Familien viel miteinander abstimmen. Aber nicht nur der Alltag lässt sich mit digitalen Medien besser organisieren, auch ein Gefühl von Gemeinsamkeit lässt sich mit ihrer Hilfe herstellen. Dies wird immer wichtiger, da Familien häufiger als früher in komplexen Konstellationen leben, über Haushalte, Stadt-, Landes- oder gar kontinentale Grenzen verteilt.

Eltern sind Vorbilder in der Mediennutzung
Viele Familien treibt zudem die Frage um, wie die Internetnutzung der Kinder zu begleiten und zu regulieren sei. Über alle Altersgruppen hinweg zeige sich, dass in diesem Kontext insbesondere gemeinsame Eltern-Kind-Onlineaktivitäten relevant sind, so Alexandra Langmeyer, Leiterin der Fachgruppe „Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern“. Sie betonte die Vorbildfunktion der Mütter für die Internetnutzung von Kleinkindern bis zu einem Alter von sechs Jahren. Nach dem Übergang in die Grundschule komme auch den Vätern eine bedeutendere Rolle in der Interneterziehung zu. Als großen Einflussfaktor auf die elterliche Medienerziehung erweise sich die Selbsteinschätzung von Müttern und Vätern: Fühlen sich Eltern kompetent, begleiten sie ihre Kinder eher als die Mediennutzung nur einzuschränken.


Abteilung Familie und Familienpolitik[1]


Kontakt

Dr. Claudia Zerle-Elsäßer
Leiterin der Fachgruppe Lebenslagen und Lebensführung von Familien
Tel.: 089/62306-317
zerle@dji.de

Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-173
hofele@dji.de