Personalnot in der Kinder- und Jugendhilfe wächst

Das Forschungsmagazin DJI Impulse beleuchtet Ursachen und Folgen des zunehmenden Fachkräftemangels in der Kinder-und Jugendhilfe in Westdeutschland – und beschreibt Perspektiven und Lösungsansätze

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02. Oktober 2024 -

Der Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe spitzt sich zu – zumindest in Westdeutschland.  Obwohl Kinder­tages­betreuung, Kinderschutz und Hilfen zur Erziehung jahrelang stark ausgebaut wurden, schafft es die Kinder- und Jugendhilfe inzwischen nicht mehr, den unvermindert steigenden Bedarf an Personal zu decken. Dies zeigen die aktuellen Daten des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund, die in der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse analysiert werden. Demnach fehlen bis zum Jahr 2030 voraussichtlich allein in der Kindertagesbetreuung 51.000 bis 88.000 Fachkräfte in Westdeutschland, sofern keine neuen Maßnahmen zur Personalgewinnung erfolgreich entwickelt und durchgeführt werden. Darüber hinaus erzeugt der ab dem Schuljahr 2026/2027 stufenweise in Kraft tretende Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung und Förderung für Grundschulkinder weitere Personalbedarfe.

Ausbildungs- und Arbeitsmarktpotenziale sind weitgehend erschöpft

„Es ist derzeit offen, in welchem Maße und welcher Qualität die Träger im Bereich Kindertagesbetreuung, Ganztag, Kinder- und Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, Hilfen zur Erziehung und Kinderschutz ihre Aufgaben zukünftig weiter erfüllen können“, warnen Dr.  Christiane Meiner-Teubner,  Erziehungs­wissenschaftlerin und Mitglied in der Geschäfts­führung des Forschungs­verbunds DJI/TU Dortmund, und Prof. Dr. Jens Pothmann, Leiter der Abteilung „Jugend und Jugendhilfe“ am Deutschen Jugendinstitut (DJI) sowie des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund. Denn die bisherigen Strategien, die zuletzt zu hohen Erfolgen bei der Gewinnung zusätzlichen Personals geführt hätten, würden keine weiteren Potenziale mehr bergen. Bisher hatten Bund und Länder vor allem darauf gesetzt, das Ausbildungssystem für Erzieher:innen und Sozial­assistent:innen auszubauen sowie früh- und kindheitspädagogische Studien­gänge einzuführen, schreiben Meiner-Teubner und Pothmann in ihrem Einführungsbeitrag der neu erschienenen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse. Außerdem konnten viele Mütter nach dem Ausstieg in die Familienphase frühzeitig wieder zurück in ihren Job geholt werden.

Abhilfe kann nur ein Bündel an unterschiedlichen Strategien schaffen

Neben der Aufwertung und Profilierung sozialer Berufe sei ein Bündel an unterschiedlichen Strategien notwendig, um den wachsenden Personalmangel einzudämmen und gleichzeitig die Qualität der Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sicherzustellen, erläutern Meiner-Teubner und Pothmann. Unter anderem bemängeln sie, dass Fachkräfte aus dem Ausland und die Anerkennung ihrer Qualifikationen für die nationale Kinder- und Jugendhilfe bislang so gut wie bedeutungslos seien. Außerdem empfehlen sie beispielsweise ein professionelles  Personal­management, multi­professionelle Teams sowie eine enge Begleitung und Weiterbildung von Quereinsteigenden oder geringer qualifiziertem Personal in der Praxis.

Die wissen­schaftlichen Analysen der neuen Ausgabe des Forschungs­magazins DJI Impulse mit dem Titel „Die Fachkräftelücke: Perspektiven und Lösungsansätze für die Kinder- und Jugendhilfe“ beleuchten einerseits Ursachen und Folgen des Personalmangels in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe, andererseits beschreiben die Expertinnen und Experten des DJI sowie des Forschungs­verbundes DJI/TU Dortmund auf Grundlage von verschiedenen Studienergebnissen Perspektiven und Lösungsansätze. Im Mittelpunkt stehen dabei die Personalgewinnung und -bindung in der Frühen Bildung, die schwierige Umsetzung des Rechts auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder sowie die Zwangslage der Jugendämter aufgrund des Personalmangels.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissen­schaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Forschende über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und liefern Impulse für Politik, Wissenschaft und Fachpraxis.



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Kontakt

Birgit Lindner
Abteilung Medien und Kommunikation

089/62306-180
blindner@dji.de

Dr. Christiane Meiner-Teubner
Erziehungswissenschaftlerin und Mitglied in der Geschäftsführung des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund

0231/755-8188
christiane.meiner@tu-dortmund.de

Prof. Dr. Jens Pothmann
Leiter der Abteilung „Jugend und Jugendhilfe“ am DJI und Leiter des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund
089/62306-210
pothmann@dji.de