Wissenschaftliche Begleitung des Bundesprogramms Kindertagespflege
Um aktuelle Entwicklungen in der Kindertagespflege aufzugreifen und zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Zeitraum von 2016 bis 2018 das Bundesprogramm Kindertagespflege aufgelegt. Ziel des Programms war es, durch die Weiterentwicklung der strukturellen Rahmenbedingungen und die Implementierung des „Kompetenzorientierten Qualifizierungshandbuchs Kindertagespflege“ (QHB) die Qualität in der Kindertagespflege weiter zu befördern. Darüber hinaus sollte die (Weiter-)Entwicklung der Kindertagespflege als integraler Bestandteil eines lokalen Gesamtsystems Kindertagesbetreuung vorangetrieben werden (Urban u.a. 2011).
Das Bundesprogramm förderte während seiner dreijährigen Laufzeit 31 Modellstandorte mit ihren regional passfähigen Konzepten der Weiterentwicklung der Kindertagespflege, die aufgrund der Anlage mit verpflichtenden und optionalen Schwerpunkten sehr unterschiedlich ausfielen. Obligatorisch waren die Einrichtung einer Funktionsstelle und die Implementierung des QHB. Optional wurden zudem weitere Schwerpunkte gesetzt, wie Möglichkeiten zur Verstetigung der Kindertagespflege im lokalen Netz der Jugendhilfe (Festanstellungsmodelle von Kindertagespflegepersonen), Ausgestaltung durchlässiger Bildungswege für Kindertagespflegepersonen (Aufstiegsqualifizierung, Anerkennungsverfahren für Kindertagespflegepersonen), Professionalisierung der Fachberatung (fachspezifische Fort- und Weiterbildung und Qualitätssicherungsverfahren für die Fachberatung) oder eine Fokussierung inklusiver Ansätze.
Die Wissenschaftliche Begleitung des Bundesprogramms Kindertagespflege verfolgte diese Prozesse in den Modellkommunen und beobachtete, welche Ansätze die Kommunen entwickeln, um die Programmziele zu erreichen. Es wurde beleuchtet, welche Entwicklungsziele sich die Modellstandorte setzen, welche Handlungsansätze sie zur Umsetzung wählten und wie diese Umsetzungsprozesse gelangen. Hierzu wurden die Akteurs- und Interessenskonstellationen vor Ort und Formen der Kooperation und Governance in den Blick genommen.
Die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Begleitung wurden einerseits fallorientiert innerhalb der jeweiligen Modellkommunen beschrieben und zu den Zielen des Bundesprogramms in Beziehung gesetzt. Die Erkenntnisse dienten andererseits dazu, wesentliche Stellschrauben auf der Ebene der kommunalen Steuerung zu identifizieren, die zur Integration der Kindertagespflege in das Gesamtsystem Kindertagesbetreuung beitragen. Darüber hinaus war von Interesse, welche fachpolitischen Bezugspunkte sich für die Kindertagespflege für eine multiperspektivische Qualitätsentwicklung identifizieren lassen.
Die Wissenschaftliche Begleitung wurde multimodal und multiperspektivisch angelegt (Flick 2017). Ausgangspunkt bildete die Dokumentenanalyse der lokalen Entwicklungspläne der Modellstandorte. Um ein umfassendes Bild der Prozesse nachzeichnen zu können, wurden die Perspektiven der zentralen Akteure an den Modellstandorten sowohl über teilstandardisierte Onlinebefragungen sowie über Expert/innen-Runden und Expert/innen-Interviews erhoben (Meuser/Nagel 2002).
Die grundlegenden Fragestellungen der wissenschaftlichen Begleitung des Bundesprogramms Kindertagespflege wurden mit Blick auf die obligatorischen und optionalen Handlungsfelder für die Wissenschaftliche Begleitung in folgenden inhaltlichen Modulen gebündelt und bearbeitet:
- Modul I - Stützsysteme in der Kindertagespflege: Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung von Fachberatung
- Modul II - Qualifizierung und Aufstiegsqualifizierung/Anerkennungsverfahren in der Kindertagespflege
- Modul III - Konzepte der Inklusion in der Kindertagespflege
Die Erkenntnisse wurden für das Gesamtprogramm und die einzelnen Module aufbereitet und bieten die Möglichkeit Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis abzuleiten.
Flick, Uwe (2017): Triangulation in der qualitativen Forschung. In: Flick, Uwe/Kardorff, Ernst von/ Steinke, Ines (2017): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Hamburg. S. 309-318.
Meuser, Michael/Nagel, Ulrike (2002): ExpertInneninterviews - vielfach erprobt, wenig bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In: Bogner, Alexander/Littig, Beate/Menz, Wolfgang (Hrsg.): Das Experteninterview. Theorie, Methode, Anwendung. S. 71-93.
Urban, Mathias/Vandenbroeck, Michel/Lazzari, Arianna/Van Laere, Katrien/Peeters, Jan (2011): CoRe. Competence Requirements in Early Childhood Education and Care. Final Report. London und Ghent.