6. Verbesserung der Angebotsstruktur in der Sekundarstufe II

Einführung

 

Das letzte Kapitel der Toolbox beschreibt Tools für eine bessere Anpassung des Angebots von Bildungsgängen der Sekundarstufe II an die Nachfrage. Dabei sind folgende Typen von Bildungsgängen zu unterscheiden:
  • Bildungsgänge zum Erwerb der Ausbildungsreife
  • Reguläre Ausbildungsgänge mit anerkanntem Abschluss
  • Bildungsgänge an beruflichen Schulen zum Erwerb allgemeinbildender Abschlüsse

Bildungsgänge zum Erwerb der Ausbildungsreife sind Förderangebote für Jugendliche mit hohem Förderbedarf und werden berufsschulisch, als BvB-Maßnahmen oder in Produktionsschulen durchgeführt. Sie haben in der Regel eine Dauer von einem Jahr, wobei die Förderung verlängert werden kann, wenn ein entsprechender individueller Bedarf festgestellt wird. In diesen Bildungsgängen kann der Hauptschulabschluss nachgeholt werden. Lernorte für Praxiserfahrungen sind Betriebe oder betriebsähnliche Einrichtungen. Die erfolgreiche Teilnahme an diesen Bildungsgängen sollte mit der Garantie einer anschließenden Übernahme in eine reguläre Ausbildung verbunden werden.

Reguläre Ausbildungsgänge mit anerkanntem Abschluss führen zu Abschlüssen nach dem Berufsbildungsgesetz bzw. Landesrecht. Als Zielgruppe gelten ausbildungsreife Jugendliche und Jugendliche mit punktuellem Förderbedarf. Die Ausbildung kann in Betrieben, beruflichen Schulen und außerbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen absolviert werden. Ist die Ausbildung nicht betrieblich, so werden praktische Ausbildungsanteile in Betrieben oder in betriebsähnlichen Einrichtungen durchgeführt. Die Dauer der Ausbildung richtet sich nach den Ausbildungsordnungen bzw. den Landesregelungen und wird bei Bedarf individuell verlängert.

Zielgruppen von berufsschulischen Bildungsgängen zum Erwerb allgemeinbildender Abschlüsse sind Jugendliche, die nach dem Besuch einer Haupt- oder Förder- oder Realschule weitere allgemeinbildende Abschlüsse erwerben wollen. Die Besonderheit dieser Bildungsgänge liegt darin, dass das Lernen von beruflichen Inhalten für die Aneignung von allgemeinbildenden Inhalten genutzt wird. In diesen Bildungsgängen kann auch der Erwerb eines allgemeinbildenden Abschlusses mit dem eines anerkannten Ausbildungsabschlusses verbunden werden.

Eine Art Blaupause für eine Verbesserung der Angebotsstruktur in der Sekundarstufe II liefert die von der Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit den Bundesländern und der Bundesagentur für Arbeit gestartete Initiative "Übergänge mit System": Eckpunkte der Initiative "Übergänge mit System".

In einem Positionspapier hat die Stiftung ihr Konzept differenziert begründet: Übergänge mit System. Fünf Forderungen für die Neuordnung des Übergangs von der Schule in den Beruf. In einer von der Stiftung in Auftrag gegebenen Expertise werden die Kosten einer von der Initiative Übergänge mit System geforderten Ausbildungsgarantie berechnet: Was kostet eine Ausbildungsgarantie in Deutschland?
Teils im Anschluss an diese Initiative, teils bereits in deren Vorlauf haben mehrere Bundesländer mit der Umgestaltung der Sekundarstufe II begonnen. Sowohl die Initiative der Bertelsmann Stiftung als auch die Konzepte einiger Länder vernachlässigen oder ignorieren gar die Tatsache, dass der Erwerb höherwertiger allgemeinbildender Abschlüsse in beruflichen Schulen gerade für Jugendliche aus bildungsfernen Familien ein wichtiger Weg des "Aufstiegs durch Bildung" ist.

Prominente Beispiele für die Umsetzung von Übergängen mit System in Reformkonzepte auf Länderebene sind: Maßnahmen zur Umsetzung der Reform der beruflichen Bildung in Hamburg und Neues Übergangssystem Schule – Beruf in NRW. Das Regionale Übergangsmanagement Berlin hat in einer Handreichung Vorschläge zu einer Qualifizierung von Bildungsgängen zum Erwerb der Ausbildungsreife in einem reformierten Übergangssystem entwickelt.

Tools

Handreichungen:

Übergänge mit System. Fünf Forderungen für die Neuordnung des Übergangs von der Schule in den Beruf (Bertelsmann Stiftung)

Eckpunkte der Initiative "Übergänge mit System" (Bertelsmann Stiftung)

Was kostet eine Ausbildungsgarantie in Deutschland? (Bertelsmann Stiftung)

Neues Übergangssystem Schule – Beruf in NRW (Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales NRW)

Maßnahmen zur Umsetzung der Reform der beruflichen Bildung in Hamburg (Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg)

Übergangssystem (Regionales Übergangsmanagement Berlin)


➡ Wenn Sie Anregungen und Verbesserungsvorschläge haben,
schreiben Sie gern eine Email an: Ulrike Richter
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