Sozioökonomische und soziokulturelle Dimensionen von Kindheit
Kinderarmut in Wohlfahrtsstaaten
Das Projekt analysiert die gegenwärtige Debatte über die Kinderarmut unter dem Aspekt einer Konzeptualisierung von Armut von Kindern unter den Bedingungen wohlfahrtsstaatlicher Regulierung einerseits, zunehmender Marktintegration von Kindern durch Medien und Konsum andererseits. Dazu wird die umfangreiche Literatur zur sozialwissenschaftlichen und ökonomischen Armutsmessung aufgearbeitet, da die statistischen Daten die wesentliche Basis der gegenwärtigen Debatte über Kinderarmut darstellen. Weiter wird die aktuelle Literatur ebenso wie die ältere Armutsforschung auf die theoretischen Ansätze zur Armutsbestimmung hin analysiert. Zusätzlich wird die soziologische Kindheitsdebatte theoretisch rekonstruiert, da das Projektthema, die neue Kinderarmut, im Schnittpunkt zweier sozialwissenschaftlicher Perspektiven angesiedelt ist: Der Armutsentwicklung und der Veränderung des gesellschaftlichen Status von Kindern.
Aus der Aufarbeitungsphase des Diskussionsstandes zur Kinderarmut resultiert der Versuch einer theoretischen Neubestimmung der Bedeutung der Kinderarmut für die gegenwärtige sozialpolitische Debatte: Die zentrale These der Neubestimmung lautet, daß in den westlichen Wohlfahrtsstaaten (mit unterschiedlicher Intensität) ein Umbau der Funktion des Systems der sozialen Hilfen - also des wohlfahrtstaatlichen Kernbereichs - stattfindet, der theoretisch durch die Verlagerung von der Sozialintegration auf die systemtheoretisch konzipierte Differenz von Inklusion und Exklusion beschrieben werden kann. Kinderarmut wird dann als Fokus der Diskussion deshalb bedeutsam, weil in ihr zwei widersprüchliche Tendenzen der reflexiven Modernisierung aufeinandertreffen: Tendenzen der Armutsexklusion und Tendenzen der Kinderinklusion.