Arbeitsgruppe III: Quereinstiege und niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten in soziale Dienstleistungsberufe
Moderation: Birgit Riedel, DJI München
Unter dem Titel „Quereinstiege und niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten in soziale Dienstleistungsberufe“ wurden in Arbeitsgruppe III drei Forschungsprojekte bzw. Modellprogramme vorgestellt.
Lena Becker und Lisa Wirner (beide DJI) beschäftigten sich in ihrem Vortrag zu Quereinstiegen in Altenpflege und Kindertagesbetreuung mit Faktoren gelungener Quereinstiege auf der Ebene der Quereinsteigenden und der Einrichtungen. Die Zielgruppe selbst lässt sich nur schwer definieren, aufgrund deren äußerst heterogenen beruflichen Vorerfahrungen und Bildungsniveaus, die sich in Anlehnung an das Konzept der sozialen Mobilität als horizontal bzw. vertikal auf- und absteigend beschreiben lassen. Dennoch verbindet die Quereinsteigenden eine hohe Motivation und die bewusste Entscheidung für einen Quereinstieg, der durchaus mit hohen Opportunitätskosten verbunden ist (z.B.: Vereinbarkeit Familie, Beruf, Ausbildung; Wiederaufnahme formalen Lernens). Auf der Ebene der Einrichtungen lassen sich Verbesserungsbedarfe hinsichtlich der Integration der Quereinsteigenden in die Arbeitsteams und deren Praxisanleitung feststellen, die einerseits den begrenzten zeitlichen Ressourcen und andererseits den veränderten Bedarfen von Quereinsteigenden im Vergleich zu originär Ausgebildeten zuzuschreiben sind. Aufgrund der hohen Motivation und gewinnbringender Vorerfahrungen der Quereinsteigenden kann die These der Deprofessionalisierung des Feldes durch Quereinstiege widerlegt werden. Zu diskutieren bleibt die Frage inwieweit gelungene Quereinstiege allein auf der Ebene der Individuen und Einrichtungen geleistet werden können und welche Aufgabe hier der strukturellen Ebene zuzuschreiben ist.
Im zweiten Vortrag stellte Jens Krabel (Koordinationsstelle „Chance Quereinstieg/ Männer in Kitas“) das ESF Modellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ vor und gab einen Einblick zum Stand vergüteter, erwachsenengerechter und geschlechtersensibler Quereinstiegsmöglichkeiten in den ErzieherInnenberuf. Ein wesentliches Ziel des Projekts ist es, ergebnisoffen die Bedarfe der Quereinsteigenden hinsichtlich einem geeigneten, erwachsenengerechten Ausbildungsformat zu ermitteln. Auf Basis der Annahme, dass primär vergütete und berufsbegleitende Qualifizierungen den Anforderungen der Zielgruppe entsprechen, wurde ein Bundesländervergleich erstellt, der vor allem Berlin, Bayern (OptiPrax) und Baden-Württemberg attraktive Rahmenbedingungen für Quereinstiege in den ErzieherInnenberuf attestiert. Der Vortrag endet mit der Frage nach formals erworbenen Kompetenzen der Quereinsteigenden und deren Stellenwert für das Berufsfeld einerseits und die Gesellschaft andererseits.
Abschließend thematisierten Dr. Nina Lichtwardt und Katrin Otremba (beide DJI) niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten für HauptschülerInnen zur ErzieherIn und AltenpflegerIn im Rahmen des Forschungsprojektes „Fachkräftemangel? Weiterqualifizierung unterstützen!“, indem erste Forschungserkenntnisse vorgestellt und ein Einblick in die quantitative Erhebung gegeben wurden. Die drei zentralen Erkenntnisse aus den qualitativen Interviews mit Auszubildenden und Experten sind 1) eine unterschiedliche Gewichtung der theoretischen und praktischen Ausbildungsteile aus Sicht der Auszubildenden und der Lehrkräfte, 2) die Differenz in der Bewertung der Ausbildungsgänge (Kinderpflege wird als Chance der beruflichen Integration wahrgenommen wohingegen die Altenpflegehilfe als Sackgasse empfunden wird) und 3) der Widerspruch zwischen den Zugangsvoraussetzungen zu den Ausbildungsgängen und den Anforderungen innerhalb der Ausbildungen, was beispielsweise negative Belastungen mit sich bringt. Die qualitativen Ergebnisse dienen als Basis für die Entwicklung des Fragebogens, welcher sich momentan in den Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen in der Erhebungsphase befindet.