Projekt eXe
Strategien und Konzepte externer Evaluation in der Kinder- und Jugendhilfe
Nähere Informationen zum Projekt
Kontext
Aus politischer und fachpraktischer Sicht haben in den letzten Jahren Fragen nach den (kurz-, mittel- und langfristigen) Auswirkungen von Angeboten und Maßnahmen sozialer Dienste erheblich an Bedeutung gewonnen. Durch die Initiative „Qs – Qualitätssicherung in der Kinder- und Jugendhilfe“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde Mitte der neunziger Jahre der Grundstein gelegt für ein breites Verständnis und Akzeptanz von Verfahren der Qualitätssicherung, insbesondere der Selbstevaluation in Einrichtungen und Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Darauf aufbauend und in Ergänzung dazu rückt das Projekt eXe die speziellen Anforderungen, Strategien und Ansätze, Problemlagen und Chancen externer Evaluation in diesem Handlungsfeld in den Mittelpunkt.
Recherche und Aufarbeitung externer Evaluationen
Zu externen Evaluationen in der Kinder- und Jugendhilfe hat sich im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren zwar eine breite, aber zugleich diffuse, weil konzeptionell nicht immer präzise Evaluationspraxis herausgebildet. Das liegt zum einen wohl daran, dass Evaluations- bzw. Ergebnisberichte häufig nur als „graues Material“ publiziert werden und somit oftmals nicht oder nur schwer öffentlich zugänglich sind. Sie finden nur bedingt Eingang in die Fachdiskurse zur Weiterentwicklung der Evaluationspraxis in der Kinder- und Jugendhilfe. Zum anderen konzentrieren sie sich vorrangig auf die inhaltliche Darstellung der Ergebnisse, weniger auf konzeptionelle und theoretische Aspekte.
Eigene, umfangreiche Internet- und Literaturrecherchen von Evaluationen, die seit 1994 durchgeführt und veröffentlicht wurden, bilden daher eine genauso unverzichtbare Grundlage für die Tätigkeit des Projektes eXe, wie die eingehenderen inhaltlichen Auswertungen entsprechender Projekt- bzw. Ergebnisberichte. Letztere dienen sowohl der Systematisierung des Handlungsfeldes als auch der Erschließung des Ertrags, den die jeweilige Untersuchung zur Weiterentwicklung der Evaluationspraxis leisten kann. Die Datenbank des Projekts, in der nach und nach alle recherchierten Evaluationsstudien öffentlich zugänglich dokumentiert werden, soll helfen, die Transparenz im Handlungsfeld zu erhöhen und den fachlichen Austausch unter den mit Evaluation befassten und von Evaluation betroffenen Personengruppen zu erleichtern.
Anregung und Begleitung der Fachdiskussion
Da das Handlungsfeld der Evaluation durch heterogene Interessen und Informationsbedürfnisse der beteiligten Akteure geprägt ist, will das Projekt eXe die Perspektiven verschiedener Parteien wie Evaluierende, Evaluierte und Auftraggebenden zur Geltung bringen. Durch Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen Vertreterinnen/Vertretern aus Politik, politischer Administration, Forschung und Fachpraxis soll ein wechselseitiges Lernen ermöglicht werden. Dabei werden nicht nur die deutschen Erfahrungen und Entwicklungen in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe betrachtet. Vielmehr werden möglichst auch Erfahrungen und Erkenntnisse aus benachbarten Feldern sozialer Dienstleistungen sowie in anderen Ländern (vor allem in Europa und Nordamerika) entwickelte Ansätze und Verfahren mit einbezogen. Sowohl bewährte als auch innovative Strategien werden dabei vorgestellt, diskutiert und gegebenenfalls in ihrer Verbreitung unterstützt. Die Dissemination von Projektergebnissen erfolgt durch eigene Veröffentlichungen und Veranstaltungen (Fachtagungen, Workshops und Expertenhearings).
(Weiter-)Entwicklung von Strategien am Beispiel „kollegialer Fremdevaluation“
Wenn es um die Legitimation eines Evaluationsgegenstandes gegenüber Dritten geht, stoßen von externen Evaluierenden durchgeführte Untersuchungen zwar häufig auf höhere Akzeptanz als Selbstevaluationen. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass die mit einer solchen Evaluation Beauftragten immer eine gewisse Distanz zum untersuchten Gegenstand bzw. Handlungsfeld aufweisen und mitunter nur „theoretische“ Kenntnisse darüber besitzen. Insofern stellt sich daher gelegentlich die Frage nach einer hinreichenden Berücksichtigung fachpraktischer Aspekte.
Vor diesem Hintergrund untersucht das Projekt, inwiefern sich die Vorzüge selbstevaluativer Verfahren (Feldkenntnis) mit den Vorteilen der externen Evaluation („Blick von Außen“) in Einklang bringen lassen. Anregungen dazu finden sich etwa bei den im Hochschulbereich weit verbreiteten Peer-Evaluationen oder dem ähnlich angelegten Konzept der Kollegialen Visitation aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Das Projekt eXe strebt an, die fachlichen und institutionellen Voraussetzungen für die Umsetzung eines Konzeptes der kollegialen Fremdevaluation und die Entwicklung entsprechender Modelle zu prüfen.
Weitere Arbeitsschwerpunkte
- Konzeptentwicklung für „Programmtheorie-Evaluationen“ in Bundesmodellprogrammen
- Erstellung eines Leitfadens für Mittelempfänger/innen zur Klärung und Darstellung von Konzeptionen in einer Form, die eine Überprüfung der Zielerreichung ermöglicht („Logische Modelle“)
- Erstellung eines Leitfadens für Auftraggebende in der Kinder- und Jugendhilfe zur Vergabe und Begleitung von externen Evaluationen
- Klärung alternativer methodischer und konzeptioneller Zugänge der Kosten-Nutzen-Analyse, ihrer Reichweite sowie Möglichkeiten und Grenzen