Netzwerk Prävention von Schulmüdigkeit und Schulverweigerung
Bericht aus der Werkstatt IV
„Qualifizierung und Beschäftigung in Produktionsschulen“ (Ulrike Richter)
In Werkstatt IV wurde den Fragen nachgegangen, ob das Konzept der Produktionsschulen – vermeintlich – nicht mehr förderbare Jugendliche erreicht und wie sich in Produktionsschulen Arbeit und Qualifizierung zu einem Förderkonzept verbinden lassen. 110 Fachkräfte aus Produktionsschulen, von Bildungsträgern und aus Verbänden nahmen daran teil. Herr Bernd Reschke von der Werk-Statt-Schule Hannover e. V. moderierte die Veranstaltung.
Drei Produktionsschulen(abgekürztPS) stellten ihre Ansätze vor. Das Hauptanliegen der Präsentation von Herrn André Gremaud von der PS Odder aus Dänemark bestand darin darzustellen, wie die Produktionsschulen im dänischen Bildungssystem verankert sind. Herr Holger Kiehn, Schulleiter der PS Müritz und Herr Martin Mertens von der Kasseler Produktionsschule BuntStift stellten ihre jeweiligen Konzepte vor und gaben einen kurzen Überblick zu den Aktivitäten, zu den Produkten und Dienstleistungen, den Zielen und den Zielgruppen der PS.
Präsentation Produktionsschule Odder/Dänemark, André Gremaud
Foto Matthias Möller/Medial Mirage
Produktionsschulen in Dänemark sind eine landesweit etablierte, örtlich verankerte Schulform im Bereich der Berufsvorbereitung. Jugendliche unter 25 Jahren, die nicht unmittelbar eine Berufsausbildung beginnen oder durchführen können oder eine solche Ausbildung abgebrochen haben, besuchen die Produktionsschule. Dies ist jeder achte Jugendliche in Dänemark.
Der fundamentale Unterschied zu Deutschland besteht darin, dass PS in Dänemark eine selbständige Schulform mit eigener Gesetzgebung sind. Die PS sind steuerfinanziert, wobei die Kommune und der Staat sich in die Finanzierung teilen.
Obwohl die Zahl der Schul- und Ausbildungsabbrecher seit zehn Jahren stetig steigt und sich zwischen 1997 und 2003 verdoppelt hat, sinkt seit drei Jahren erstmalig die Schülerzahl in den PS. Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs werden wieder mehr Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt gesucht, so dass verstärkt ausgebildet wird und auch Jugendliche mit Beeinträchtigungen Beschäftigung finden.
Die PS in Odder startete vor 20 Jahren als Bauernhof. Die PS vereinigt heute in einem neuen Gebäude, welches von Jugendlichen erbaut wurde, verschiedene Werkstätten: Grafische Werkstatt, Holzwerkstatt, Bekleidung, Polsterei, Küche, die auch als Ausbildungswerkstatt fungiert, Metallwerkstatt und die Werkstatt Musik mit einer Band. Der Anteil eigenerwirtschafteter Mittel der PS beläuft sich auf über 10 %. Die PS Odder wird von einem Vorstandsgremium geleitet, dem Arbeitgeber, Gewerkschaften, Vertreter der Kommune und der Leiter der PS angehören.
Vorwiegend Jungen und junge Männer arbeiten und lernen in der Produktionsschule Odder (70 % männlich, 30 % weiblich). Der durchschnittlich relativ kurze Aufenthalt von weniger als fünf Monaten begründet sich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung, da Arbeitskräfte gesucht werden. Die kurze Verweildauer ist auch politisch gewollt: Die Jugendlichen sollen so schnell wie möglich in eine Berufsausbildung oder Beschäftigung vermittelt werden. Um jedoch die gesteckten Ziele – die psycho-soziale Stabilisierung der Jugendlichen, der Erwerb von sozialen und fachlichen Kompetenzen zu erreichen, reicht dieser kurze Aufenthalt nicht aus. Die Mitarbeiter/innen der PS empfehlen eine Verweildauer von über einem Jahr.
Kontakt
Odder Produktionsskole
Forstander André Gremaud
Rønhøjvej 28
8300 Odder
http://www.odderpro.dk/
André Gremaud
andre@odderpro.dk
Präsentation Produktionsschule Müritz, Holger Kiehn
Die PS Müritz ist eine von fünf Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern, die über das Landesprogramm „Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern“ mit Mitteln des Landes, des ESF und der Landkreise gefördert werden. Die fünf PS befinden sich in der komfortablen Situation einer langfristigen Förderung. Die fünf Mecklenburger PS sind somit dem Finanzierungsdilemma vieler PS in Deutschland, die immer nach geeigneten Fördertöpfen suchen müssen, nicht ausgesetzt.
Die PS Müritz erhält 425.000 EUR pro Jahr vom Land, 50.000 EUR vom Jugendamt des Landkreises. Mindestens 25.000 EUR müssen selbst erwirtschaftet werden. Der Anteil der selbst erwirtschafteten Mittel liegt bei 10 bis 12 %. Die Förderung ist bis zum Jahr 2013 gestaffelt. Das Land reduziert die Förderung ab 2008 jedes Jahr um 5 %, dagegen steigt der Anteil der Landkreise oder Dritter, so dass im Jahr 2013 der Anteil des Landes bei 60 % und der der Landkreise bei 40 % liegen wird.
Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern
http://www.good-practice.de/produktionsschulen_mv.pdf
Das Landesprogramm wird durch die Universität Hannover, Prof. Arnulf Bojanowski, Dr. Cortina Gentner wissenschaftlich begleitet. Der Abschlussbericht wird im April 2008 erwartet.
Die PS Müritz startete 2001 mit dem Ziel einer effizienteren Berufsorientierung, initiiert und gefördert durch die Berufsberatung der damaligen Arbeitsagentur. Aktuell besuchen diese Einrichtung vorwiegend Jugendliche unter 21 Jahren, die ihre Schulpflicht erfüllt haben. Die Jugendlichen bewerben sich direkt um einen Platz in der Schule, sie werden nicht von anderen Stellen zugewiesen. Durchschnittlich bleiben die Jugendlichen ein Jahr in der PS.
Die Jugendlichen sind mit einer Reihe von Problemen belastet. Die meisten Jugendlichen besitzen keinen Schulabschluss und sind sozial belastet. Die Mehrheit der Jugendlichen haben Maßnahmen der BA abgebrochen. Einige wohnen nicht bei den Eltern und haben auch keinen Kontakt zu ihren Eltern.
Die Jugendlichen erhalten in der PS die Möglichkeit, sich in verschieden Berufsbereichen zu erproben, bestimmte berufliche Qualifizierungen zu erwerben, sich psychosozial zu stabilisieren, den Hauptschulabschluss nachzuholen. Sie erhalten ein leistungsabhängiges Taschengeld von max. 5 EUR/Tag. Durch Überstunden erarbeiten sie sich einen freien Tag („Behördentag“) pro Monat. Die Mitarbeiter nutzen diesen Tag für Fallbesprechungen und für die interne Weiterbildung. Die PS hat sich entschieden, keine gesonderte Sozialpädagogenstelle zu besetzen. Die jeweilige Werkstattpädagogin bzw. der Pädagoge soll die einzige Ansprechperson für die Jugendlichen sein.
Die PS bietet 60 Plätze in sechs Werkstätten an. Darunter befinden sich ein Karpfenteich, eine Schafherde, ein Garten für Gemüse- und Kartoffelanbau, eine Obstplantage. In der Küche wird die Mittagsversorgung für alle Schüler/innen und Lehrkräfte täglich gekocht. Die Holzwerkstatt stellt u. a. Sitzbänke für die Erlebnisgastronomie her. Die Musische Werkstatt studiert Theaterstücke für Kindertagesstätten und Stücke für Aufführungen auf Zeltplätzen ein.
Die Leitungsstruktur stellt eine Besonderheit dar: Die PS wird von einem Beirat, dem verschiedene Unternehmerverbände, DGB, Arge und Sozialministerium angehören, wirtschaftlich beraten. Schulleiter und Beiratsvorsitzender leiten gemeinsam die PS.
Welche Rolle spielt der Beirat?
Die Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft ist wichtig für die Existenz der PS. Zu Beginn standen regionale Wirtschaftsunternehmen dem Vorhaben PS kritisch gegenüber, weil Konkurrenz und Preisverschleiß befürchtet wurden. Daraufhin nahm der Beirat überwiegend eine Kontrollfunktion hinsichtlich einer möglichen unbilligen Konkurrenz der PS wahr. Nachdem die Befürchtungen der privatwirtschaftlichen Betriebe nicht eingetreten sind und die Partner (Schule und Wirtschaft) im Beirat auch über Aufträge voneinander profitieren, ist die aktuelle Situation von Sicherheit und Vertrauen geprägt. Der Beirat regelt die Preise für alle Produkte und Dienstleistungen der PS. Da die Vertreter der Kammern die Produktpalette der PS mit entscheiden, ist die PS durch die Ein- und Anbindung an die regionale Wirtschaft abgesichert.
Präsentation - Produktionsschule Müritz
Weitere Informationen erhalten Sie im Internet:
Projektvorstellung:
http://www.cjd.de/public/media/dokumente/presse/2007/abgeordnetenfruehstueck/produktionsschule_mueritz.pdf
Kontakt
CJD Waren (Müritz)
Produktionsschule Müritz
Heinrich-Scheven-Straße 10
17192 Waren (Müritz)
Tel. 03991 / 747490
Fax 03991 / 7474915
Holger Kiehn
holger.kiehn@cjd.de
Präsentation Kasseler Produktionsschule, Martin Mertens
Der Verein BuntStift besteht seit 1982. BuntStift vereinigt die duale berufliche Ausbildung und die Produktionsschule unter einem Dach. Die Besonderheit der PS besteht darin, dass Berufsvorbereitung mit der Berufsausbildung personal, räumlich und sächlich miteinander verbunden sind. Auszubildende und Produktionsschüler/innen arbeiten in Lernteams an gemeinsamen Aufträgen so betriebsnah wie möglich.
Die Jugendlichen sind zwischen 14 und 27 Jahren alt. Die Finanzierung erfolgte über unterschiedlichste Quellen. Der Eigenanteil beläuft sich auf 10 bis 15 % des Gesamtetats. Die Hauptfinanzierungsquelle war vormals die Bundesanstalt für Arbeit mit ihren differenzierten Maßnahmen. Die PS entschied sich jedoch gegen die Maßnahmefinanzierungen, die eine genaue Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie einen festen Zeitraum vorsieht, wodurch ein individualisiertes pädagogisches Konzept nicht umsetzbar. Das Alter der Zielgruppe wurde bewusst so breit gefasst, weil die Finanzierungsmöglichkeiten damit vielfältiger werden.
Schulische und berufsbezogene Förderung: Neben Sprachförderung, Kompetenzfeststellung und -entwicklung, Bildungsfahrten können berufsfeldbezogene Quali-Bausteine erworben werden, die auf eine duale Ausbildung angerechnet, die Ausbildungszeit (theoretisch) verkürzen könnten. Der Schulabschluss kann nachgeholt werden.
Die Kasseler PS bietet 60 Jugendlichen arbeitsmarktorientierte Beschäftigung in sechs Arbeitsfeldern (Metall, Holz, Büro, Hauswirtschaft, Recycling/Elektro und EDV/Neue Medien), an, um Berufserfahrungen und fachliche Grundfertigkeiten zu erwerben. Die Jugendlichen arbeiten 35h/Woche in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis.
Kontakt
BuntStift gGmbH
Holländische Str. 208
D-34127 Kassel
Tel. 0561- 9 83 53-0
Fax 0561- 89 03 52
Martin Mertens
m.mertens@buntstift-kassel.de
Foto Matthias Möller/Medial Mirage
Diskussionsergebnisse
Welche Unterschiede bestehen zwischen deutschen und dänischen Produktionsschulen?
- Dänemark besteht überwiegend aus kleinen Kommunen. Da die Schulen in der Kommune sozialräumlich und konzeptionell stark verankert sind, ist auch die Kommune im Vorstand der PS integriert.
- Das Bildungsverständnis in Dänemark ist geprägt von Grundtvigs Idee der Volkshochschulen.
- In Dänemark erhalten die Jugendlichen einen Lohn – keine Sozialhilfe – für ihre Leistung.
- Die Finanzierung, die Strukturen und die Prinzipien sind in DK klar geregelt. Dagegen herrscht in Deutschland Finanzierungs- und damit Planungsunsicherheit.
- Das Übergangssystem Schule – Beruf ist in Deutschland so groß wie duales System selbst. PS in Deutschland erreichen für bestimmte Zielgruppen hervorragende Ergebnisse. Deshalb: Keine Idealisierung des dänischen Systems!
Keine dänischen Produktionsschulen in Deutschland sondern Produktionsschulen, die in die Struktur passen!
Wie kann die Zukunft von PS in Deutschland aussehen?
Es gibt in Deutschland ca. 50 Produktionsschulen. Jedoch mit sehr unterschiedlichen Konzepten und verschiedenen Finanzierungsmodellen. Die Situation in Sachsen erläuterte Prof. Roland Schöne, TU Chemnitz. Es gibt in Sachsen zwei PS, die Produktionsschule Moritzburg und die neu gegründete, von der ARGE ausgeschriebene Produktionsschule "Schauplatz" in Leipzig.
- Der sächsischen Staatsregierung liegt aktuell ein Vorschlag vor, wie PS innerhalb des vom Freistaat aufgelegten Förderprogramms zum demografischen Wandel in Sachsen etabliert werden könnten.
- In allen europäischen Ländern steigt die Zahl der Ausbildungsabbrüche. Es besteht dringender Handlungsbedarf.
- Beispielsweise wäre eine Kooperation von externen Bildungsträgern mit PS-Erfahrung mit Berufsschulen denkbar. Mit der Übernahme/Implementierung von PS-Ansätzen in die Berufsschulen, würden diese ihr Angebotsprofil erweitern und passgenau auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen reagieren können.
- Aussichtsreich scheint auch die Zusammenarbeit von Produktionsschulen mit größeren Unternehmen. Innerhalb dieser Betriebe könnten nach dem Prinzip der „Geschützten Werkstätten“ in der DDR Kleinbetriebe für Jugendliche innerhalb des Großbetriebs eingerichtet werden.
Anmerkung: Inwieweit produktionsorientierte Konzepte nicht nur als „Zusatzmodul“ zum Angebotsspektrum von Berufsschulen angehängt, sondern generelles Arbeitsprinzip der vorberuflichen und beruflichen Bildung an Berufsschulen werden könnte, blieb offen.
Zum Stand der Entwicklung der Produktionsschulen in Deutschland liegt eine Studie von Herrn Prof. Roland Schöne, TU Chemnitz vor, die innerhalb des BQF-Programms 2004 entstand.
Vom spürbaren wirtschaflichen Aufschwungs berichtet Herr Mertens. Jugendliche von BuntStift erhalten aktuell mehr Ausbildungsplätze in privatwirtschaftlichen Betrieben als vorher. Unternehmen formulieren einen Bedarf an qualifizierten Ausbildern und Anleitern für die Betreuung der „benachteiligten“ Jugendlichen in den Betrieben. Das Fachwissen der PS-Werkpädagogen ist darüber hinaus bei der Weiterbildung der Ausbilder in den Unternehmen gefragt.
Welche Anforderungen werden an die Fachkräfte gestellt?
Die Anforderungen, die der Alltag in einer PS an die Werkstattpädagoginnen und -anleiter stellt, sind recht hoch. Herr Kiehn erörterte an einigen Beispielen aus dem Alltag, wie komplex und hoch die Anforderungen an die Mitarbeiter/innen sind. Herr Mertens berichtet von der Drucksituation, die den betrieblichen Alltag prägt; ständig muss etwas fristgerecht fertig gestellt oder nachgebessert werden.
Dies zeigt, dass der Betrieb einer PS an die Fachkräfte hohe Anforderungen stellt: Deshalb braucht es zuerst Menschen, die sich für die Arbeit mit den Jugendlichen in PS begeistern und die Kompetenzen der Jugendlichen in den Blick nehmen. Wichtig ist demnach die Persönlichkeit der Werkpädagogen, die einen respektvollen und anerkennenden Umgang mit den Jugendlichen ermöglicht sowie die berufliche Meisterschaft und das fachliche Können.
Dänische Schüler/innen wurden danach befragt, was sie an Lehrern gut finden: Sie finden es gut, wenn Lehrer sich mit ihnen zwanglos unterhalten, z. B. in der Raucherecke. Sie finden es gut, wenn sie Leute vom Fach sind, die Autorität ausstrahlen, die Arbeit verteilen können und sie ernst nehmen und nicht wie Kinder behandeln.
Wie können Mädchen und junge Frauen in gleichem Maße wie Jungen vom Angebot an PS partizipieren?
Mädchen und junge Frauen sind in Deutschland wie in Dänemark weniger in den PS anzutreffen als Jungen. Vermutlich liegt das daran, dass sie die angebotenen Werkstätten – meist Metall und Holzwerkstatt – und auch die Produkte kaum anspricht. Mädchen sind jedoch in Bereichen Büro und Hauswirtschaft häufig anzutreffen. Wie können die PS zum einen erreichen, dass mehr Mädchen und junge Frauen in den Werkstätten vertreten sind und zum anderen, dass die geschlechtsstereotype Wahl der Werkstattbereiche durchbrochen wird? Das Werkstättenangebot der Produktionsschulen muss sich auch daran messen lassen, inwieweit Mädchen und junge Frauen damit erreicht werden.
Die Gesprächspartner berichten, dass außer in der Metallwerkstatt in allen Werkstattbereichen Mädchen vertreten sind. Die PS Müritz hat nach neuen Betätigungsfeldern gesucht und die Musische Werkstatt als alternatives Angebot für Mädchen eingerichtet. Berichtet wurde von einem rücksichtsvolleren Umgang der Jugendlichen untereinander, wenn Mädchen in der Gruppe sind.
Anmerkung: Ein ausgeglichener Umgang ist sicher eine wichtige Basis für Lernen und Arbeit, dennoch sollte die Beteiligung von Mädchen nicht nur von ihrem gruppendynamischen Nutzen betrachtet werden.
Wie werden Theorie und Praxis aufeinander bezogen?
Es bestehen Unsicherheiten aber auch Schwierigkeiten didaktischer und struktureller Art bei der Umsetzung des ambitionierten Konzepts, die Theorie aus der praktischen Arbeit abzuleiten und umgekehrt, die Theorie in der praktischen Arbeit zu realisieren.
Herr Gremaud bestätigte, dass es nicht immer gelingt, die Theorie in die Praxis zu integrieren. Für diese pädagogische Aufgabe müssten die Fachkräfte besser ausgebildet werden.
In der Kasseler PS beispielsweise lernen und arbeiten 60 Produktionsschüler/innen und 60 Auszubildende gemeinsam. Schwierigkeiten bestehen bei der Integration der jüngeren, noch schulpflichtigen Jugendlichen in den Produktionsprozess. Es bestehen bestimmte Anforderungen für das Nachholen des Hauptschulabschlusses, die mit der Werkstattarbeit nicht vereinbar sind. Die Jüngeren sind öfter im Unterricht und nicht beständig in der Werkstatt wie die Auszubildenden. Insbesondere die Medienwerkstatt stellt hohe Anforderungen, denen die Produktionsschüler nicht gewachsen sind, deshalb können sie kaum in diese Aufträge eingebunden werden. BuntStift sucht nach Lösungen wie Schulpflichtige besser in die Arbeitsbereiche integriert werden können.
Foto Matthias Möller/Medial Mirage
Was empfehlen Sie Kollegen, die eine PS gründen wollen?
- Bei Gründung sollte sofort Kontakt mit dem Finanzamt aufgenommen werden, um zu klären, wie die Umsätze in der PS bewertet werden, ob eine Umsatzsteuerpflicht vorliegt. Sichern Sie sich frühzeitig ab, damit später keine Rückforderungen erhoben werden können.
- Arbeiten Sie mit der regionalen Wirtschaft in einschlägigen Gremien zusammen.
- Schauen Sie, wie Sie regionale Betriebe als Partner oder welche Produkt- bzw. Dienstleistungsnischen die PS besetzen kann und wie die PS als Subunternehmer auftreten kann.
- Beziehen Sie kommunale Entscheider und Vertreter der Wirtschaft in die Struktur der PS ein. Siehe Vorstand PS Odder und Beirat PS Müritz
Weiterführende Links zum Thema
www.produktionsschule-altona.de
www.kolping-bfz-gt.de/produktionsschule
http://www.marburger-produktionsschule.de/
http://www.produktionsschule-moritzburg.de/
Produktionsschule in Offenbach
http://www.goab.de/Technische_Produktionsschule.246.0.html
Österreichs erste Produktionsschule nach dänischem Vorbild
http://www.produktionsschule.at/