Maya Halatcheva-Trapp, Dipl. Soz., Psych. M.A.

Elternschaft im Wechselspiel von Deutungsmustern und Diskurs. Ein wissenssoziologischer Blick auf die Trennungs- und Scheidungsberatung

(abgeschlossen)

Promotion, Ludwig-Maximilians-Universität München; assoziiertes Mitglied der Schumpeter-Forschungsgruppe „Multilokalität von Familie“ Kontaktdaten: maya.halatcheva@gmail.com

 

Kurzfassung des Promotionsthemas:
Wie wird über Elternschaft in der Trennungs- und Scheidungsberatung gesprochen? Welche Muster der Interpretation strukturieren die beraterische Rede, wie werden sie gebildet und gehandhabt? Die Fragestellung folgt einem wissenssoziologischen Zugang zur Erforschung von Elternschaft, welcher die Wechselwirkung von Deutungsmustern und Diskurs zum zentralen Gegenstand der Untersuchung macht. Theoretisch-methodologische und methodische Stützen der Analyse sind das Theorie- und Forschungsprogramm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (Keller 2008) sowie die Auswertungsverfahren der Grounded Theory-Methodologie (Strauss 1998). Das Datenmaterial besteht aus transkribierten Experteninterviews, geführt in Beratungseinrichtungen in freier Trägerschaft. Die Feinanalyse der Daten brachte zwei Schlüsselkategorien hervor – Partnerschaftlichkeit und Sorge –, die im Hinblick auf die Fragestellung als abstrahierende Bezeichnungen von diskurseigenen Deutungsmustern zu verstehen sind. Sie verdichten typische Deutungs- und Handlungsprobleme im Feld der Trennungs- und Scheidungsberatung und formulieren im selben Zug diejenigen Antworten, die Elternschaft als Objekt professionaler Bearbeitung normativ formieren. Die Studie konzentriert sich nicht nur auf die inhaltlichen Bestandteile der Deutungsmuster. Auch die diskursiven Strategien ihrer Herstellung werden in den Blick genommen. An der Art und Weise, wie einzelne Themen miteinander verknüpft werden (z.B. Geschlecht, Lebensalter und Emotionalität), an den biographisierenden Rekursen auf die ehemalige Paarbeziehung der Eltern, regelmäßig aus der Perspektive der Mütter vorgenommen, oder an der kindzentrierten Argumentation lässt sich aufzeigen, auf welchem Weg die Deutungsfiguren entworfen werden.

 

Vita:
Dipl. Soz., Psych. M.A., geb. 1978; Studium der Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Studium der Psychologie an der Universität St.-Kliment-Ochridski in Sofia, Bulgarien; von 2007 bis 2010 wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut in München, Abt. Familie und Familienpolitik; von 2010 bis 2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der LMU München; Lehraufträge an der Hochschule Fulda, Hochschule München und an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München. Von 2012 bis 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Projekt „Soziologische Wissenskulturen. Die Entwicklung qualitativer Sozialforschung in der deutschen und französischen Soziologie seit den 1960er Jahren“ an der Hochschule Fulda. 2014 bis 2016 Promotionsstipendiatin der Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Seit September 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsverbund ForGenderCare, Teilprojekt 6 "Care aus der Haushaltsperspektive. Das Beispiel Pflege alter Menschen in der Großstadt", Hochschule München/Frauenakademie München e.V;

 

Arbeitsschwerpunkte:
Interpretative Familienforschung, Wissenssoziologie und Diskursforschung, Methoden und Methodologie der qualitativen Sozialforschung

 

 

Bisherige Veröffentlichungen:

Halatcheva-Trapp, Maya (in Vorb.): Alltagsnähe und Autonomie. Mutterschaft als Deutungsfigur im Diskurs der Trennungs- und Scheidungsberatung. In: Tolasch, Eva/Seehaus, Rhea (Hrsg.): Mutterschaft sichtbar machen. Diskurse und Praxen in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Opladen: Verlag Barbara Budrich

Halatcheva-Trapp, Maya (2016): Grounded Theory Methodologie und Deutungsmusteranalyse - am Beispiel der Erforschung von Elternschaftsdiskursen in der Familienberatung. In: Equit, Claudia/Hohage Crhistoph (Hrsg.): Handbuch Grounded Theory - von der Methodologie zur Forschungspraxis. Weinheim, S.361-378

Halatcheva-Trapp, Maya (2016): Elternschaft im Diskurs der Trennungs- und Scheidungsberatung. Eine Deutungsmusteranalyse. In: Bosancic, Sasa/Keller, Reiner (Hrsg.): Perspektiven wissenssoziologischer Diskursforschung. Wiesbaden, S.191-202. 

Halatcheva-Trapp, Maya/Schünemann, Wolf J. (2015): Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit II. Interdisziplinäre Perspektiven einer wissenssoziologischen Diskursforschung. Tagungsbericht. In: Zeitschrift für Diskursforschung, Heft 2/2015, S.216-220

Halatcheva-Trapp, Maya/Schünemann, Wolf, J. (2015): Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit II. Tagungsbericht.Online auf: Soziopolis. Gesellschaft beobachten.

Halatcheva-Trapp, Maya/Kiefl, Oliver (2012): Wer oder was handelt? Die Handlungsfähigkeit von Subjekten zwischen Strukturen und sozialer Praxis. Tagungsbericht.

Fichtner, Jörg/Halatcheva, Maya/Sandner, Eva (2011): Diagnostik von Eltern in hochkonflikthaften Familien. In: Walper, Sabine/Fichtner, Jörg/Normann, Katrin (Hrsg.): Hochkonflikthafte Trennungsfamilien. Forschungsergebnisse, Praxiserfahrungen und Hilfen für Scheidungseltern und ihre Kinder. Weinheim (2. Auflage 2013)

Dietrich, Peter S./Fichtner, Jörg/Halatcheva, Maya/Sandner, Eva (2010): Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und Scheidungsfamilien. Eine Handreichung für die Praxis. München

Fichtner, Jörg/Dietrich, Peter S./Halatcheva, Maya/Hermann, Ute/Sandner, Eva (2010): Kinderschutz bei hochstrittiger Elternschaft. Wissenschaftlicher Abschlussbericht. München

Halatcheva, Maya (2008): Konflikte binationaler Ehepaare. Eine Analyse des Expertenwissens von Eheberatern und Familienmediatoren. Saarbrücken

 

Vorträge und Präsentationen:

Zur Verbindung von WDA, Deutungsmusteranalyse und GTM am Beispiel eines Spezialdiskurses um Elternschaft. Vortrag auf dem 1. Sektionskongress der Wissenssoziologie, Universität Koblenz-Landau, Campus Landau 8.-10.10.2015

Mit Herz und Zeit Mutter sein. Deutungen von mütterlicher Sorge in der Familienberatung. Vortrag auf dem Fachtag "MUTTERSCHAFT sichtbar MACHEN. Sorgepraxis zwischen mütterlicher Verantwortung und wissenschaftlicher Vernachlässigung", Gender- und Forschungszentrum der Hessischen Hochschulen und Hochschule Frankfurt am Main 25.09.2015 (eingeladen, nicht gehalten)

Anleitung zur Beziehungsfähigkeit. Zur beraterisch-therapeutischen Kultur im Kontext von Trennung und Scheidung. Vortrag auf der Tagung "Therapiekulturen" der DGS-Sektion Professionssoziologie, Universität Bielefeld 23.-24.01.2015

Väter als diskursive Haupt- und familiäre Randfiguren. Zur beraterischen Problematisierung väterlicher Sorge im Kontext von Trennung und Scheidung. Vortrag auf dem 3. Nachwuchsworkshop des Centrums Familienwissenschaften, Universität Basel, 3.-4.12.2014

Familienberatung als diskursives Feld und Experteninterviews als Dokumente eines Spezialdiskurses. Vortrag auf dem 10. Netzwerktreffen Wissenssoziologische Diskursanalyse, Universität Augsburg 25.-26.09.2014

Frames of "Good" Parenthood in Post-Separation Family Counseling. Posterpräsentation auf der Konferenz "Being a parent today: Education, child-rearing and promotion of children and parenting education in western societies with increasing inequalities", veranstaltet vom Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Volkswagen Stiftung, Hannover 26.-28.06.2014

The Discursive Construction of Parenthood in Post-separation Family Counseling. A Qualitative Study in Germany. Invited Speaker for Lecture Series "Internalisation@Home - Health and Demography Research", Department of Sociology, Ghent University Belgium 13.12.2013

Deutungen von 'intakter' Elternschaft in der Trennungs- und Scheidungsberatung. Vortrag auf der 9. Jahrestagung des Netzwerks Rekonstruktive Sozialarbeitsforschung und Biographie "Beratung und andere professionelle Handlungstypen unter dem Mikroskop", Hochschule der Bundesagentur für Arbeit Schwerin 29.-30.11.2013

Konstruktionen von 'intakter' Elternschaft in der Trennungs- und Scheidungsberatung. Eine wissenssoziologische Diskursanalyse. Vortrag auf der Frühjahrstagung der DGS-Sektion Wissenssoziologie "Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Interdisziplinäre Perspektiven einer wissenssoziologischen Diskursforschung", Universität Augsburg 21.-22.03.2013

„Partnerschaftlichkeit“ und „Fürsorge“ als Deutungsmuster in der Trennungs- und Scheidungsberatung. Vortrag auf dem Workshop „Aushandlung und Deutung von und in privaten Lebensformen“, Teilprojekt O des SFB 804 „Transzendenz und Gemeinsinn in privaten Lebensformen“, Technische Universität Dresden 21.02.2013

Elternschaftsdiskurse in der Trennungs- und Scheidungsberatung zwischen gesetzlichen Vorgaben und kulturellen Normen. Vortrag auf der Tagung „Die Evidenz der Familie zwischen Wissenschaft, Alltag und Politik im 20. Jahrhundert. Empirische und epistemologische Befunde in vergleichender Perspektive“, Universität Münster 31.01.-02.02.2013

Konstruktionen von ‚intakter‘ Elternschaft in der Trennungs- und Scheidungsberatung. Eine Wissenssoziologische Diskursanalyse. Posterpräsentation bei der Forschungswerkstatt "Auswertungsstrategien und Interpretation von qualitativen Daten in der geschlechter- und arbeitssoziologischen Forschung", Universität Leipzig 20.-21. 07.2012

Elternschaftskonstruktionen in der Trennungs- und Scheidungsberatung. Vorstellung erster empirischer Ergebnisse des Dissertationsprojekts. Vortrag zum Abschluss des wissenschaftlichen Gastaufenthalts am Deutschen Jugendinstitut, München 19.01.2012

Kontakt

+49 89 62306-317
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München

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