Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen stellt neben anderen Gewaltformen ein gesellschaftlich äußerst relevantes Problem dar. Aus der Arbeit des Runden Tisches gingen Handlunsgempfehlungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen hervor. Mit dem Ziel, einrichtungsspezifische Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu entwickeln und zu implementieren, wurden die sogenannten institutionellen Schutzkonzepte definiert (Wolff 2018, 2016; Fegert/Wolff 2015).

Das Monitoring zum Stand der Prävention sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen erfasste vor dem Hintergrund der 2011 entwickelten „Leitlinien zur Prävention und Intervention sowie zur langfristigen Aufarbeitung und Initiierung von Veränderungen nach sexualisierter Gewalt durch Mitarbeiter­innen und Mitarbeiter in Institutionen“ (BMJ/BMFSFJ/BMBF 2011) im Auftrag des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung im Zeitraum von 2014 bis 2018 systematisch die Einführung und Umsetzung von Schutzkonzepten in Einrichtungen und Organisationen. Dafür wurde vom DJI eine multimethodische Untersuchung durch­geführt, die quantitative Erhebungen in den Bereichen Erziehung/Bildung und Gesundheit mit qualitativen Erhebungen in allen vier Bereichen (Erziehung/Bildung, Gesundheit, Religiöses Leben und Kinder- und Jugendarbeit) verknüpft und bei der die folgenden beiden Aspekte im zentral waren:

  • Systematische, flächendeckende Erfassung der Implementierung und Umsetzung der Leitlinien des Runden Tisches zur Prävention sexualisierter Gewalt.
  • Vertiefende Erhebung der förderlichen und herausfordernden Bedingungen für einen positiven Verlauf der Implementierung und Umsetzung von Schutzkonzepten
     

Übersicht über die im Monitoring berücksichtigten Handlungsfelder
 

 

In den qualitativen Teilstudien des Monitorings wurden leitfadengestützte Interviews durchgeführt, um positiv anregende Beispiele und Erfahrungen von Einrichtungen und Organisationen (Fallstudien guter Praxis) zu sammeln. In verschiedenen Handlungsfeldern, in denen Kinder und Jugendliche begleitet und betreut werden (z. B. Schulen oder Sportvereine), wurden dazu insgesamt 34 qualitative Interviews mit den für die Entwicklung von Schutzkonzepten Verantwortlichen (zumeist Leitungskräften) und den Fachkräften bzw. Ehrenamtlichen, die dieses im Alltag mit Leben füllen zu gelingenden Schutzprozessen und ihren praktischen Herausforderungen geführt und ausgewertet. Die zentralen Erkenntnisse zu förderlichen und hinderlichen Faktoren bei der Entwicklung und Umsetzung von Schutzkonzepten aus den Fallstudien wurden im Anschluss mit weiteren zentralen Akteurinnen und Akteuren des jeweiligen Handlungsfeldes in 16 Fokusgruppen diskutiert und validiert. Die Interviews und Fokusgruppen ermöglichen einen Einblick in die strukturellen Rahmungen und aktuellen Diskurse der Präventionsarbeit in den einzelnen Handlungsfeldern. Die Erkenntnisse der qualitativen Studien sind nachzulesen in Teilbericht 1 (Erziehung/Bildung), Teilbericht 2 (Gesundheit) und Teilbericht 4 (Freizeit).

In den bundesweiten quantitativen Studien wurden die ersten beiden Monitoring-Erhebungswellen (2012/2013) fortgeführt und vertieft. So konnten anhand der Befragung von 1.102 Kindertagesstätten, 1.546 Schulen, 442 Heimen, 1,157 Praxen aus dem ambulanten Gesundheitsbereich, 165 Kliniken und 102 Internaten Fortschritte im Ausbau von Präventions- und Interventionsmaßnahmen sichtbar gemacht werden. Die Ergebnisse der einzelnen Handlungsfelder sind in Teilbericht 3 (Heime, Kindertagesstätten, Kliniken und ambulanter Gesundheitsbereich) und Teilbericht 5 (Schule und Internate) veröffentlicht.

Darüber hinaus wurde das Selbstevaluationstool "Du bist gefragt!" entwickelt, um Einrichtungen und Organisationen – unter Einbezug der Jugendlichen – auf ihrem Weg zu Schutzorten (Schutz vor sexualisierter Gewalt innerhalb der Einrichtung) und Kompetenzorten (Einrichtung bzw. Organisation als kompetenter Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche, die innerhalb oder außerhalb der Einrichtung sexualisierte Gewalt erfahren haben) zu unterstützen. Dieses kostenlose Tool steht Organisationen und Einrichtungen für die partizipative Präventionsarbeit unter www.fragen-an-dich.de[2] zur Verfügung.

Der umfassende Abschlussbericht des Monitorings mit der integrativen Analyse der qualitativen Erkenntnisse und quantitativen Daten sowie den explorativen Erkenntnissen aus der Erprobung des Selbstevaluationstools) und die Teilberichte 1 - 5 können hier [3]heruntergeladen werden, Printausgaben der Teilberichte 1,2 und 4 können per E-Mail an kontakt@ubskm.de beim „Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs“ (UBSKM) bestellt werden.
Der UBSKM (www.beauftragter-missbrauch.de[4]) ist der Auftraggeber des Monitoringprojekts und für die Bestellabwicklung zuständig.

BMJ/BMFSFJ/BMBF – Bundesministerium der Justiz/ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend/Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2011): Abschlussbericht Runder Tisch. Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich. Berlin

 

Fegert, Jörg M./Wolff, Mechthild (2015): Eine neue Qualität der Debatte um Schutz vor Missbrauch in Institutionen. In: Fegert, Jörg M./Wolff, Mechthild (Hrsg.):  Kompendium „Sexueller Missbrauch in Institutionen“. Entstehungsbedingungen, Prävention und Intervention. Weinheim/Basel, S. 15–34

 

Wolff, Mechthild (2018): Schutz. In: Graßhoff, Gunther/Renker, Anna/Schröer, Wolfgang (Hrsg.): Soziale Arbeit. Eine elementare Einführung. Wiesbaden, S. 619–630

 

Wolff, Mechthild (2016): Gewalt in Institutionen. In: Schröer, Wolfgang/Struck, Norbert/Wolff, Mechthild (Hrsg.): Handbuch Jugendhilfe. Weinheim/München, S. 1181–1196

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