Vier Fragen an das Projekt GEN-T

Das Projekt „Eine neue Generation von Kita-Trägern: Qualität und Qualitätssicherung in der frühkindlichen Bildung und Betreuung“ (GEN-T) nimmt die neuen Kita-Träger unter die Lupe. Damit gemeint sind Träger, die im Zuge des U3-Ausbaus neu gegründet wurden oder in das Feld der Kindertagesbetreuung expandiert sind, ohne dass sie einem der etablierten Wohlfahrtsverbände angehören. Trotz ihrer regional zum Teil großen Bedeutung ist über diese Träger bislang noch wenig bekannt. Daher hat das Projekt GEN-T Fallstudien in drei deutschen Großstädten mit einem hohen Anteil an neuen Trägern durchgeführt. Auf Basis eines „mixed methods“-Forschungsansatzes werden Gründungsmotive und -bedingungen, strukturelle und fachliche Merkmale, Handlungsorientierungen sowie die jeweilige (Selbst-)Positionierung in der lokalen Kita-Landschaft untersucht.
Um einen Einblick in die Arbeit des Projektes zu bekommen, haben wir vier Fragen an das Projektteam – bestehend aus den Wissenschaftlerinnen Kristina Geiger, Katrin Otremba und Birgit Riedel – gestellt.
Was ist das Ziel Ihrer Forschung?
In der Qualitätsdebatte und der Kita-Forschung ist die Rolle der Träger lange vernachlässigt worden. Dabei kommt den Trägern mit Blick auf die Qualität der Kindertagesbetreuung zentrale Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang verdienen auch die aktuellen Verschiebungen in der Trägerlandschaft besondere Aufmerksamkeit. Im Zuge des U3-Ausbaus hat die Vielfalt der Träger erheblich zugenommen. Bei den neuen Trägern handelt es sich vielfach um Sozialunternehmer*innen, Neugründungen durch Erzieher*innen, (Eltern-)Initiativen und (klein-)gewerbliche Anbieter bis hin zu börsennotierten internationalen Unternehmen. Alle diese Träger operieren mit unterschiedlichen Motiven und unterschiedlichem fachlichem Hintergrund. Ziel des Projektes ist es, dieses noch wenig bekannte Trägersegment genauer auszuleuchten. Wir möchten herausfinden, ob verschiedene Trägertypen identifizierbar sind, inwiefern sich die neuen Träger von den etablierten Trägern unterscheiden und welche Herausforderungen sich mit den neuen Akteuren für die Kinder- und Jugendhilfe stellen.
Was macht für Sie eine gute Kita aus?
In einer guten Kita arbeiten Fachkräfte, Leitung, Träger und Eltern zum Wohl der Kinder zusammen. Die Kinder haben dort ihre vertrauten Bezugspersonen, die ihnen zugewandt sind, von denen sie gefördert und getröstet werden und mit denen sie Neues ausprobieren, entdecken und erforschen oder einfach Spaß haben können. Die Eltern werden als wichtiger Teil des Kita-Geschehens betrachtet und in ihrer Unterschiedlichkeit respektiert. Die Fachkräfte haben genügend Zeit für Austausch und Reflexion und können sich weiterentwickeln. Gemeinsam übernehmen sie Verantwortung für eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung in ihrer Einrichtung. Die Aufgabe des Trägers ist es, Rahmenbedingungen zu garantieren, die all das unterstützen und gewährleisten. In unserem Projekt interessiert uns daher besonders die Frage, wie die Träger diese komplexe Aufgabe ausfüllen und die Qualität in ihren Kitas fördern.
Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Baustellen für eine Verbesserung der Qualität in Kitas?
Die zentrale Rolle der Träger für Qualität muss noch mehr berücksichtigt werden. Nicht alle Träger haben professionelle Strukturen, das fachliche Knowhow und eine ausreichend gesicherte Finanzierung, um optimale Rahmenbedingungen für die Kita-Arbeit zu gewährleisten. Hier ist auch wichtig, dass die unterschiedlichen Voraussetzungen auf Trägerseite in den Blick kommen. Die Kita-Träger sind die wichtigsten Partner der Jugendämter bei der Gewährleistung einer qualitativ guten und bedarfsgerechten Kindertagesbetreuung. Hier bedarf es daher einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit. Jugendämter sollten Träger dort unterstützen, wo diese mit ihren Ressourcen an Grenzen stoßen, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Fachberatungsstrukturen oder Fortbildungsangeboten, die für alle Kita-Anbieter offen sind.
Wie können Kitas von Ihren Ergebnissen profitieren?
Die Trägerlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren erheblich ausdifferenziert. Neben den Kommunen und etablierten Wohlfahrtsverbänden sind neue Akteure hinzugekommen, über deren Strukturen und Besonderheiten noch wenig bekannt ist. Noch wissen wir zu wenig darüber, mit welchen Schwierigkeiten diese Träger konfrontiert sind, aber auch, welche Stärken sie mitbringen. Wir richten daher den Blick auf diese Träger sowie die Unterschiede zwischen ihnen. Wo sind diese Träger zwischen Gemeinnützigkeit und Gewinnorientierung verortet? Durch welche strukturellen Merkmale zeichnen sie sich aus? Wie sind sie in die örtlichen Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe eingebunden? Wie reagieren Jugendämter auf die größere Trägervielfalt? Damit wollen wir die Kinder- und Jugendhilfe für diese neuen Träger, ihre unterschiedlichen Potenziale und ihren möglichen Unterstützungsbedarf sensibilisieren. Mehr Kenntnisse über diese Träger können dazu beitragen, deren Stärken gezielt zu nutzen, ihnen aber gleichzeitig die Unterstützung anzubieten, die sie benötigen. Stärken wir die Träger, stärken wir auch die Kitas.
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