Schätzungen zufolge sind zwischen fünf und zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland homosexuell. Trotz einer Liberalisierung, die in den letzten Jahren sowohl auf rechtlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene stattgefunden hat, sind lesbische und schwule Lebensweisen jedoch nach wie vor keine Selbstverständlichkeit.
Wenn Jugendliche feststellen, dass sie sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen, verfügen sie oftmals über keine realistischen Kenntnisse darüber, was es bedeutet, schwul oder lesbisch zu sein. Sexuelle Vielfalt (Bi- oder Homosexualität, Trans* und Intersexualität) im Sinne von Identität und Lebenskonzept sind für sie aufgrund fehlender Informationen nicht greifbar.

Ein Mangel an realistischen und positiven Rollenvorbildern oder Lebensentwürfen hängt auch damit zusammen, dass Homosexualität vielfach mit Vorurteilen und Klischees behaftet ist. Schwule und Lesben müssen mit Unverständnis und Ablehnung rechnen, wodurch ein selbstbestimmtes und offenes Leben erschwert wird. Das hat wiederum zur Folge, dass die Sichtbarkeit von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen gering ist und ein gesellschaftlicher Abgleich zwischen Vorurteilen und Realität nicht stattfinden kann.

Die eigene Entwicklung wird von den Jugendlichen somit in erster Linie als von der Norm abweichend und beängstigend erlebt. Besonders die Phase des Coming Out, das die erste Wahrnehmung gleichgeschlechtlichen Begehrens genauso umfasst wie die Suchbewegungen im Hinblick auf die individuelle sexuelle Identität, wird von den Jugendlichen häufig als ambivalent und krisenhaft erlebt.
Ein Annehmen der eigenen homosexuellen Orientierung, also das „innere“ Coming Out mündet nicht zwingend im „äußeren“ Coming Out. Dieses Öffentlichmachen der sexuellen Orientierung in unterschiedlichen sozialen Kontexten wie Familie, Peergroup oder Schule verläuft häufig prozessual und sektoral. Der Umgang mit den verschiedenen (Teil-)Öffentlichkeiten wird geprägt von erlebten oder antizipierten Diskriminierungserfahrungen. Die unterschiedlichen sozialen Umwelten können dabei unterstützend, aber auch verunsichernd und blockierend wirken.

Ausgangssituation

Kontakt

+49 89 62306-292
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München

Mehr zum Projekt