"Kumulus" ist ein Verbundprojekt der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und des Deutschen Jugendinstituts. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Laufzeit von drei Jahren gefördert.

Das Projekt verfolgt das Ziel, einen substanziellen Beitrag zur Erforschung der Bedingungen und Praktiken kultureller Bildung bei Jugendlichen im Schulalter in sehr peripheren ländlichen Räumen zu leisten und zur Weiterentwicklung von Handlungsansätzen für die kulturelle Bildungsarbeit mit Jugendlichen beizutragen. Dafür geht es von einem breiten Begriff kultureller Bildung aus (Rittelmeyer 2018) und bedient sich einer regional vergleichenden und multimethodischen Vorgehensweise.

Den Rahmen bietet eine Vergleichsstudie von zwei als „sehr peripher“ typisierten Regionen in Deutschland (vgl. BBSR 2012). Bei den beiden Modellregionen handelt es sich um den Altmarkkreis Salzwedel und den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Im Verlauf des Projektes sollen Angebote und Initiativen für und von Jugendlichen in ihren regionalen und organisationalen Verankerungen in den Blick genommen werden und des Weiteren die Jugendlichen selbst in einer subjektorientierten Perspektive zu ihren kulturellen Interessen, Orientierungen und Handlungspraktiken sowie deren regionalen Ermöglichungsstrukturen befragt werden.

Ein Zwischenergebnis des Forschungsprojekts bilden die Atlanten der kulturellen Bildung. Im Mittelpunkt stehen kleinräumige Analysen für beide Modellregionen unter Verwendung geografischer Karten. Dabei wird sowohl das lokale Kulturangebot differenziert in den Blick genommen, als auch die Perspektive der Kulturanbietenden und deren Situation näher beleuchtet. Beide Broschüren finden Sie hier:

  • Atlas der kulturellen Bildung für den Altmarkkreis Salzwedel (download[2])
  • Atlas der kulturellen Bildung für den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte (download[3])

 

Das Projekt widmet sich der Erforschung kultureller Bildung im Jugendalter in stark ländlich geprägten Regionen. Der Begriff der Kultur zielt dabei nicht nur auf institutionalisierte Angebote und Formate der sog. Hochkultur, sondern schließt ausdrücklich die Sozio- und Breitenkultur ein und nimmt darüber hinaus auch informelle und von Jugendlichen selbst initiierte kulturelle Alltagspraktiken in den Blick. Im Mittelpunkt steht die Frage, in welchem Verhältnis die Besonderheiten ländlicher Regionen zu den kulturellen Aktivitäten und Interessen von Jugendlichen stehen. Das Vorhaben lässt Aufschlüsse über die Relevanz kultureller Bildung für jugendliche Lebenswelten, das Zusammenspiel von Angebots-, Adressat*innen- und Regionsebene sowie Fragen der Integration, Eigeninitiative und Beteiligung erwarten. Durch die enge Zusammenarbeit mit Praxispartner*innen wird eine Integration der Befunde in die konzeptionelle Weiterentwicklung von Angeboten und Beteiligungsmöglichkeiten sowie die Ableitung von Standards zur Entwicklung einer nachhaltigen kulturellen Jugendbildung in ländlichen Räumen angestrebt. Darüber hinaus soll ein Monitoring-Konzept erarbeitet und den Entscheidungsträger*innen und Verantwortlichen in den Flächenlandkreisen als Planungsinstrument zur Verfügung gestellt werden, welches auch in bereits bestehende oder zu erstellende regionale Gesamtkonzepte (Bleckmann/Durdel 2009; Moeller 2014) integriert werden kann.

Das Projekt ist zur Bearbeitung dieser Ziele mehrdimensional angelegt:

  • Zunächst dient eine Bestandsaufnahme der Angebote kultureller Bildung der Beschreibung des Spektrums der Angebote in den jeweiligen Regionen in ihren Zieldimensionen und Adressat*innengruppen. (Angebotsdimension)

  • Darauf baut eine quantitative Befragung der Schüler*innen der 7. bis 10. Klassenstufe in beiden Landkreisen auf, um deren kulturelle Aktivitäten in ihren unterschiedlichen Formen und Organisationsgraden sowie ihre zeitlichen und räumlichen Einbindungen erfassen und darüber nicht nur die Nutzung klassischer kultureller Bildungsangebote, sondern auch informelle Aktivitäten und Eigeninitiativen der Jugendlichen selbst in den Blick nehmen zu können. (Aktivitätsdimension)
  • Über Gruppendiskussionen mit Jugendlichen aus den beiden peripheren ländlichen Regionen werden dann die Bedeutungszuschreibungen und Interessenorientierungen Jugendlicher auf Aspekte kultureller Bildung im Kontext der ländlichen Region als Möglichkeits- und Begrenzungsraum rekonstruiert. (Subjektdimension)
  • Schließlich werden die Entscheidungsträger*innen bzw. Anbieter*innen kultureller Bildung im schulischen wie im außerschulischen Feld zu ihren Perspektiven auf das Verhältnis von kultureller Bildung im Jugendalter und den Bedingungen peripherer ländlicher Regionen sowie nach Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen in der Region befragt. (Träger- bzw. Organisationsdimension)

Zentrale Ergebnisse und Handlungsempfehlungen des Projekts wurden auf dem Abschlussworkshop vorgestellt. Die visualisierten Handlungsempfehlungen finden Sie hier[4] (download).

 

BBSR = Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2012): Laufende Raumbeobachtung - Raumabgrenzungen. Raumtypen 2010. Online-Dokument: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/deutschland/gemeinden/Raumtypen2010_vbg/raumtypen2010_node.html[5] (Zugriff: 28.01.2020)

Bleckmann, Peter / Durdel, Anja (2009): Lokale Bildungslandschaften. Perspektiven für Ganztagsschulen und Kommunen. Wiesbaden

Moeller, Cathrin (2014): Für ländliche Räume empfehlen sich regionale Gesamtkonzepte ... KulturTotal im Leipziger Raum. In: Kelb, Viola: Gut vernetzt?! Kulturelle Bildung in lokalen Bildungslandschaften. Schriftenreihe Kulturelle Bildung. Band 38, München 2014, S. 177-180

Rittelmeyer, Christian (2018): Kulturelle Bildung. In: Barz, H. (Hrsg.): Handbuch Bildungsreform und Reformpädagogik. Wiesbaden, S. 559-564

Kontakt

+49 345 68178-73
Deutsches Jugendinstitut Außenstelle Halle
Franckeplatz 1
Haus 12/13 06110 Halle

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