Fragestellungen

Unter den Aspekten der Zugehörigkeit und der politischen Beteiligung Jugendlicher und junger Erwachsener aus Migrantenfamilien befaßt sich das DJI-Forschungsprojekt "Ausländersurvey" mit folgenden Fragestellungen:

Unter den Aspekten der Zugehörigkeit und der politischen Beteiligung Jugendlicher und junger Erwachsener aus Migrantenfamilien befaßt sich das DJI-Forschungsprojekt "Ausländersurvey" mit folgenden Fragestellungen:

  1. Wie nehmen die Jugendlichen, bzw die jungen Erwachsenen dieser Alterskohorten aus Migrantenfamilien ihre Zugehörigkeit zur Gesellschaft in Deutschland wahr? Inwieweit unterscheiden sich ihre politischen Einstellungen, ihr Interesse an politischer Mitsprache und Mitgestaltung, ihr Vertrauen in zentrale gesellschaftliche Institutionen in Deutschland von denen der deutschen Jugendlichen/jungen Erwachsenen dieser Alterskategorie (speziell den Westdeutschen)? (> Näheres)
  2. Welchen Einfluß haben das migrationsspezifische Handlungsfeld, die Bildungssituation, die Sprachkompetenzen, der Wunsch nach eigenethnischen infrastrukturellen Einrichtungen, die Erfahrungen von Benachteiligung, die Kontakte zu Deutschen etc auf die politischen Einstellungen und Engagements haben, bzw, welche Zusammenhänge dieser Art sind feststellbar. (> Näheres )

zu 1)
Ein Vergleich zwischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen griechischer, italienischer und türkischer Herkunft und Deutschen: 

Gegenstand der Untersuchung sind die politischen Einstellungen und Orientierungen, aber auch die entsprechenden Handlungsbereitschaften und Partizipationsmuster junger Ausländer in Deutschland.
Statt ausländische Jugendliche aufgrund ihrer rechtlichen Situation, ihrer kulturellen oder ethnischen Besonderheiten per se als Problemgruppen zu verstehen und in empirischen Untersuchungen entsprechend zu behandeln, gehen wir von einer "Normalitäts"-Hypothese aus: Wir nehmen an, daß viele ausländische Jugendliche, die als Migranten der 2. und 3. Generation (aus Migrantenfamilien aus ehemaligen Anwerbeländern) ihr Leben lang in Deutschland leben, sich hinsichtlich zentraler Aspekte der Lebenssituation, der Lebensplanung, der Wertorientierung und eben auch hinsichtlich politischer Interessen und Fragen nicht wesentlich von vergleichbaren deutschen Jugendlichen unterscheiden.
Die empirische Untersuchung zu ausländischen Jugendlichen soll so aus der Ecke der Sonderforschung herausgelöst und als Teil der "normalen Jugendforschung" behandelt werden.
Die hier zusammengetragenen Daten beziehen sich auf eine groß angelegte Untersuchung zu ca. 2.500 jungen erwachsenen Türken, Italiener und Griechen im Alter von 18 - 25 Jahren und zu 1232 14 bis 17jährigen Jugendlichen derselben Populationen (DJI-Ausländersurvey). Sie wurden an Hand eines Fragebogens interviewt, in dem neben Aspekten der allgemeinen Lebenssituation insbesonders Fragen nach den politischen Interessen, Orientierungen, Einstellungen und Handlungsabsichten enthalten waren, wie sie auch für die Untersuchung deutscher Jugendlicher Verwendung finden (DJI-Jugendsurvey). Damit haben wir die Möglichkeit eines unmittelbaren Vergleichs zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen hinsichtlich grundlegender Fragen der politischen Orientierungen und Interessen, und können so der Frage nach Gemeinsamkeiten und Unterschiede nachgehen. Dabei interessiert auch die Frage, ob wir bei den ausländischen Jugendlichen ähnliche Zusammenhänge zwischen sozio-demographischen Merkmalen, soziostrukturellen und –kulturellen Einflüssen einerseits, Einstellungen oder Verhaltensweisen in politischen Bereichen andererseits erkennen können, wie dies für deutsche Jugendliche hinlänglich erforscht ist.
Die verschiedenen öffentlichen integrationspolitischen Diskurse haben bisher zu wenig zur Kenntnis genommen, in welchem Ausmaß es insbesondere in der jüngeren Generation hinsichtlich privater Lebensführung einerseits bis hin zu politischem Interesse und Engagement andererseits Gemeinsamkeiten zwischen den deutschen und den ausländischen Jugendlichen gibt.

zu 2)
Integrationspolitischer Kontext, politische Orientierungen und Handlungsbereitschaften Jugendlicher und junger Erwachsener aus Migrantenfamilien:

Bezogen auf das Informationsziel wurden für die Untersuchung junge Erwachsene (18 bis 25jährige) aus Migrantenfamilien aus drei ehemaligen "Anwerbeländern" von "Gastarbeitern" ausgewählt: Griechen, Italiener und Türken. Mit dieser Auswahl verbindet sich die Annahme, daß die Regelung des sozialen und politischen Lebens in (exemplarisch ausgewählten) Ländern wie Griechenland und Italien eine besondere Nähe zu den Verhältnissen (Verhaltensnormen und institutionelle Regelungen) in Deutschland aufweisen, unterstützt durch EU-politische Bestrebungen zur wirtschaftlichen, politischen und auch kulturellen Annäherung zwischen diesen Ländern. Im Unterschied dazu wird den türkischen Zuwanderern allgemein eine deutlich größere kulturelle Distanz und ethnische Abgrenzung zur deutschen Bevölkerung in einer Vielzahl von Lebensbereichen unterstellt.

Die Migrationsforschung belegt mannigfach den Einfluß wirtschaftlicher Perspektiven eines Landes auf die Integration zwischen Migranten und Mehrheitsbevölkerung. Sie belegt auch, daß eine Fokusierung auf politische Zusammengehörigkeit und politische Wertvorstellungen, Rechte und Verantwortlichkeiten das Gewicht kultureller Distanzen ethnischer Gruppen in den Hintergrund drängen, bzw. als ("lediglich") die Integration erschwerenden Faktor bewerten. Ein Ziel der anstehenden Studie ist es deshalb auch, das Vorhandensein spezieller Anforderungen zu überprüfen; zu untersuchen, in welchem Zusammenhang sie mit sozialstrukturellen und -kulturellen stehen und wie sich entsprechend komplexe Effekte in politischen Orientierungen auswirken.

Kontakt

+49 89 62306-322
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München

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