Jugendhilfeleistungen zwischen Sozial-, Ausländer- und Jugendhilfegesetzgebung
Anhaltend hohe Arbeitslosenzahlen und gravierende Probleme im Bereich Arbeit und Ausbildung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, fortdauernde Finanzknappheit der öffentlichen Haushalte mit Auswirkungen auf fast alle sozialpolitischen Bereiche (Hartz-Gesetze, Gesundheits- /Rentenreform, die Reform der Kindertagesbetreuung und Verabschiedung des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe (KICK) etc.), flankiert von einer die Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) entscheidend tangierenden Reform der föderalen Bundesstaatlichkeit (Föderalismusreform) und von Veränderungen der ausländerpolitischen Lage Deutschlands u.a. durch die Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes im Jahr 2004 und durch die Auswirkungen, die sich durch die Umsetzung aufenthalts- und asylrechtlicher Richtlinien der Europäischen Union ergeben – all diese schlagwortartig genannten sozial- und ausländerpolitischen Entwicklungen im rechtlichen europäischen und deutschen Raum haben in besonderem Maße Auswirkungen auf die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und deren Eltern mit Migrationshintergrund. Es liegt daher die Überlegung nahe, dass gerade das Zusammenwirken der verschiedenen Gesetzgebungen und Gesetzgebungssysteme zu unerwünschten Effekten bei der Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen durch Jugendhilfeadressaten führen kann, was auf mangelnde Passgenauigkeiten bzw. auf Inkompatibilitäten zwischen den Gesetzessystemen hinweisen würde. Tiefgreifende disfunktionale „Kollisionen“ zwischen den Gesetzen und den zugeordneten Verwaltungssystemen wären das Ergebnis.
Die Studie analysiert die Umsetzung der Gesetzgebungen in beiden Politikressorts zum einen auf der Ebene der Durchführungserlasse, Verwaltungsvorschriften und -routinen etc. sowie zum anderen auf der Ebene des Handelns der Akteure und Akteurinnen in den politisch-sozialen Institutionen, die Vorschriften und Erlasse interpretieren und anwenden. Auf exemplarische Weise werden die Handlungsspielräume bzw. -einschränkungen auf den jugendhilfe- und ausländerpolitischen Verwaltungsebenen und der Umgang mit diesen Handlungsbedingungen ausgelotet.