Zugang und Teilhabe in der frühen Bildung

Das Internationale Zentrum Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (ICEC) beschäftigt sich in diesem Arbeitsschwerpunkt mit der Frage, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, damit alle Kinder einen gleichwertigen Zugang zu und Teilhabe an bedarfsgerechten frühkindlichen Bildungsangeboten erhalten.

Wenn es um Chancengleichheit für Kinder unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft geht, wird der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) heute eine Schlüsselrolle zugewiesen. Allerdings lassen sich Zugangshürden für Kinder aus Familien in weniger privilegierten Lebenslagen beobachten: Beispielsweise können der Platzmangel oder fehlende bzw. unzureichend auf die individuellen Bedarfe abgestimmten Angebote vor Ort oder selektive Aufnahmeverfahren die Nutzung von Kindertagesbetreuung gerade für sie erschweren. Ist wiederum der Zugang gesichert, profitieren benachteiligte Kinder von den Bildungsangeboten vor allem dann, wenn diese qualitativ hochwertig sind und ihre unterschiedlichen Ausgangsbedingungen und Bedürfnisse ausreichend berücksichtigen.

Obwohl es einen internationalen Konsens gibt, Ungleichheiten im FBBE-Zugang zu verringern, bestehen weiterhin große Unterschiede zwischen den Ländern, was die Teilhabesituation verschiedener sozialer Gruppen und entsprechende Steuerungsansätze betrifft. Im Rahmen des Arbeitsschwerpunktes fördert das ICEC den internationalen Austausch zu politischen Rahmenbedingungen und Maßnahmen, die Zugang und Teilhabe erleichtern oder erschweren (können).

Lokale Steuerung und bedarfsorientierte Kindertagesbetreuung in der Migrationsgesellschaft (LoKi) 2024-2026

In Deutschland und anderen Ländern besteht nach wie vor eine herkunftsbedingte Ungleichheit in der Nutzung bedarfsgerechter Angebote für Kinder (Huebner, Schmitz, Spieß & Binger 2023). Das Forschungsprojekt LoKi setzt sich daher mit der Frage der Teilhabe von Kindern aus Migrationsfamilien an frühkindlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten auseinander. Dabei wird untersucht, wie kommunale Akteure aus dem Feld der Frühen Bildung und aus dem Bereich der Integration vor Ort kooperieren und welche Instrumente sie einsetzen, um die Bedürfnisse von Migrationsfamilien zu berücksichtigen. Ziel ist es zu beleuchten, wie vor Ort Teilhabebarrieren begegnet, die Passung von Angeboten verbessert und letztlich die Bedarfsgerechtigkeit erhöht werden kann.

Das Projekt LoKi ist aufbauend auf der Equal Access-Studie im Internationalen Zentrum Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung am DJI angesiedelt. Im Fokus der Analyse steht ein Ländervergleich zwischen Deutschland und Schweden als wichtigen Einwanderungsgesellschaften, um ein besseres Verständnis der migrationsbezogenen Entwicklungen in der ECEC-Governance zu gewinnen.

Die Studie umfasst die folgenden Forschungsschritte:  

Zunächst wurde eine vorbereitende vergleichende Politikanalyse zu den institutionellen und inhaltlichen Schnittstellen von frühkindlicher Bildungs- und Betreuungspolitik und Integrationspolitik in Deutschland und Schweden durchgeführt. Diese basiert auf

Weitere empirische Schritte der LoKi-Studie:

Ziel ist es, lokalspezifische Ansätze einer bedarfsgerechten Erbringung von FBBE-Leistungen in Migrationsgesellschaften sowie die Zusammenarbeit verschiedener Akteure an der Schnittstelle Frühe Bildung – Integrationspolitik besser zu verstehen. Die Ergebnisse werden im Rahmen von Vorträgen und Beiträgen in Fachzeitschriften projektbegleitend präsentiert.

Die Equal Access-Studie

Zwischen 2017 und 2020 führte das ICEC die Equal Access-Studie zum Zugang zu qualitativ hochwertiger Frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) durch.  Ziel war der Vergleich von Zugangsbedingungen sowie Ansätzen zu deren Verbesserung in Deutschland, Kanada und Schweden. Das aktuelle Forschungsprojekt nahm eine besondere Perspektive ein, indem es den Fokus auf strukturelle Bedingungen gelegt und herausgearbeitet hat, wie diese den Zugang zu qualitativ hochwertiger FBBE für bestimmte Gruppen erleichtern oder erschweren.

Zusammenfassungen des Abschlussberichts zum Download verfügbar (deutsch/englisch):
Zusammenfassung Equal Access-StudieSummary Equal Access-Studie
Expertisen und Rahmenpapier der ersten Phase der Studie:

Research Concept and Study Design (Englisch)Konzeptioneller Rahmen und Forschungsdesign (Deutsch)

Inequalities in Access to Early Childhood Education and Care in Germany (PDF)Inequalities in Access to Early Childhood Education and Care in Sweden (PDF)Inequalities in Access to Early Childhood Education and Care in Canada (PDF)


Menzel, Britta/Scholz, Antonia (2021): (Un)gleiche Zugänge zu frühkindlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten? Ergebnisse zur Bedeutung kommunaler Steuerung aus qualitativen Fallstudien in Deutschland, Kanada und Schweden.  Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 16(1), 57–74.

Scholz, Antonia/Harring, Dana (2019): (Ungleiche) Zugänge zu Kindertagesbetreuung in Deutschland, Schweden und Kanada: Eine institutionenbezogene Perspektive, Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 14/2019, S.234-239.

Scholz, Antonia/Menzel, Britta (2019): Priority setting in ECEC – equal access in the spotlight? A comparison of local childcare provision in Germany and Sweden, unveröffentlichtes Papier, vorgestellt auf der Transforming Care Conference, 24.-26. Juni 2019, Kopenhagen

 

Ausgangspunkt des empirischen Forschungsprojektes ist der aktuelle Sozialinvestitionsdiskurs, der frühkindliche Bildung und Betreuung als einen Schlüsselfaktor zur Verringerung sozialer Ungleichheit und Ermöglichung sozialer Mobilität versteht. Studien zufolge nutzen jedoch gerade Familien und Kinder in benachteiligten Lebenslagen seltener Kindertagesbetreuung. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass sie seltener Zugang zu Angeboten von hoher Qualität haben. Es besteht das Risiko, dass sich bestehende Ungleichheiten zwischen benachteiligten und privilegierteren Gruppen dadurch noch verschärfen könnten.

Vor dem Hintergrund zunehmender gesellschaftlicher Heterogenität und Diversität, die in vielen Ländern zu beobachten ist, befasst sich die Studie daher mit den Zugangsbedingungen von Kindertagesbetreuung in den drei Ländern Kanada, Schweden und Deutschland. Dabei wird berücksichtigt, wie das Feld der Kindertagesbetreuung im jeweiligen Länderkontext in die Sozial- und Familienpolitik und die unterschiedlichen wohlfahrtsstaatlichen Traditionen eingebettet ist.

Die Equal Access Studie untersucht im Dreiländervergleich die Bedeutung institutioneller Rahmenbedingungen und Steuerungsprozesse für (un)gleiche Zugänge zu Kindertagesbetreuung. Damit sollen bisherige Forschungen zu den Betreuungspräferenzen der Eltern um eine stärker strukturbezogene Perspektive ergänzt werden.

Ziel ist die Identifikation von Hürden im Kita-Zugang, aber auch von Ansätzen zu deren Abbau. Dazu werden zum einen die Rahmenbedingungen auf der Makro-Ebene nationaler und regionaler Zugangssteuerung betrachtet. Zum anderen wird die Umsetzung übergeordneter Vorgaben auf der lokalen Ebene und damit die Gestaltung von Zugang in ausgewählten Kommunen fokussiert. Das Erkenntnisinteresse liegt darin ein besseres Verständnis zu entwickeln, wie strukturelle Rahmenbedingungen Ungleichheiten hervorbringen, verringern oder verstärken.  

Im Rahmen des Dreiländervergleichs identifiziert die Studie Zugangshürden sowie Ansätze zu deren Abbau. Im Einzelnen werden die folgenden Forschungsfragen bearbeitet:

  • Welche Muster selektiver Inanspruchnahme von (hochwertiger) frühkindlichen Bildung- und Betreuungangeboten sind in verschiedenen Ländern zu beobachten?

  • Welche politischen Regelungen und Rahmenbedingungen innerhalb eines FBBE-Systems determinieren den Zugang zu (hochwertiger) FBBE insgesamt?

  • Welche strukturell bedingten Hürden lassen sich beim Zugang zu FBBE identifizieren und welche Ansätze werden besonders auf der lokalen Ebene verfolgt, um Ungleichheit zu reduzieren? Welche Akteure sind in den Prozess eingebunden?

  • Lassen sich in unterschiedlichen wohlfahrtsstaatlichen Systemen unterschiedliche Selektionsmuster bzw. unterschiedliche Zugangshürden beobachten?

Die Studie verfolgt einen Ländervergleich, für den ein zweistufiges, qualitatives Design zugrunde gelegt wird:

  1. Im ersten Schritt wurden über Expertisen zu den ausgewählten Ländern (Deutschland, Kanada und Schweden) sekundärdatenanalytisch Informationen zu deren FBBE-Systemen, ihrer Governance sowie ihrer sozialpolitischen Einbettung gesammelt und analysiert.

  2. Im zweiten Schritt wurden qualitative Fallstudien in zwei Kommunen pro Land durchgeführt. Kernelement dieser Fallstudien bilden Experteninterviews mit Vertreter*innen von Kommunalverwaltung, Trägern und weiteren relevanten Akteuren. Die Auswertung erfolgt inhaltsanalytisch.

Mithilfe einer Heuristik zu unterschiedlichen Dimensionen von Zugang (vgl. Vandenbroek 2012, 2014) werden potentielle Zugangsbarrieren und Lösungsansätze identifiziert. Es wird herausgearbeitet, wie im Mehrebenensystem (national, regional, lokal) versucht wird, Zugangshürden abzubauen und Chancengleichheit herzustellen. Der Ländervergleich zeigt dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede kommunaler Handlungsspielräume in Deutschland, Kanada und Schweden.

 

Kontakt

Dr. Antonia Scholz
Wissenschaftliche Referentin
Telefon: +49 89 62306-370
E-Mail: ascholz@dji.de

Tabea Schlimbach
Wissenschaftliche Referentin
Tel.: +49 345 68178-16
E-Mail: Schlimbach@dji.de