Inklusive Methoden
Methodenstudie zur Entwicklung inklusiver quantitativer Forschungsstrategien in der Jugendforschung am Beispiel von Freundschaften und Peerbeziehungen von Jugendlichen mit Behinderungen
Konzeption und Methodik
Bei einer Neuentwicklung oder Adaption vorhandener Befragungsstrategien muss ein besonderes Augenmerk auf die Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeiten innerhalb der Gruppe von Jugendlichen mit Behinderungen gelegt werden. So haben Jugendliche mit Sinnesbehinderung (wie blinde, sehbehinderte, taube, schwerhörige Jugendliche), körperlicher Behinderung, Lernbehinderungen oder sogenannter geistiger Behinderung, psychischer/seelischer Behinderung, mit Sprachbehinderung oder Jugendliche mit Mehrfachbehinderungen jeweils besondere Möglichkeiten, aber auch Einschränkungen bei der Beteiligung an empirischen Erhebungen, die es im Forschungsprozess zu beachten gilt (Schröttle/Hornberg 2013; Gerich u.a. 2003). Diese Überlegungen implizieren einen hohen Differenzierungsanspruch bei der Entwicklung entsprechender Befragungsmethoden.
Die Methodenstudie sollte folglich für Befragungen von Jugendlichen mit unterschiedlichen Formen von Behinderungen notwendige methodische, inhaltlich-konzeptionelle und organisatorische Voraussetzungen schaffen und umfasste drei Teilschritte:
(A) Klärung von Stichproben und Zugängen
Zur Befragung von Jugendlichen mit Behinderungen bieten sich verschiedene Zugänge an wie bspw. Förderschulen, (stationäre) Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Einrichtungen der Behindertenhilfe oder eine Stichprobenziehung über Adressen von Versorgungs- oder Schulämtern. Die jeweiligen methodischen, organisatorischen und forschungs-ökonomischen Implikationen wurden im Projekt kontrastierend geprüft.
(B) Entwicklung von Befragungsinstrumenten in unterschiedlichen Befragungsmodi
Ziel war die Entwicklung eines Kerninstrumentariums, das ausgewählte Aspekte von Alltagswelten Jugendlicher mit Behinderungen differenziert in verschiedenen Kommunikationsmodi und sprachlichen Niveaus inhaltlich vergleichbar operationalisiert, indem es u.a. folgende Dimensionen berücksichtigt:
- Sprachmodus (Standardschrift, Gebärdensprache, Braille-Schrift, Lautsprache, Unterstützte Kommunikation)
- Schwierigkeitsgrad der Sprache (reguläre, leichte, einfache Sprache)
- Schwierigkeitsgrad des Instruments (Umfang und Komplexität der Inhalte)
- Kommunikationsweg (optisch, akustisch, taktil)
- Präsentationsmodus (face-to-face, telefonisch, paper-pencil, online)
- selbstständige oder assistierte Bearbeitung
(C) Erprobung der Befragungsinstrumente
Das entwickelte Methodenset wurde in Pretests mit Jugendlichen auf folgende Aspekte getestet:
- Handhabbarkeit für Jugendliche mit besonderen Möglichkeiten und Grenzen der Kommunikation
- allgemeine Kriterien der quantitativen Fragebogenkonstruktion
- Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Befragungsmodi untereinander
- Anschlussfähigkeit an Standardinstrumente der quantitativen Jugendforschung