Was geschieht eigentlich, wenn sich Jugendliche mit und ohne deutschen Paß im Alltag begegnen? Welche Rolle spielen dabei Emotionen? Wie erwachsen aus Affekten und Emotionen interethnische Aggressionen? Inwiefern prägen sozioemotionale Erfahrungen in Familien und in Jugendcliquen das Verhältnis zu Fremden? Welche praktischen Konsequenzen ergeben sich daraus für Pädagogik und Jugendhilfe in unserer ethnisch heterogenen Gesellschaft?
Merkwürdigerweise hat die bisherige Forschung kaum direkt beobachtet, wie interethnische Interaktionen ablaufen und welche Rolle dabei vorbewußte Emotionen spielen. Vielmehr wurden meist abstrakte Einstellungen und Vorurteile gegenüber Ausländern und allgemeine ökonomische und soziale Hintergründe von Ausländerfeindlichkeit ermittelt.

Ein mehrstufiges, interdisziplinäres Projekt beschreitet hier thematisch und methodisch neue Wege. Zunächst wurden 128 Jugendliche aus den Regionen Leipzig (Substichprobe einer Längsschnittsstudie) und München bei der Begegnung mit deutschen und ausländischen Altersgenossen videographiert und ihr verbales und nonverbales Verhalten analysiert, ihre emotionalen Reaktionen auf tachistoskopische Bilder und Photos von In- und Ausländern und sozialen Situationen gemessen und ausführliche biographische Interviews zur sozioemotionalen Sozialisation durchgeführt. In späteren Abschnitten wurde der Einfluß der Gruppendynamik in Jugendcliquen auf die Entstehung interethnischer Aggressionen untersucht