Fremdenfeindlichkeit - Täterstudien
Eine Polizeiaktenstudie, eine Gerichtsurteilsstudie sowie Interviews und Tests mit fremdenfeindlichen Straftätern zeigen die biographischen und sozialen Hintergründe und Entwicklungen dieser Kriminalität auf
Projekt-Design
Was für Personen sind fremdenfeindliche Straftäter? Welche individuellen Besonderheiten weisen sie auf? Welchen sozialen Hintergründen entstammen sie? Was charakterisiert die biographischen Etappen, was die Weichenstellungen, die zu fremdenfeindlichen Einstellungen und Gewalttaten führen? Auf solche Fragen versucht ein Verbund von drei Forschungsprojekten Antworten zu geben, die für die Prävention wichtig sind.
Die Untersuchung besteht aus drei Teilprojekten, die beiden ersten sind Replikationen der früheren Studie von Willems undEckert an der Universität Trier zu Beginn der 90er Jahre:
- Analyse der polizeilichen Ermittlungsakten zu fremdenfeindlichen, antisemitischen und rechtsextremistischen Tatverdächtigen im Jahre 1997
Das geschieht auf der Basis einer bundesweiten Vollerhebung (6.229 Personen im Jahre 1997) sowie einer Stichprobe von 1.025 polizeilichen Ermittlungsakten im Bereich der rechtsextremistisch motivierten Propagandadelikte (§§86, 86a StGB) für die Monate Mai und August 1997. Ziel der Analyse ist es, Informationen über die Tatmotive und die Struktur dieser Tatverdächtigen und Straftäter zu erlangen (Alter, Bildungsstatus, Erwerbstatus, Gruppen- und Organisationszugehörigkeit usw.). Zusätzlich werden Veränderungen im Vergleich mit der base-line Studie von Willems et al. ermittelt (Christian Peucker, Martina Gaßebner, Klaus Wahl).
- Analyse von Gerichtsakten über 1997 und 1998 verurteilte fremdenfeindliche, antisemitische und rechtsextremistische jugendliche Straftäter
- Qualitativ vertiefte biographische Analyse von Persönlichkeiten fremdenfeindlicher Gewalttäter
Aus 217 Urteilsschriften, Stellungnahmen von Staatsanwälten, Gutachten usw. werden dezidiertere Informationen über biographische Hintergründe, familiale Kontexte, Gruppenbezüge und die Bedeutung fremdenfeindlicher und rechtsextremistischer Ideologien von 352 Angeklagten ermittelt. Die Texte werden in Anlehnung an die seinerzeit von Willems et al. entwickelte Täter-Typologie ausgewertet. Auch hier gilt besonderes Augenmerk den möglichen Veränderungen
seit Anfang der 90er Jahre Martina Gaßebner, Christian Peucker, Nikola Schmidt, Klaus Wahl).
Bei 115 fremdenfeindlichen jungen Gewalttätern werden biographische Tiefeninterviews und eine Reihe
von Tests durchgeführt. Zusätzlich werden 36 Nichtkriminelle als Kontrollgruppe untersucht. Themen sind die Lebensgeschichte, die Familien- und die Gruppeneinflüsse. Insbesondere interessiert die Entstehung und die Wirkung der Emotionen bei der Motivation fremdenfeindlicher Gewalt. Diese Untersuchung
ist ein Verbundprojekt des Deutschen Jugendinstituts (Klaus Wahl), der Universität Jena (Wolfgang Frindte und Mitarbeiter) und der Universität München (Christiane Tramitz und Mitarbeiter).