Das Projekt „Familien in den Frühen Hilfen" ist Teil der Fachgruppe 4 „Frühe Hilfen" der Abteilung „Familie und Familienpolitik" im Deutschen Jugendinstitut (DJI). Das Projekt wird vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH), getragen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI), aus Mitteln der Bundesstiftung Frühe Hilfen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.

Im Bereich der Zielgruppen- und Interventionsforschung, die sich der Nutzung und Wirkungen von Frühen Hilfen widmen, wird ein Projekt zur Untersuchung von psychosozialen Belastungen in einer Stichprobe von Klient*innen der Frühen Hilfen durchgeführt, aufbauend auf dem Instrumentarium und den Erkenntnissen von KiD 0-3[1]. Im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses stehen Familien, die durch eine Familienhebamme oder Fachkraft der Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflege (FGKiKP) längerfristig aufsuchend begleitet werden.

Ziel der Studie ist es, die Belastungslagen der Zielgruppe und die diesbezügliche Passung und konkrete fachpraktische Ausgestaltung der Maßnahmen zur längerfristigen aufsuchenden Begleitung von Familien (LAB) zu untersuchen und ggf. Versorgungslücken zu identifizieren. Im Hinblick auf die Zielgruppe der LAB ist zudem von Interesse, welche Belastungslagen und Risikofaktoren für Kindeswohlgefährdungen bei teilnehmenden Familien vorkommen und wie sich diese vom Bevölkerungsdurchschnitt und Befunden aus anderen Ländern unterscheiden (Lorenz u.a. 2020; Patwardhan u.a. 2017).

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Das erste bundesweite Aktionsprogramm „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und Soziale Frühwarnsysteme“ des BMFSFJ (2006–2010) und die „Bundesinitiative Frühe Hilfen und Familienhebammen“ des BMFSFJ (2012–2018) haben in den letzten 13 Jahren durch den Auf- und Ausbau Früher Hilfen die Versorgung von Familien mit Säuglingen und Kleinkindern mit niederschwelligen Unterstützungsmöglichkeiten nachhaltig verbessert.

Während die wissenschaftliche Begleitforschung der Frühen Hilfen durch das Nationale Zentrum Frühe Hilfen durch unterschiedliche Vorhaben in den Bereichen der Zielgruppen-, Hilfeprozess- und Versorgungsforschung weit vorangeschritten ist, steckt die Wirkungsforschung zu Frühen Hilfen in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Die Evaluation einzelner Modellprojekte und wenige vorliegende Studien zeigen überwiegend schwache Effekte, insbesondere für niederschwellige Angebote (Taubner/Wolter/Rabung 2015). Vor diesem Hintergrund wurde die Implementation von Frühen Hilfen durch die Bundesinitiative Frühe Hilfen zunächst auf die längerfristige aufsuchende Begleitung (LAB) von psychosozial belasteten Familien ausgerichtet (Renner/Scharmanski 2016).

Trotz der vielfältigen Bemühungen um Profilschärfung ist die LAB eine im Kern eher gering definierte bzw. strukturierte Maßnahme, die eine große Bandbreite hinsichtlich der inhaltlichen Ausgestaltung aufweist. Das hat den Vorteil, dass das Angebot auf die jeweiligen individuellen Bedarfe der Familie zugeschnitten werden kann. Wie dies in der Fachpraxis regelhaft geschieht, ist jedoch unklar. Zudem ist unklar, welche Familien mit welchen psychosozialen Belastungslagen an den Maßnahmen teilnehmen und wie passgenau die Maßnahmen auf die familiären Bedarfe ausgerichtet sind.

In ausgewählten Kommunen soll ein explorativer Feldzugang zur Zielgruppe über Fachkräfte getestet werden. Die Vorstudie folgt einem multiperspektivischen genesteten Design, indem Strukturmerkmale der kommunalen Versorgung, Qualifizierungsmerkmale der Fachkräfte, ihre fachlichen Einstellungen bezüglich der LAB und Einschätzung der Bedarfe der Familie sowie die Selbstsicht der Eltern einbezogen werden.

Angestrebt wird ein Erhebungsverfahren, angelehnt an das Konzept der Hauptstudie KiD 0-3. Es sollen etwa zehn Kommunen mit einer erwartet hohen Vorhaltung von Fachkräften und LAB-Maßnahmen in einem zweistufigen Verfahren für die Studie ausgewählt werden. Die Fachkräfte werden zu Qualifikationsmerkmalen, Erfahrungsschatz und ihrer Auffassung und Ausgestaltung der Maßnahme befragt, und gebeten, im Rahmen der LAB betreute Familien für eine weitere Befragung zu gewinnen. Angestrebt wird eine Stichprobengröße von mindestens 500 Familien, die an der Elternbefragung teilnehmen.

Lorenz, Simon/Ulrich, Susanne Marlene/Sann, Alexandra/Liel, Christoph (2020): Selbstberichtete psychosoziale Belastungen von Eltern mit kleinen Kindern: Ergebnisse der Studie „Kinder in Deutschland – KiD 0-3“. In: Deutsches Ärzteblatt, 117. Jg., H. 42, S. 709–716

Patwardhan, Irina/Hurley, Kristin Duppong/Thompson, Ronald W./Mason, Walter A./Ringle, Jay L. (2017): Child maltreatment as a function of cumulative family risk: Findings from the intensive family preservation program. In: Child Abuse & Neglect, 2017 Jg., H. 70, S. 92–99

Renner, Ilona/Scharmanski, Sara (2016): Gesundheitsfachkräfte in den Frühen Hilfen: Hat sich ihr Einsatz bewährt? In: Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 59. Jg., H. 10, S. 1323–1331

Taubner, Svenja/Wolter, Silke/Rabung, Sven (2015): Effectiveness of early-intervention programs in German-speaking countries – a meta-analysis. In: Mental Health and Prevention, 3. Jg., H. 3, S. 69–78

Kontakt

+49 89 62306-232
Deutsches Jugendinstitut
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