Die bundesweite Medizinische Kinderschutzhotline, angesiedelt am Universitätsklinikum Ulm, wurde im Jahr 2021 nach ihrer Erprobung für Angehörige der Gesundheitsberufe erweitert. Sie bietet seitdem auch für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe und Personen, die am Familiengericht tätig sind, rund um die Uhr kostenfrei eine kompetente und rechtssichere Beratung bei Verdachtsfällen von Kindesvernachlässigung, ‑miss­handlung und sexuellem Missbrauch an. Dabei werden insoweit erfahrene Fachkräfte eingesetzt, die spezielle Qualifizierungen zu Problemlagen, Fragen des Kinderschutzes sowie Besonderheiten der Kommunikation über Professionsgrenzen hinweg durchlaufen haben.

Die erneute externe Evaluation der Kinderschutzhotline dient dazu, eine Datengrundlage für die Bewertung des Erfolges oder Misserfolges der Erweiterung des Angebots zu schaffen und damit zu der Qualitätsentwicklung und -sicherung beizutragen. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Annahme des Angebots durch die adressierten Zielgruppen (medizinisches Fachpersonal, Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, Familiengerichte) und der Nutzung und Qualität der Beratung in Bezug auf Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe.

Anknüpfend an das erste Evaluationsprojekt „Evaluation der Kinderschutz-Hotline für ärztliches und heilberufliches Fachpersonal“ (2017 bis 2019) zielt die erneute externe Evaluation der Kinderschutzhotline darauf ab, eine Datengrundlage für die Bewertung des Erfolges oder Misserfolges der Angebotserweiterung für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe und Personen, die am Familiengericht tätig sind, zu schaffen und damit zur Qualitätsentwicklung und -sicherung beizutragen.

Das Projekt konzentriert sich auf zwei Leitfragen, die sich insbesondere auf die neu einbezogenen Nutzungsgruppen beziehen:

  1. Wie gestaltet sich die tatsächliche Nutzung der Hotline während der Laufzeit der Evaluation?
  2. Wie lassen sich Qualität und Nutzen der Beratungen in Bezug auf Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe beschreiben?

Die Analysen der aufgezeichneten Beratungsgespräche sind über die evaluierte Hotline hinaus für die Forschung zu Beratungstelefonen relevant.

Für die Beantwortung der ersten Leitfrage werden fortlaufend erhobenen Nutzungsdaten abgefragt und ausgewertet. Dazu wird das bereits im ersten Evaluationsprojekt verwendete Auswertungsraster angepasst und erweitert. Erhoben, gezählt und ausgewertet werden können unter anderem die Anzahl der Anfragen, ihre Verteilung über die Laufzeit hinweg, Uhrzeiten der Anfragen, Dauer der Gespräche und die Thematik der Anfragen. Des Weiteren liegen Angaben zur Zufriedenheit sowie der Einschätzung des Beratungserfolgs durch die Beraterinnen und Berater vor.  

Informationen zur Qualität und zum eingeschätzten Nutzen des Beratungsangebots werden anhand von 20 anonymisierten Transkripten von Beratungsgesprächen ausgewertet, die folgenden Kriterien entsprechen: (1) Zustimmung der Anrufenden zur Aufnahme und wissenschaftlichen Auswertung des Gesprächsverlaufs, (2) Zugehörigkeit des Anrufenden zu Berufsgruppen der Kinder- und Jugendhilfe und (3) Gesprächsdauer von mindestens fünf Minuten. Erfüllen mehr als 20 Beratungsgespräche diese Bedingung, so erfolgt eine Zufallsauswahl.

Anhand von standardisierten Kodierinstrumenten werden der Ablauf der Beratung und die Interaktionsprozesse analysiert. Der Fokus liegt hierbei auf der Gesprächsführung durch die Beratenden im Hinblick auf Techniken zur Gewinnung von Informationen von den Anrufenden, Strategien zur Konkretisierung des Anliegens, Umgang mit Missverständnissen im Beratungsgespräch und Strategien zur Entwicklung von Lösungen für das Anliegen.

Um darüber hinaus die Reliabilität der Eingaben von Nutzungsdaten zu überprüfen, werden die Beratungsgespräche im Hinblick auf das Erhebungsraster kodiert und die Ergebnisse mit den vorliegenden Nutzungsdaten statistisch abgeglichen.

Die Ergebnisse der Evaluation stehen in einem Abschlussbericht unter Mehr zum Projekt ► Publikationen zur Verfügung.

Kontakt

+49 89 62306-245
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München

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